Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden

wirken.
Sind Sie eine besonders Fleißige, Tüchtige? Stellen Sie die anderen – Ihre Kolleginnen, Ihre Schwestern, Ihre Mutter – mit Ihrer Emsigkeit in den Schatten? Dann können Sie davon ausgehen, dass es in Ihnen einen großen Faulpelz gibt, der seinen Tribut fordert und immer wieder an die Tür Ihres Bewusstseins klopft. Wenn Sie nicht bereitwillig auf ihn hören, wird er sich auf andere Weise bemerkbar machen, am einfachsten dadurch, dass er Sie krank werden lässt. Dann ist’s aus mit dem Fleißigsein. Und wenn Sie selbst nicht mit Lust faul sein können, dann übernimmt Ihr Sohn oder Ihre Tochter das vielleicht für Sie.
    Warum ist das so? In jedem Menschen sind alle Aspekte des Menschseins enthalten, und sie wollen wahrgenommen und angenommen werden. Je einseitiger ein Mensch denkt und handelt, desto störender muss sich der ungeliebte Gegenpol in seinem Leben, das heißt in seinem Körper und bei den Menschen seines Umfelds zum Ausdruck bringen. Denn jede Beziehung zwischen Mann und Frau und jede Familie (ebenso wie jede Firma, jede Organisation, jede Stadt,
jedes Land und die ganze Menschheit) ist ein Energiesystem, das nach Ausgleich strebt. Je einseitiger ein Mitglied dieses Systems denkt und sich verhält, desto stärker wird ein anderes Mitglied des Systems auf unbewusste Weise gezwungen, den von jener Person abgelehnten Pol zu leben.
    Diese Schattenfiguren sind keine Fantasiegebilde, sondern werden in vielen Frauenträumen erlebt, wie Sie in psychoanalytischen Büchern (von Frauen geschrieben) nachlesen können. Sie sitzen im Keller des Bewusstseins, also tief im Inneren der Frau, weil sie schon in früher Kindheit dort eingesperrt wurden und weil diese Aspekte der Frau in den letzten Jahrtausenden immer wieder verurteilt, tabuisiert und bestraft wurden.
    Jede extreme Einseitigkeit rächt sich und verlangt nach Ausgleich. Achten Sie also darauf, dass auch Ihre Gegenseite Raum bekommt, dass auch sie hier und da gelebt wird.

Kapitel 11
Sich selbst lieben
    Gelebte Liebe zu sich selbst ist Grundlage und Voraussetzung für ein glückliches Leben und auch für das Glück in jeder Partnerschaft. Menschen, die in Beziehungen unglücklich sind, lieben sich selbst so gut wie nie und sind meist in hohem Maße mit den Personen und Ereignissen ihres Lebens verstrickt. In diesem Kapitel möchte ich deutlich machen, wie Selbstliebe in der Praxis aussieht.
    Die meisten Menschen im Westen werden weder durch ihre Eltern auf ihr Leben als Erwachsene vorbereitet noch durchleben sie bewusst Jahre, in denen sie ganz auf sich selbst gestellt sind. Die Auswirkungen dieses großen Mankos zeigen sich in vielen Beziehungsgeschichten.
    Natürlich sehnen wir uns alle nach Harmonie, Nähe, Verbindung, Berührung, Vertrautheit, Liebe und befriedigenden sexuellen Begegnungen, aber wir suchen danach am falschen Ort, nämlich in einer Beziehung. All das, was wir uns von einem Partner wünschen, müssen wir uns erst einmal selbst schenken:
Harmonie in uns, zum Beispiel zwischen unserem physischen Körper, unseren Emotionen, Gedanken und Herzenswünschen
Nähe zu uns selbst, zu unserem Innersten, unserer Sehnsucht, aber auch zu unseren Ängsten, unserer Verletzlichkeit und all unseren Gefühlen
Verbindung zwischen Verstand und Herz, aber auch zu allen verdrängten, verleugneten und abgetrennten Anteilen unserer selbst
Liebe zu allem, was uns ausmacht: zu unserem Menschsein, unserem Mann- oder Frausein sowie zu unserem Körper
Und auch die Sexualität beginnt bei uns selbst, und zwar nicht erst bei dem, was wir Selbstbefriedigung nennen
    Im Laufe einer Beziehung wird immer deutlich, wie sehr oder wie wenig sich die Partner selbst wertschätzen, würdigen, annehmen und lieben. Darum sollte das Thema Selbstliebe schon im Kindergarten und in der Grundschule einen hohen Stellenwert haben, und es sollte auch aufgezeigt werden, wie dies praktisch gelebt werden kann. Selbstliebe muss wieder vom Ruch des Egoismus befreit werden. Der sich selbst liebende Mensch ist nicht nur in der Gemeinschaft zweier Menschen ein Segen, er ist auch für unsere Gesellschaft und Demokratie insgesamt ein großer Gewinn. Denn er bringt die Energie des inneren Friedens, der Freude, der Tatkraft und der Liebe in diese Gesellschaft hinein, übernimmt Verantwortung für seine eigenen Angelegenheiten und sorgt gut für sich. Der sich nicht selbst liebende Mensch verursacht enorme Kosten für die Gesellschaft, denn er leidet an Stress, Konflikten und