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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wallander legte den Fahrplan hin.
    »Kann Katarina Taxell etwas mit Nässjö zu tun haben?« fragte Birch.
    »Soweit ich weiß, nicht«, antwortete Wallander. »Aber es ist natürlich möglich. Unsere größte Schwierigkeit im Augenblick ist, daß alles sowohl denkbar als auch möglich erscheint. Wir können keine Details oder Zusammenhänge unterscheiden, die sofort als unwesentlich abgeschrieben werden können.«
    Wallander hatte von dem Kriminaltechniker, der zuvor die Wohnung nach Fingerabdrücken abgesucht hatte, die nicht von Katarina Taxell oder ihrer Mutter stammten, ein paar Plastiktüten bekommen. Er steckte den Fahrplan in eine davon.
    »Ich nehm ihn mit«, sagte er. »Wenn du nichts dagegen hast.«
    Birch zuckte mit den Schultern. »Du kannst ihn ja nicht einmal mehr benutzen«, sagte er. »Er ist seit dreieinhalb Jahren ungültig.«
    »Ich fahre so selten Zug«, sagte Wallander.
    »Es kann erholsam sein«, sagte Birch. »Ich reise lieber im Zug als im Flugzeug. Man hat eine Zeit nur für sich allein.«
    Wallander dachte an seine letzte Zugreise. Als er in Älmhult gewesen war. Birch hatte recht. Unterwegs hatte er tatsächlich eine Weile geschlafen.
    »Das bringt uns hier jetzt nicht weiter«, sagte er. »Ich glaube, es wird Zeit, daß ich nach Ystad zurückkomme.«
    »Wir sollen noch nicht nach Katarina Taxell und ihrem Kind fahnden?«
    »Noch nicht.«
    Sie verließen die Wohnung. Birch schloß ab. Es regnete kaum noch. Der Wind kam in Böen und war eisig. Es war schon Viertel vor neun. Sie trennten sich bei Wallanders Wagen.
    »Was machen wir mit der Bewachung des Hauses?« fragte Birch.
    Wallander überlegte. »Macht erst einmal weiter«, sagte er. »Aber vergeßt diesmal nicht die Rückseite.«
    »Was kann deiner Meinung nach passieren?«
    »Ich weiß nicht. Aber Menschen, die verschwinden, können sich ja entschließen zurückzukehren.«
    |451| Er fuhr aus der Stadt hinaus. Der Herbst drückte gegen den Wagen. Er machte die Heizung an. Trotzdem fühlte er sich verfroren.
    Wie geht es jetzt bloß weiter, fragte er sich. Katarina Taxell ist verschwunden. Nach einem langen Tag in Lund kehre ich mit einem Eisenbahnfahrplan in einer Plastiktüte nach Ystad zurück.
    Trotz allem waren sie an diesem Tag einen wichtigen Schritt weitergekommen. Holger Eriksson hatte Krista Haberman gekannt. Er gab unwillkürlich Gas. Er wollte so schnell wie möglich wissen, was Hamrén herausgefunden hatte. Bei der Abzweigung nach Sturup hielt er an einer Bushaltestelle an und rief in Ystad an. Er bekam Svedberg an den Apparat. Seine erste Frage galt Terese.
    »Sie erhält viel Unterstützung von der Schule«, sagte Svedberg. »Besonders von den anderen Schülern. Aber es dauert natürlich.«
    »Und Martinsson?«
    »Er ist deprimiert. Er redet davon, daß er aufhören will.«
    »Ich weiß. Aber ich glaube nicht, daß es dazu kommen muß.«
    »Wahrscheinlich kannst nur du ihn überreden.«
    »Das werde ich auch tun.«
    Dann fragte er, ob etwas Wichtiges passiert sei. Svedberg war schlecht informiert. Er war eben erst von einer Besprechung mit Per Åkesson zurückgekommen, der bei der Beschaffung des Untersuchungsmaterials über den Tod von Gösta Runfelts Frau in Älmhult Hilfestellung leisten sollte.
    Wallander bat ihn, die Gruppe zu einer Besprechung um zehn Uhr zu sammeln.
    »Hast du Hamrén gesehen?« fragte er.
    »Der sitzt mit Hansson zusammen und geht das Haberman-Material durch. Du hattest ihm etwas aufgetragen, das eilte.«
    »Um zehn«, sagte Wallander. »Es wäre gut, wenn sie bis dahin fertig würden.«
    »Sollen sie bis dahin Krista Haberman gefunden haben?« fragte Svedberg.
    »Nicht richtig. Aber so ungefähr.«
    |452| Wallander legte das Telefon auf den Beifahrersitz. Er blieb im Dunkeln sitzen. Er dachte an das Geheimfach, Katarina Taxells Versteck, das einen alten Fahrplan enthielt.
    Er verstand es nicht. Überhaupt nicht.
     
    Um zehn Uhr waren sie versammelt. Als einziger fehlte Martinsson. Sie sprachen zunächst darüber, was am Morgen vorgefallen war. Alle wußten, daß Martinsson vorhatte, bei der Polizei aufzuhören.
    »Ich rede mit ihm«, sagte Wallander. »Ich will wissen, ob es ihm wirklich ernst damit ist. Wenn das so ist, wird ihn natürlich niemand hindern.«
    Mehr wurde nicht gesagt. Wallander faßte kurz zusammen, was in Lund geschehen war. Sie spielten verschiedene Erklärungen durch, warum Katarina Taxell verschwunden war und was ihr Motiv sein konnte. Sie fragten sich auch, ob es möglich

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