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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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davon denn je, daß sie wichtig ist.«
    Birch schien erst jetzt den Zusammenhang zu begreifen. »Meinst du, daß hinter dem allen eine Frau steckt? Eine Frau als Täterin?«
    Er klang, als sei er über seine eigenen Worte erschrocken.
    »Sie muß nicht notwendigerweise die Mörderin sein«, sagte Wallander. »Aber es gibt eine Frau irgendwo im Zentrum dieser Ermittlung. Davon bin ich überzeugt. Und wenn sie nur etwas verdeckt, was sich wiederum dahinter befindet. Deshalb müssen wir sie so schnell wie möglich fassen. Wir müssen wissen, wer sie ist.«
    Das Kind hörte auf zu schreien. Svedberg und Wallander gingen |393| schnell zurück an ihre früheren Plätze. Es dauerte eine Minute. Dann kam Katarina Taxell zurück und setzte sich aufs Sofa. Wallander sah, daß sie äußerst wachsam war.
    »Kommen wir zurück zur Entbindungsstation in Ystad«, sagte er freundlich. »Sie sagen, daß Sie geschlafen haben. Und daß niemand Sie in diesen Nächten besucht hat?«
    »Ja.«
    »Sie wohnen hier in Lund. Trotzdem haben Sie Ihr Kind in Ystad bekommen?«
    »Die Methoden, die dort praktiziert werden, sagen mir zu.«
    »Ich weiß«, sagte Wallander. »Meine eigene Tochter ist auch in Ystad geboren.«
    Sie reagierte nicht. Wallander verstand, daß sie nur auf Fragen antworten wollte. Darüber hinaus würde sie freiwillig nichts sagen.
    »Ich stelle Ihnen jetzt eine persönliche Frage«, fuhr er fort. »Da dies hier kein Verhör ist, brauchen Sie nicht zu antworten. Aber dann muß ich Ihnen sagen, daß es nötig sein kann, daß wir Sie ins Polizeipräsidium mitnehmen und ein formelles Verhör durchführen müssen. Wir sind hergekommen, weil wir Informationen im Zusammenhang mit mehreren schweren Gewaltverbrechen suchen.«
    Sie reagierte noch immer nicht. Ihr Blick fixierte ihn, als wollte sie ihm direkt in den Kopf starren. Etwas in ihren Augen bereitete ihm Unbehagen.
    »Haben Sie verstanden, was ich sage?«
    »Ich habe verstanden. Ich bin nicht dumm.«
    »Akzeptieren Sie, daß ich Fragen persönlicher Art stelle?«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich sie gehört habe.«
    »Es hat den Anschein, daß Sie hier allein leben. Sie sind nicht verheiratet?«
    »Nein.«
    Die Antwort kam schnell und bestimmt. Hart, dachte Wallander. Als schlüge sie zu.
    »Darf ich fragen, wer der Vater Ihres Kindes ist?«
    »Darauf will ich nicht antworten. Das braucht niemanden zu interessieren außer mich selbst. Und das Kind.«
    |394| »Wenn der Vater des Kindes Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, muß man wohl sagen, daß es mit der Sache zu tun hat.«
    »Das würde voraussetzen, daß Sie wissen, wer der Vater meines Kindes ist. Aber das wissen Sie nicht. Also ist die Frage unsinnig.«
    Wallander sah ein, daß sie recht hatte. Auf den Kopf gefallen war sie nicht.
    »Lassen Sie mich eine andere Frage stellen«, fuhr er fort. »Kennen Sie einen Mann namens Eugen Blomberg?«
    »Ja.«
    »Auf welche Weise kennen Sie ihn?«
    »Ich kenne ihn.«
    »Wissen Sie, daß er ermordet wurde?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es heute morgen in der Zeitung gelesen.«
    »Ist er der Vater Ihres Kindes?«
    »Nein.«
    Sie lügt gut, dachte Wallander. Aber nicht überzeugend genug.
    »Hatten Sie nicht ein Verhältnis mit Eugen Blomberg?«
    »Das stimmt.«
    »Und trotzdem ist er nicht der Vater Ihres Kindes?«
    »Nein.«
    »Wie lange dauerte Ihr Verhältnis?«
    »Zweieinhalb Jahre.«
    »Es muß heimlich gewesen sein, weil er verheiratet war.«
    »Er hat mich belogen. Ich habe es erst viel später erfahren.«
    »Was geschah da?«
    »Ich habe Schluß gemacht.«
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr einem Jahr.«
    »Danach haben Sie sich nicht mehr getroffen?«
    »Nein.«
    Wallander nutzte die Gelegenheit und ging zum Angriff über.
    »Wir haben Briefe bei ihm gefunden, die Sie ihm noch vor ein paar Monaten geschrieben haben.«
    |395| Sie ließ sich nicht erschüttern. »Wir haben uns geschrieben. Aber wir haben uns nicht gesehen.«
    »Das Ganze wirkt sehr eigenartig.«
    »Er hat geschrieben. Ich habe geantwortet. Er wollte, daß wir uns wieder treffen. Das wollte ich nicht.«
    »Weil Sie einen anderen Mann getroffen hatten?«
    »Weil ich ein Kind erwartete.«
    »Und den Namen des Vaters wollen Sie nicht sagen?«
    »Nein.«
    Wallander warf einen Blick auf Svedberg, der auf den Fußboden starrte. Birch sah zum Fenster hinaus. Wallander wußte, daß beide unter Hochspannung standen.
    »Wer, glauben Sie, kann Eugen Blomberg getötet haben?«
    Wallander

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