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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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ein Sarg?
    Bren schnaubte und wandte sich abrupt von mir ab. »Geh zurück zu deiner Familie. Sie machen sich Sorgen.«
    Ich wusste, dass das gelogen war. Barry und Patty bemerkten mich kaum, wenn ich da war – wie lange hatten sie dann wohl gebraucht, bis ihnen meine Abwesenheit auffiel? »Wie lange?«, fragte ich.
    »Zwei Tage«, blaffte Bren. »Als ich hörte, dass du verschwunden warst, dachte ich mir gleich, dass du hier unten bist.«
    »Sonst kam niemand auf die Idee?«
    Bren funkelte mich an. »Sonst hat niemand Grund zu der Annahme, dass du ihm ein schlechtes Gewissen machen willst.«
    Ich stützte mich auf den Rand der offenen Röhre und kletterte hinaus. »Ich wollte dir kein schlechtes Gewissen machen.«
    »Ach nein?«, rief Bren sarkastisch. »Es kam dir nie in deinen selbstsüchtigen kleinen Kopf, dich wieder in die Stasis zu verkriechen, damit es mir leidtäte?«
    Das war nicht fair. »Nein«, sagte ich. »Ich dachte eher, dass du froh wärst.«
    Bren zog eine Augenbraue hoch. »Froh? Verseng dich! Du hältst mich für ein Charakterschwein, bloß weil ich nichts mit dir anfangen will?«
    Das kapierte ich nicht. »Nein.«
    »Warum denkst du dann, ich wäre froh? Nur weil ich dich nicht zur Freundin will, heißt das doch nicht, dass ich mich freuen würde, wenn du schwer krank wärst oder tot oder ... in dieser koitalen Stasis abgetaucht!«
    Ich schüttelte den Kopf. »So war das nicht! Ich wusste einfach nicht, was ich sonst tun sollte.«

    Bren lachte höhnisch. »Klar, wenn man die Wahl hat zwischen Leben und Tod, ist das natürlich die richtige Entscheidung.« Er schüttelte den Kopf.
    »Aber ... das mache ich immer so.«
    »Was soll das heißen, >immer    »Ja, ständig.«
    Er starrte mich ungläubig an. »Aber warum ?«, fragte er gedehnt.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Mom hat das unsere Bewältigungsstrategie genannt. Wenn wir uns gestritten hatten oder sie zu müde waren oder es in der Schule zu schwer für mich wurde oder sie verreisen mussten, haben sie mich in Stasis versetzt.«
    Bren schien zu taumeln und ließ sich schwer auf einem staubigen Schrankkoffer nieder. »Du meinst, deine Eltern haben dich dauernd in Stasis versetzt?«
    »Ja, klar«, sagte ich. »Was dachtest du denn, wie ich überhaupt da reingekommen bin?«
    »Ich ... das wusste ich nicht. Sie haben es nicht getan, um dich vor der Dunklen Epoche zu schützen?«
    »Nein, die hatte noch gar nicht angefangen, als ich das letzte Mal in Stasis ging. Nicht richtig. Es gab zwar eine erste Ausbreitung von TB, aber es war noch nicht so schlimm.«
    »Deine Eltern haben dich tatsächlich immer wieder in Stasis versetzt? Nur weil sie in Urlaub fuhren oder so was?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, schon. Sie meinten, dass sich niemand so gut um mich kümmern kann wie sie. Es war das Beste für mich, wirklich.«
    Bren starrte mich immer noch fassungslos an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Weißt du nicht ... dass das illegal ist?«
    »Was?«

    »Jemanden aus eigennützigen Gründen in Stasis zu versetzen, gilt als schwere Straftat. Das fällt in dieselbe Kategorie wie Körperverletzung.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Die Stasis war etwas Angenehmes und Tröstliches, eine beruhigende Auszeit von den Anforderungen des Lebens. Wie konnte man das mit Körperverletzung vergleichen?
    »Und das haben deine Eltern dir angetan?«, sagte er sanft. »Ständig und immer wieder? Haben dir einfach ganze Teile deiner Kindheit geraubt?«
    »Nein«, widersprach ich aufgebracht. »Nein, so war das nicht. Sie haben mich davor bewahrt, große Teile meines Lebens zu verschwenden. Die längste Zeit, die sie mich in Stasis ließen, waren vier Jahre, und das nur, weil sie den Aufbau der Bergbaukolonie auf Titan beaufsichtigen mussten.« Stirnrunzelnd versuchte ich, mich daran zu erinnern, ob das auch stimmte. Ich war mir nicht sicher. Nach einer Stasis hatte ich oft den Überblick über die vergangene Zeit verloren. »Sie haben eine Party für mich gegeben, als sie zurückkamen«, nahm ich den Faden wieder auf. »Es war mein siebter Geburtstag.«
    Bren sah mich seltsam an. »Sieben ... und jetzt bist du sechzehn und gehst auf die achtundsiebzig zu?«
    »Oh, na ja, ich schätze schon.«
    »Rose ...«, sagte er. »Wie viele Jahre hast du gebraucht, um das Alter von sechzehn zu erreichen?«
    »Also ... ich weiß nicht genau. Vor ein paar Wochen ist mir

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