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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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und kam jeden Abend an seinen Platz zurück. Es war Spaß, aber vielleicht auch nicht. In New York City war heutzutage und im Maklergeschäft nichts zu weit hergeholt.
    Sugar Joe nahm nichts anderes an als Kaffee, den er hell wünschte, mit Sahne und Zucker, drei Tütchen. Wetzon hatte dies eines Tages entdeckt, als sie neben die unförmige Masse unter der Decke zwei Kaffeebecher gestellt und eine rauhe Stimme sagen gehört hatte: »Sechs Zucker.« Kein Dankeschön. Trotz ihrer Bestürzung über seine Lebensweise hatte sie gelacht.
    Die Kinder im Viertel hatten begonnnen, ihn Sugar Joe zu rufen, und der Name war an ihm hängengeblieben. Es war ein Teil von Wetzons morgendlichem Ritual geworden, daß sie ihm zwei Becher hinstellte und er sie angrunzte. Wie er von unter der Ecke etwas sehen konnte, war ihr ein Rätsel geblieben.
    Dies war das erste Mal seit Monaten, daß sie ihm keinen Kaffee hinstellte, und sie verspürte Gewissensbisse.
    Endlich reagierte ein Taxi auf ihr Winken, und sie stieg mit einer gewissen Mühe ein. Alles tat ihr weh. Ihr Rücken protestierte. Sie rutschte vor, gab dem Fahrer die Adresse des Büros und lehnte sich zurück. Sie zog The Wall Street Journal aus der Einkaufstüte und faltete die Titelseite auf. Gott sei Dank brachte das Journal keine Fotos. Sie sah den kleinen Artikel in der Nachrichtenspalte: »Makler ermordet« und nur ein kleiner Absatz mit den Tatsachen, wie sie ihr bekannt waren. Nichts Neues. Sie war erleichtert. Ihr Blick wanderte über die Titelseite. Er blieb an etwas hängen, bevor sie geistig erfaßt hatte, was sie sah. Sie las die deutliche Schlagzeile: ZUSAMMENBRUCH VON KAPLAN, MORAN SECURITIES, INC., berichtet aus Atlanta, Georgia. Sie überflog den Artikel:

    Kaplan, Moran, eine Effektenfirma mit Sitz in Atlanta, brach gestern zusammen, als eine große Anzahl ihrer Kunden sie um die Aushändigung von Nebenbürgschaften für ihre Darlehen an die Firma ersuchte. Die amtliche Bestätigung kam aus Bundesbank- und Versicherungskreisen. Die Kunden verlieren mit Sicherheit über 7 Millionen Dollar. Kaplan, Moran, befaßte sich mit Rückkaufabsprachen (>Repos<), einer Art der Kreditaufnahme, bei der eine Effektenfirma Bundesanleihen an einen Kunden verkauft und sie dann zu einem festgelegten Datum, zwischen 30 und 270 Tagen, zu einem höheren Preis zurückkauft. Die Firma tätigte auch umgekehrte Rückkäufe, bei denen sie Anleihen von den Kunden kaufte, mit dem Versprechen, sie später zurückzuverkaufen.
    Ein Sprecher der SEC erklärte, daß der Betrug begann, nachdem die Firma massive Spekulationsverluste hatte hinnehmen müssen. Sie verwendete dann Geld von Kundenkonten, um diese Verluste zu decken...

D ie zum Mittagessen strebende Menge in der Second Avenue war heute zeitig dran, was vermutlich an der milden Witterung lag. Es war noch nicht zwölf, und die Leute standen schon vor den Sandwichläden und Salatbars Schlange, um ihren Lunch zu kaufen, den sie dann im Freien in einem der Miniparks, die über die Geschäftsviertel Manhattans verteilt waren, zu sich nehmen.
    Der Verkehr staute sich auf der 49. Street zwischen First und Second Avenue, weil ein privater Müllabfuhrwagen die Straße blockierte.
    »Halt!« rief Wetzon. »Ich steige hier aus.«
    Der Taxifahrer bremste abrupt auf der Westseite der Second Avenue. Reifen quietschten hinter ihnen, als ein anderes Taxi plötzlich hielt. Wetzon zahlte, stieg aus und wartete, daß die Ampel umsprang. Eine Frau in schwarzem Ledertrenchcoat mit großer Sonnenbrille und unter dem Kinn gebundenem geblümtem Seidenkopftuch stieg aus dem anderen Taxi und entfernte sich in entgegengesetzter Richtung nach Westen auf der 49. Street. Die Sonne blendete Wetzon . . ■ Kaplan, Moran... Sie hatte noch nie von der Firma gehört, aber sie tätigte die gleiche Art von Geschäften, mit denen sich nach Barrys Auskunft Jake befaßte, und sie hatte Schiffbruch erlitten. Konnte das etwas mit dem Mord an Barry zu tun haben? Hatte Barry etwas über Jake Donahue herausbekommen, das so schlimm war, daß man ihn deswegen umbrächte?
    Die Ampel sprang um, aber der Verkehr stockte; Fahrer von Personen- und Lieferwagen lehnten auf ihren Hupen. Die kräftigen Müllmänner luden weiter Müll auf, ohne sich um den Stau, den sie verursacht hatten, zu kümmern. Zwei bullige Männer stiegen aus einem steckengebliebenen Möbelwagen und schrien den Müllmännern Schimpfwörter zu, worauf diese fallen ließen, was sie gerade in den Händen hatten, und sich

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