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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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im Haus oder: »Schau du auf die Straße!« Wellmann hetzte die Stufen ins Haus hinauf.
    Jan Sternberg rannte zum Hoftor hinaus und sah gerade noch einen roten Kleinwagen um die Ecke verschwinden.
    »Paul, schnell, hier!«
    Der kam schon aus der Ladentür gestürzt: »Er hat das Auto der Verkäuferin.«
    Er riss das Handy aus der Hosentasche und drückte Kurzwahl 2: »Wellmann hier, Ringfahndung, Hagsfeld, roter Fiat Punto.«
    Schnell stieß er die Ladentür wieder auf. »Wie ist die Nummer? Ihre Autonummer bitte!«
    »KA-PS-258«, rief er ins Mikrofon.
    Dann gab er noch eine knappe Personenbeschreibung durch und ließ sich mit Oskar Lindt verbinden.
     
    Der Wagen wurde eine halbe Stunde später auf dem P+R-Parkplatz bei der Straßenbahn-Haltestelle »Fächerbad« entdeckt. Von seinem Fahrer fehlte allerdings jede Spur.
    Zwischenzeitlich war ein Großaufgebot von Schutz- und Kriminalpolizei in Hagsfeld eingetroffen. Staatsanwalt Conradi brachte zwei Durchsuchungsbeschlüsse mit.
    Eine Gruppe von Beamten durchsuchte die Gebäude der Metzgerei. Besonderes Interesse galt den Jagdwaffen.
    »Den Schlüssel bitte!« Paul Wellmann öffnete einen in die Wand eingemauerten Stahlschrank. Pedantisch genau wurden 15 Gewehre, ein Smith & Wesson-Revolver im Kaliber.357 Magnum und eine deutsche 9 mm-Pistole mit den Eintragungen auf der Waffenbesitzkarte verglichen.
    »Alles registriert, wird aber trotzdem vorsorglich sichergestellt.«
    Sternberg machte sich derweil an der Eichentruhe zu schaffen und bemerkte schnell einen doppelten Boden. Er verbarg zwei nicht angemeldete Gewehre. Eine italienische Beretta Selbstladeflinte, deren Magazinkapazität unzulässig auf fünf Schuss erhöht worden war, und eine finnische Sako Präzisionsbüchse mit verbotenem Nachtsicht-Zielfernrohr.
    Ein Luchsfell diente als Bettvorleger, zwei ausgestopfte Auerhähne zierten das Treppenhaus und ein präparierter Steinadler spreizte seine Schwingen über dem Esstisch.
    »Haben Sie Papiere für die Einfuhr und den ordnungsgemäßen Erwerb dieser geschützten Arten?« Wellmann bekam keine Antwort. »Also dann, alles einladen!«
    Auch der total am Boden zerstörte Metzger, dem vor Angst und Hitze der Schweiß literweise aus allen Poren kam, wurde im Angesicht zahlreicher Schaulustiger in einem Polizei-Kleinbus abtransportiert.
    Die zweite Gruppe stellte das Fitnessstudio seines flüchtigen Bruders auf den Kopf.
    Rein vorsorglich hatte Oskar Lindt, der die Durchsuchungen vor Ort koordinierte, noch einen Drogenspürhund angefordert.
    »Treffer«, meldete dessen Führer schon nach einer halben Stunde. Sein vierbeiniger Kollege gab vor einer Wand ausdauernd Laut. Hohler Klang beim Klopfen, von hinten oder den Seiten war aber kein Beikommen, also musste einer von Ludwig Willms’ Technikern ran. Die Einhand-Flex schnitt die Gipsfaserplatte problemlos und legte ein Regal frei, in dem die verschiedensten Drogen fein säuberlich portioniert aufgestapelt waren.
    »Heroin, Kokain, Ecstasy, alles, was das Herz begehrt«, kommentierte Jan Sternberg, »und dabei dachte ich immer, die Bodybuilder brauchen Anabolika. Wie man sich doch täuschen kann.«
    Ludwig Willms staunte über einen Mechanismus zum Verschieben der Wand, der bei der Demontage der Verkleidungsplatten zum Vorschein kam. »Funkgesteuert«, stellte er fest, worauf Jan Sternberg – »ach, Moment, ich hab da noch was« – den Schlüsselbund des Motorradfahrers aus der Tasche zog. »Erster Versuch«, sagte er, drückte auf die Taste an einem Mercedes-Schlüssel und hatte Erfolg. Völlig lautlos glitten die Reste der Wandkonstruktion zur Seite und gaben das Drogenlager vollständig frei.
    »Ach Jan, wir hätten da noch ein Problemschloss. Komm mal her mit dem Bund.« Paul Wellmann winkte seinen Kollegen ins Chefbüro, wo die Spurensicherung hinter einem kultig grell gemalten Ölschinken mit röhrendem Hirsch einen festgemauerten Wandtresor freigelegt hatte.
    »Daran soll es nicht liegen, wir probieren alle Schlüsselchen aus. Wie wäre es mit diesem, nein, zu groß, aber der hier könnte doch, ja, genau, passt!«
    Jan drehte zwei Mal, Willms betätigte einen Knebelgriff, zog die dicke Panzertür auf und schon lag das Innenleben des Safes offen da.
    »Dem hätten wir die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle vorbeischicken sollen«, witzelte Sternberg. »Das mit der ferngesteuerten Wand war ja noch ganz clever, aber ein derart primitiver Safe, nein, der muss sich seiner Sache schon absolut sicher gewesen

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