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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Enthüllungen über Abfindungen, Gehaltsniveaus und sogenannte Fallschirmabsprachen. Sein eigenes Gehalt als Kriminalbeamter mit langjähriger Berufserfahrung war niedrig. Wenn er eine Stelle im privaten Sicherheitsbereich vorgezogen hätte, könnte er mindestens doppelt soviel verdienen. Aber er hatte sich entschieden. Er blieb Polizeibeamter. Zumindest so lange, wie er mit seinem Gehalt überleben konnte. Aber er hatte oft gedacht, daß das Bild Schwedens als ein Vergleich zwischen verschiedenen Verträgen gezeichnet werden könnte.
     
    Sie kamen um fünf Uhr in Älmhult an. Bo Runfelt hatte wissen wollen, ob es wirklich nötig war, über Nacht zu bleiben. Wallander hatte eigentlich keine überzeugende Antwort. Im Grunde konnte Bo Runfelt den Zug zurück nach Malmö nehmen. Aber Wallander behauptete, daß sie erst am folgenden Tag den See aufsuchen |262| konnten, weil es bald dunkel war. Und er wollte Runfelt dabeihaben.
    Als sie sich im Hotel einquartiert hatten, fuhr Wallander sofort wieder los, um Jacob Hoslowskis Haus zu suchen, bevor es dunkel wurde. Sie hatten an der Informationstafel am Ortseingang von Älmhult gehalten. Wallander hatte sich gemerkt, wo der Stångsjön lag. Er verließ die Ortschaft. Es war schon dämmerig. Er bog nach links ab, und dann noch einmal nach links. Der Wald war dicht. Die schonische Landschaft lag schon weit zurück. Er hielt, als er einen Mann sah, der ein Gartentor an der Straße reparierte. Der Mann erklärte ihm, wie er zu Hoslowskis Häuschen kam. Wallander fuhr weiter. Der Motor machte ein sonderbares Geräusch. Wallander dachte, daß es bald wieder Zeit wäre, den Wagen zu wechseln. Sein Peugeot wurde alt. Er fragte sich, wie er sich einen neuen Wagen leisten sollte. Den, den er jetzt fuhr, hatte er vor einigen Jahren gekauft, als sein voriger Wagen, auch ein Peugeot, eines Nachts an der E65 ausgebrannt war. Wallander ahnte, daß auch sein nächster Wagen ein Peugeot sein würde. Je älter er wurde, um so schwerer fiel es ihm, seine Gewohnheiten zu ändern.
    Er hielt an, als er zur nächsten Abzweigung kam. Wenn er die Wegbeschreibung richtig verstanden hatte, mußte er hier nach rechts abbiegen, und nach ungefähr achthundert Metern sollte Hoslowskis Hütte zu sehen sein. Der Weg war in schlechtem Zustand. Nach hundert Metern hielt Wallander an und setzte zurück, um nicht steckenzubleiben. Er ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß. Die Bäume auf beiden Seiten des schmalen Waldwegs rauschten. Er ging schnell, um warm zu bleiben.
    Das Häuschen lag dicht am Weg. Es war eine alte Kätnerhütte. Der Hofplatz war voller Schrottautos. Ein einsamer Hahn saß auf einem Baumstumpf und betrachtete ihn. Nur in einem Fenster war Licht – eine Petroleumlampe. Er zögerte und fragte sich, ob er den Besuch bis zum nächsten Morgen aufschieben sollte. Aber er war weit gefahren. Unter dem Druck der Ermittlung durfte er die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er trat an die Haustür. Der Hahn auf dem Baumstumpf rührte sich nicht. Die Tür wurde geöffnet. Der Mann, der dort im Dunkeln stand, war jünger, als |263| Wallander gedacht hatte, kaum vierzig Jahre. Wallander stellte sich vor.
    »Jacob Hoslowski«, sagte der Mann. Wallander nahm einen schwachen, kaum merklichen Akzent wahr. Der Mann war ungewaschen. Er roch nicht angenehm. Sein langes Haar und der Bart waren verfilzt. Wallander begann, durch den Mund zu atmen.
    »Darf ich ein paar Minuten stören?« sagte er. »Ich bin Polizeibeamter und komme aus Ystad.«
    Hoslowski lächelte und trat zur Seite. »Komm rein. Wer bei mir anklopft, den lasse ich immer rein.«
    Wallander trat in den dunklen Flur und stolperte beinah über eine Katze. Dann sah er, daß das ganze Haus voller Katzen war. Er hatte noch nie so viele Katzen an einem Ort gesehen. Der Gestank war entsetzlich. Er sperrte den Mund auf, um überhaupt Luft zu bekommen und folgte Hoslowski in den größeren der beiden Räume, aus denen die Hütte bestand. Es gab so gut wie keine Möbel. Nur Matratzen und Kissen und Bücherstapel und eine einsame Petroleumlampe auf einem Schemel. Und Katzen. Überall Katzen. Wallander hatte das unangenehme Gefühl, daß sie ihn alle mit wachsamen Augen anstarrten und sich jeden Augenblick auf ihn werfen könnten.
    »Man kommt selten in ein Haus ohne Strom«, sagte Wallander.
    »Ich lebe außerhalb der Zeit«, antwortete Hoslowski einfach. »In meinem nächsten Leben werde ich als Katze wiedergeboren.«
    Wallander nickte. »Ich

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