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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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stattfindet?«
    »Kein großer«, sagte Wallander. »Aber viele kleine.«
    Hoslowski nickte. Dann wies er mit der Hand in eine Richtung. »Mein Nachbar wohnt ganz nah. Man sieht sein Haus nicht, vielleicht sind es dreihundert Meter. Irdische Abstände sind schwer zu berechnen.«
    Wallander dankte ihm und ging. Es war jetzt dunkel. Er hatte die Taschenlampe eingesteckt und leuchtete auf den Weg. Zwischen den Bäumen schimmerte Licht. Er dachte an Jacob Hoslowski und alle seine Katzen.
    Das Haus, zu dem er kam, wirkte relativ neu. Davor stand ein Pritschenwagen mit Verdeck, auf dessen einer Seite »Rohrservice« stand. Wallander läutete. Ein Mann in einem weißen Unterhemd und mit bloßen Füßen öffnete. Er riß die Türe auf, als sei Wallander der letzte in einer unendlichen Reihe von Menschen, die gekommen waren und ihn gestört hatten. Aber der Mann hatte ein offenes und freundliches Gesicht. Im Hintergrund war Kindergeschrei zu hören. Wallander erklärte kurz, wer er war.
    »Und Hoslowski hat Sie hergeschickt?« fragte der Mann.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das merkt man am Geruch«, sagte der Mann. »Aber kommen Sie rein. Ich kann ja nachher lüften.«
    Wallander folgte dem großgewachsenen Mann in eine Küche. Das Kindergeschrei kam vom Obergeschoß. Außerdem lief irgendwo ein Fernseher. Der Mann sagte, er heiße Rune Nilsson und sei Rohrleger.
    Wallander lehnte dankend ab, als Nilsson ihm Kaffee anbot, und erzählte, warum er hier sei.
    »So ein Ereignis vergißt man nicht«, sagte Nilsson, nachdem Wallander geendet hatte. »Ich war damals unverheiratet. Hier lag ein altes Haus, das ich abgerissen habe, als ich neu baute. Ist das wirklich schon zehn Jahre her?«
    |267| »Genau zehn Jahre, bis auf ein paar Monate.«
    »Er kam und hämmerte an die Tür. Es war mitten am Tag.«
    »Wie wirkte er?«
    »Er war erregt. Aber gefaßt. Dann rief er den Rettungsdienst an. In der Zeit zog ich mich an. Dann liefen wir los. Wir nahmen eine Abkürzung durch den Wald. Ich habe damals viel gefischt.«
    »Die ganze Zeit machte er einen gefaßten Eindruck? Was hat er gesagt? Wie hat er das Unglück erklärt?«
    »Sie wäre eingebrochen. Das Eis hätte nachgegeben.«
    »Aber das Eis war ziemlich dick?«
    »Man weiß nie mit Eis. Es kann unsichtbare Spalten geben oder dünne Stellen. Obwohl, ein bißchen komisch war es schon.«
    »Jacob Hoslowski sagte, das Eisloch sei viereckig gewesen. Er meinte, daß es aufgesägt worden sein konnte.«
    »Ob es viereckig war, weiß ich nicht mehr. Aber groß war es.«
    »Aber das Eis darum herum war stark. Sie sind ein großer Mann und hatten keine Angst, aufs Eis zu gehen?«
    Rune Nilsson nickte. »Ich habe hinterher viel darüber nachgedacht«, sagte er. »Es war schon komisch mit dem Eisloch, das sich einfach öffnete, und der Frau, die verschwand. Warum hatte er sie nicht rausziehen können?«
    »Was war seine eigene Erklärung?«
    »Er hätte es versucht. Aber sie wäre so schnell verschwunden und unter das Eis gezogen worden.«
    »War das so?«
    »Sie fanden sie ein paar Meter vom Eisloch entfernt. Genau unter dem Eis. Sie war nicht gesunken. Ich war dabei, als sie sie rausholten. Das vergesse ich nie. Ich konnte nie verstehen, daß sie so viel gewogen haben konnte.«
    Wallander sah ihn fragend an. »Was meinen Sie damit? Daß sie ›so viel gewogen haben konnte‹?«
    »Ich kannte Nygren, der damals hier Polizist war. Jetzt ist er tot. Er sagte einmal, der Mann hätte behauptet, sie wöge achtzig Kilo. Das sollte erklären, warum das Eis brach. Ich hab das nie verstanden. Aber ich nehme an, daß man immer über Unglücke nachgrübelt. Was geschah. Wie es hätte vermieden werden können.«
    |268| »Das ist sicher richtig«, sagte Wallander und stand auf. »Danke, daß Sie sich Zeit genommen haben. Morgen früh möchte ich gern, daß Sie mir zeigen, wo es war.«
    »Sollen wir übers Wasser gehen?«
    Wallander lächelte. »Das ist nicht nötig. Aber Jacob Hoslowski hat vielleicht die Fähigkeit.«
    Rune Nilsson schüttelte den Kopf. »Er ist nett«, sagte er. »Er und alle seine Katzen. Aber er ist verrückt.«
    Wallander ging auf dem Waldweg zurück. In Hoslowskis Fenster leuchtete die Petroleumlampe. Rune Nilsson hatte zugesagt, bis acht Uhr am folgenden Morgen zu Hause zu bleiben. Wallander ließ den Wagen an und fuhr zurück nach Älmhult. Das komische Geräusch im Motor war jetzt wieder weg. Er war hungrig. Vielleicht war es angebracht, Bo Runfelt vorzuschlagen, gemeinsam zu Abend

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