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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sheehan
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Spiel bringen!
    »Ich versteh das nicht«, sagte er, immer mehr nuschelnd. »Alle erzählen mir ständig, wie schlau der Junge ist, all die Stipendien und Tests und so was, aber ich seh das einfach nicht. Die wollen doch nur mit ihrer >Diversität< Eindruck schinden oder so ’n Quatsch. Er macht sich vielleicht gut in ihren Unterlagen, aber er ist doch bloß ein starrgesichtiger Zombie. Kann nicht mal reden!«
    Es wunderte mich nicht, dass Otto Guillory nie angefasst hatte, auch nicht, wenn er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Nach einer Berührung mit diesem Verstand müsste man eine Gehirndusche nehmen. Mir kam der Gedanke, ob Otto am
Ende deswegen zu Dr. Bija ging – nicht wegen seiner eigenen Probleme, sondern wegen der der anderen.
    »Man sollte das endlich akzeptieren. Der Junge ist total daneben, da kann man nichts machen.« Er schüttelte den Kopf und trank noch einen großen Schluck. »Ich finde, wir sollten dieses ganze fehlgeschlagene Experiment beenden.«
    Meinte er damit etwa, was ich vermutete? Ich wurde wieder bleich, eine weiße Rose. Beenden? Was hieß das? Ihn töten? Ich ballte die Fäuste, vor Wut, vor Abscheu. Jetzt wünschte ich, ich hätte den Drink angenommen, damit ich ihm das Zeug ins Gesicht schütten könnte. Meine Haut fühlte sich an, als wollte sie von mir wegkriechen, als wollte sie endlich fort von dieser abscheulichen goldfarbenen Kreatur, noch vor dem Rest von mir.
    Er stierte mich blicklos an. »Weißt du, du bist ein echt hübsches Mädchen. Echt hübsch.« Oh Gott, er würde doch nicht ...? Krampfhaft versuchte ich, mich zu erinnern, wo ich mein Holofon gelassen hatte. Mist, es lag noch in der Dusche! Er schüttelte wieder den Kopf. »Ist eigentlich schade, was mit dir passieren wird.«
    Ich starrte ihn an. »Was ...?«, flüsterte ich heiser. »Was meinen Sie?«
    Im nächsten Augenblick erfuhr ich es.
    Die Tür flog auf, doch Guillory zuckte nicht mit der Wimper. »Sie sind Rosalinda Samantha Fitzroy. Bitte verhalten Sie sich still für den Irisscan.«
    »Sie!«, kreischte ich und baute mich vor Guillory auf. Er glotzte mich weiter an, aber ich konnte seinen betrunkenen Blick nicht deuten. Natürlich, das erklärte alles. Guillory stand ganz oben auf der Liste aller Menschen, die ein Interesse haben könnten, mich umzubringen. Woher sonst sollte der Plastobot wissen, wo ich war?
    Ich wich zurück und klammerte mich an mein Skizzenbuch
wie an einen Schutzschild. Ich konnte nicht fliehen, mein Körper hatte sich noch nicht von dem gestrigen Angriff erholt. Auch Schreien würde nichts nützen, denn Guillory würde mir nicht helfen, und die Suite war schalldicht. Fieberhaft rief ich mir ins Gedächtnis, was meine Eltern mir beigebracht hatten. Weglaufen, schreien, sich wehren. Mir blieb nur Option drei.
    Der Plastobot hatte keinen Streckstab mehr, hielt aber immer noch den Kontrollkragen in der linken Hand. Mit der rechten griff er nach mir. Ich packte sein Handgelenk und drehte es herum, duckte mich dabei unter seinem Arm hinweg und stieß ihn mit dem Ellbogen in die Seite, um ihn außer Gefecht zu setzen und mir eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen. Das war zumindest der Plan. Leider brach ich mir bei dem Ellbogencheck fast den Arm, und der Schmerz raste bis zu meiner Schulter hinauf, bevor der gesamte Arm taub wurde. Ich schrie auf und fürchtete, etwas dauerhaft beschädigt zu haben.
    Mir schwirrte der Kopf. Das Ding war anscheinend aus Stahl. Dann fiel mir ein, was in meinem Atelier passiert war, und änderte meine Taktik von Verteidigung auf Ausweichmanöver, obwohl ich wusste, dass ich das nicht lange durchhalten konnte.
    Ich tänzelte um den Plastobot herum, duckte und wand mich und versuchte, so schlüpfrig zu sein wie ein Aal. Schon jetzt geriet ich außer Atem. Dabei war ich so darauf bedacht, mich dem Killer zu entziehen, dass ich nicht mehr an Guillory dachte, der sich hinter mir befand. Er torkelte in mich hinein und warf mich fast um. Ich wartete nur darauf, dass er »Los, schnapp sie dir!« rief oder so etwas, aber er blickte nur wild um sich. Vielleicht hatte er nicht vorgehabt, bei meiner Exekution zugegen zu sein. Verdammter Feigling.
    Der Plastobot holte zu einem Rückhandschlag aus, der mich erledigen sollte, und erwischte mich halb. Ich ging mit dem
Schlag mit, statt mich ihm zu widersetzen, und knallte mit dem Kopf gegen den von Guillory. Seine Hand schloss sich um meinen Arm, und er versuchte, mich festzuhalten, aber das ließ ich nicht zu. Mit aller

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