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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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sie, ihr könnt kommen.«
    Er zeigte die Richtung: »Zehn Meter weiter. Meine Asta ging wie an der Schnur gezogen. Aber Vorsicht, das ist echt nichts für schwache Nerven.«
    In gebührendem Abstand passierten die Drei den erfolgreichen Hund und seinen Führer. Sternberg vorne, dann Lindt und zum Schluss Paul Wellmann schlängelten sich so gut es ging durch den dichten Bewuchs. Zwischen Heidelbeersträuchern und Bocksergrasbüscheln lauerten knietiefe Löcher, sodass sie nur langsam vorankamen.
    Plötzlich blieb Sternberg wie angewurzelt stehen. »Uuuh«, entfuhr ihm. Würgend hielt er die Hand vor den Mund und drehte sich blitzartig zur Seite.

8
    »Mit der Presse haben wir jetzt ein echtes Problem«, raunte Franz-Otto Kühn seinem Karlsruher Kollegen zu. Beide standen nebeneinander im Heidekraut und beobachteten aus geruchssicherer Entfernung die Techniker der Spurensicherung bei der Arbeit. »Dieser verdammte Zettel im Briefkasten unseres Zeitungsfritzen – wer kann den da reingeworfen haben? Doch nur der Täter!«
    Lindt nickte: »Das geht mir schon seit heute Morgen ständig durch den Kopf. Der wusste genau, was er tat. Es kann kein anderer gewesen sein. Aber wieso? Er scheint ja direkt erpicht darauf, dass seine Taten an die Öffentlichkeit kommen.«
    Paul Wellmann mischte sich ein: »Absolut ungewöhnlich. Normalerweise versucht ein Täter doch sein Opfer so zu verstecken, dass es keinesfalls gefunden wird.«
    »Richtig publicitygeil«, kommentierte Jan Sternberg.
    »Wie unser Staatsanwalt«, rollte Kühn mit den Augen und schielte zum Fußpfad, auf dem sich gerade ein gutaussehender, gepflegt wirkender Mittdreißiger im grauen Anzug näherte.
    » Eine ganze Horde von Journalisten habe ich im Schlepp, Radio und Fernsehen sind auch dabei. Die warten alle dort vorne«, zeigte er zurück in Richtung des Fahrweges. »Wann können wir etwas Näheres sagen?«
    »Am besten, Sie schauen selbst, was man dazu noch sagen kann«, brummte Kühn verärgert. »Kommen Sie nur, hier gehts lang. Den Anblick vergessen Sie garantiert nie mehr.«
    Der Staatsanwalt zuckte kurz zusammen, dann kämpfte er sich weiter in Richtung Spurensicherung, doch als er aus einigen Metern Entfernung den Verwesungsgestank roch und die grausigen zerrissenen, zerhackten, zernagten und zerfledderten Überreste dessen sah, was einmal ein einsamer Wanderer gewesen war, drehte er auf der Stelle wieder um.
    »Wie bringen Sie …«, schluckte er und hielt sich ein blütenweißes Taschentuch vor den Mund, »... wie bringen Sie den hier raus?«
    »Im Sack, geschlossen natürlich. Bestimmt nicht so, dass ihn Ihre Pressemenschen zu Gesicht kriegen! Oder wollen Sie das dort als Vermisstenfoto in der ›Landesschau‹ bringen?«
    Der Staatsanwalt dachte schon wieder an seinen großen Auftritt und ließ sich nicht beirren: »Es würde sich gut machen, wenn wir den Abtransport für die Kameras freigeben. Die Polizeiwagen im Hintergrund, dann ein Schwenk auf die Wildnis hier mit diesen komischen niedrigen Bäumen, vielleicht noch der Hundeführer dabei und ich selbst als sachkundiger Kommentator.«
    »Es wäre besser, wenn Sie die Zusammenhänge mit den beiden Karlsruher Mordfällen nicht so sehr betonen würden«, warf Oskar Lindt ein.
    Unwirsch drehte sich der Jurist um: »Ich glaube kaum, dass das möglich sein wird.«
    Leider kam es genau so. Gierig richteten sich die Linsen von über 20 Kameras auf den Zug, der im Gänsemarsch den schmalen Fußweg aus der Latschenkiefernwildnis entlang kam. Vorneweg der Staatsanwalt im eleganten Zweireiher, dann Kühn, gefolgt von uniformierten und zivil gekleideten Polizeibeamten. Besonders der Leichensack, den zwei in weiße Schutzanzüge gekleidete Kriminaltechniker schleppten, fand auf seinem Weg zum bereitgestellten Metallsarg größtes Interesse. Der Leichenspürhund musste extra nochmals aus seiner schattigen Transportbox geholt werden und auf staatsanwaltschaftliches Geheiß medienwirksam bellen.
    Lindt blieb absichtlich im Hintergrund, doch nachdem die Heckklappe des Leichenwagens geschlossen war, musste auch er sich Seite an Seite mit dem Freudenstädter Kripochef und dem Staatsanwalt den Reportern stellen.
    Deutlich hörbares Rumpeln kam vom immer finsterer werdenden Himmel, die Luft war extrem schwül geworden und Tausende blutrünstiger Stechmücken schwirrten aggressiv umher. Der Lokalredakteur, in dessen Briefkasten der Zettel gelegen hatte, verteilte Kopien an seine Kollegen, was zu hitzigen Diskussionen

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