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Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition)

Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition)

Titel: Wahnsinn Amerika: Innenansichten einer Weltmacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Scherer
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wir die Stadt beschossen hatten, stand dort ein großes Gebäude in Flammen. Also kam die örtliche Feuerwehr, um sie zu löschen und Menschen aus den Trümmern zu retten«, sagt er. »Aber weil die Marines Befehl hatten, eben auf alle zu schießen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit draußen bewegten, schossen sie auf die Silhouetten vor den Flammen. Die irakische Polizei erreichte irgendwann unsere Feldstation, aber keiner verstand etwas. Weil ich ein wenig Arabisch gelernt hatte, weckten sie mich auf. Ich schlug im Wörterbuch nach, was Feuer heißt, und suchte auf dem Stadtplan, wo genau das Gebäude war. So konnten wir an unsere Leute melden, dass sie nicht länger schießen sollten.«
    »Massaker sind Alltag«
     
    In den US-Medien wurde der Sturm auf Falludscha als heldenhafte Operation gezeigt. Den Kriegsalltag vermittelten die Bilder kaum. Nur eine Schockszene taucht damals zufällig auf, in der Soldaten eine Moschee auf der Suche nach feindlichen Kämpfern durchkämmen. Am Boden häufen sich dort bereits die Leichen irakischer Soldaten. »Da hinten atmet noch einer und stellt sich nur tot«, ruft plötzlich einer der Marines. Dann fällt der Schuss. »Jetzt ist er wirklich tot«, flucht der Schütze. Eine Hinrichtung.
    Später wird ein Massaker im Ort Haditha bekannt, das die Befehlshaber lange zu vertuschen suchten und ein Militärrichter am Ende ohne Haftstrafen durchwinkt. In einem Wohnhaus hatten Soldaten 24 Zivilisten, darunter acht Kinder und ein 76-Jähriger im Rollstuhl, grausam exekutiert. »Auch das war kein Einzelfall, Massaker sind Kriegsalltag«, beteuern die Veteranen.
    »Etwa wenn Konvois aus Häusern beschossen werden, während sie in vollen Straßen unterwegs sind«, schildert einer, »da feuert man um sich, bis keiner mehr steht.«
    Kokesh verteidigt auch in diesem Fall die Soldaten. Der Krieg habe sie zu Massenmördern gemacht. »Auch wenn da viele Kinder unter den Toten sind, die Soldaten versuchten nur, ihr eigenes Leben zu retten. Was soll passieren«, sagt er, »wenn Soldaten, die nur zu töten trainiert haben, im Konvoi unter Feuer geraten? Wir wurden nicht in Orten ausgebildet, die voller Kinder waren.«
    Aber nach solchen Blutbädern gab es doch immer Untersuchungen, wende ich ein.
    »Eben nicht«, erwidert er. »Warum auch? Das sind Dinge, die passieren in Kriegen.«
    Auch die skandalträchtigen Fotos aus dem Gefangenenlager Abu Ghraib, wo US-Aufseher inhaftierte Verdächtige demütigten, schikanierten oder zu Tode folterten und sich dabei noch lachend ablichten ließen, halten die Veteranen für weniger außergewöhnlich, als das Militär glauben machen wolle. Auch er habe als Bewacher Grenzen überschritten, sagt Kokesh und zeigt uns eigene Fotos, die ihn in Helm und Uniform zeigen, das Gewehr schussbereit in Händen, während neben ihm zwei gefesselte Männer knien, über deren Köpfe Papiertüten gestülpt sind. Die Wand hinter ihnen scheint blutverschmiert, der Boden ringsum ist verschmutzt.
    »Das waren Iraker, die uns auffielen, weil sie umgerechnet 2000 Dollar Bargeld bei sich hatten«, sagt er. »Ich sollte auf sie aufpassen, bis sie befragt werden könnten. Der Vorgesetzte sagte nur: ›Hey, wir brauchen dich für eine Schicht. Lass sie nicht schlafen, tue alles, um sie wach zu halten, lass sie nicht aufs Klo gehen, lass sie in ihrer Scheiße sitzen.‹«
    Schon damals habe er gedacht, das sei unnötig und inhuman. Tatsächlich hätten sie das Geld für eine Hochzeit von der Bank geholt, habe sich bald herausgestellt. Wenn diese Leute je Amerikaner gemocht hätten, sagt er, habe man ihnen an jenem Tag Grund genug gegeben, das zu ändern. Denn als die Verhörspezialisten von der CIA angekommen seien, habe er seinen Augen nicht getraut.
    »Die schrien mich an: ›Warum läuft hier die Klimaanlage? Warum behandelst du die so gut?‹ Ich sagte: ›Was ist mit Unschuldsvermutung und so? Die haben nicht auf uns geschossen. Sie hatten nur eine Tüte Geld im Auto. Dazu wollten wir sie befragen, also euch die Gelegenheit zum Verhör geben, sonst nichts.‹ Und dann fingen sie ohne ein Wort an, auf die Männer einzuschlagen und ihre Köpfe gegen die Wand zu schleudern.«
    Billige Leben
     
    Er selbst sieht jung aus in der Szene, die Helmkante gleich über den Augenbrauen, eingepackt in volle Montur. »Jeder hat solche Erinnerungsfotos«, sagt er. »Wenn du im Krieg bist, ist das normal.«
    Das grausigste in seiner Sammlung zeigt die verkohlte Leiche eines Autofahrers, den die

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