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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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zu machen, aber er rührte sich nicht. Ich war nun wirklich böse. Ich stieß die Tür ein wenig auf, und er... rutschte auf mich zu, fiel fast auf mich... ich mußte ihm aus dem Weg gehen. Es war entsetzlich.«
    Sie würgte.
    »Holen Sie tief Luft«, sagte Silvestri laut. »Atmen Sie tief ein und aus. Weiter so. Langsam.«
    Der kalte Schweiß brach ihr aus, aber sie atmete weiter tief durch. Sie hatte Angst aufzuhören. Zu ihrer Verlegenheit kamen Tränen. »Mein Gott«, keuchte sie, »es tut mir leid. Das ist so eklig.«
    Silvestri stand auf und setzte sich auf die Vorderkante seines Schreibtischs, in ihre Nähe, und legte seine rechte Hand leicht auf ihre Schulter. »Immer atmen«, sagte er.
    Dann klopfte jemand aufgeregt an das Glas, und Wetzon und Silvestri sahen Smith draußen stehen, wütend, mit blitzenden Augen. »Was machen Sie mit ihr?« formte sie mit den Lippen und zeigte auf Wetzon.
    »Alles in Ordnung.« Silvestri zog seine Hand von Wetzons Schulter. »Keine Fragen mehr für heute.« Er zog die eine Schulter hoch, und sein Gesichtsausdruck bedeutete Smith: »Ich habe nichts getan.« Er nickte dem Stenografen zu und machte die Tür auf.
    »Was machen Sie bloß mit ihr, Silvestri?« fuhr Smith ihn an. »Sehen Sie denn nicht, daß sie kurz vor einem Zusammenbruch ist?«
    »Es tut mir wirklich leid. Aber wir mußten das hinter uns bringen.«
    »Laß nur, Smith. Es geht mir gut.« Wetzons Stimme verlor sich, hoch und fern.
    »Ich lasse Sie von einem meiner Leute nach Hause bringen«, sagte Silvestri, indem er sich nach ihr umdrehte.
    »Ich gehe mit ihr«, sagte Smith. »Sie können mich dort oben abholen.«
    Erst als sie vor ihrem Haus ankamen, fiel Wetzon ein, daß sie Silvestri nicht gefragt hatte, ob sie über den verschwundenen Diplomatenkoffer etwas herausgebracht hatten.

E s geht mir wirklich gut, ganz bestimmt«, sagte Wetzon nachdrücklich. »Hör bitte auf, soviel Wirbel um mich zu machen.« Sie standen auf dem Bürgersteig vor ihrem Haus. Larry, der Portier, lehnte ohne Jacke an der Hauswand, rauchte, redete mit einem aus dem Viertel und achtete nicht auf sie. »Es war nur, daß ich noch einmal darüber reden mußte, wie ich Barry fand, das war schuld daran.«
    »Du hast ausgesehen, als würdest du gleich umkippen«, sagte Smith. »Du hast ihm doch nicht von dem anderen Schlüssel erzählt?«
    »Natürlich nicht. Das würde ich doch nicht tun, ohne es dir als erstes zu sagen.«
    Ein neuer Hondaroller fuhr in ihrer Nähe an den Straßenrand, und ein Mann mit großem grauem Sturzhelm und Motorradbrille, der einen weißen Kittel und eine etwas verrutschte Krawatte trug, stieg ab und sah neugierig zu Smith und Wetzon hin.
    Er setzte den Sturzhelm ab, unter dem krauses graues Haar zum Vorschein kam, und ging, indem er die Schutzbrille abnahm, über den Bürgersteig, um mit Larry zu reden. Gelangweilt zeigte Larry vage auf Smith und Wetzon und vertiefte sich wieder in sein Gespräch.
    Der Mann im weißen Kittel machte kehrt und kam auf sie zu. »Miss Wetzon?« fragte er, indem er von einer zur andern blickte.
    »Ich bin Leslie Wetzon«, sagte Wetzon, indem sie Smith’ Ellbogen auswich. »Sie suchen mich?«
    »Ja, ich bin Dr. Pulasky, Rick Pulasky vom York Hospital.« Er lächelte sie an. Er hatte ein nettes Lächeln und warme dunkelbraune Augen. Sein Haar war zerzaust. Zu alt für einen Assistenzarzt. »Ich bin für die Überwachung der ambulanten Patienten der Unfallabteilung am York zuständig.«
    »Oh, das ist nett«, sagte Wetzon beeindruckt. »Ich wußte nicht, daß Krankenhäuser solche Leistungen anbieten.«
    Er strahlte sie an. »Es ist ein Versuchsprogramm, und wir sind die einzigen in der Stadt, die es jetzt schon durchführen. Ich bin hier, um zu kontrollieren, wie es Ihnen geht.«
    »Es geht mir prima«, sagte sie leichthin. »Keine Probleme.« Lügnerin, dachte sie. »Wie Sie sehen.« Sie breitete die Arme aus und unterdrückte einen Schmerzenslaut.
    »Dr. Pulasky«, sagte Smith in ihrer samtweichen Stimme, indem sie das »Doktor« betonte. Sie lächelte verführerisch und reichte ihm die Hand.
    Wetzon fragte sich, ob Smith sich etwa auch zu Pulasky hingezogen fühlte. Oder war es ihr einfach zur zweiten Natur geworden, das bei allen Männern zu machen? Eigenartig, daß ihr das früher nie an Smith aufgefallen war, aber schließlich hatten sie, außerhalb ihrer geschäftlichen Partnerschaft, nie viel Umgang miteinander gehabt. Oder vielleicht war sie auch so müde, daß sie sich über

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