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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Holger Erikssons Zeit wird bemessen. Ein anderes Grab wird mit spitzen Pfählen vorbereitet. Noch ein Grab im Lehm.
    Er trat zu Hansson und Hamrén. Nyberg war im Nebel verschwunden. Wallander sagte, was er eben gedacht hatte. Er würde es später für Nyberg wiederholen. »Wenn der Täter so gut informiert ist, wie wir glauben, dann weiß er auch, wo Krista Haberman begraben ist. Wir haben bei verschiedenen Gelegenheiten davon gesprochen, daß der Mörder eine Sprache hat. Er oder sie versucht, uns etwas zu erzählen. Wir haben den Kode nur teilweise entschlüsseln können. Holger Eriksson wurde mit demonstrativer Brutalität getötet. Sein Körper sollte garantiert gefunden werden. Aber möglicherweise wurde der Platz auch aus einem anderen Grund gewählt. Eine Aufforderung an uns, weiterzusuchen. Gerade hier. Und wenn wir das tun, finden wir auch Krista Haberman.«
    Nyberg tauchte aus dem Nebel auf. Wallander wiederholte, was er gesagt hatte. Alle sahen ein, daß er recht haben konnte. Sie gelangten über den Graben und gingen zum Turm hinauf. Das Waldstück unterhalb war vom Nebel verschluckt.
    »Zu viele Wurzeln«, sagte Nyberg. »An das Wäldchen glaube ich nicht.«
    Sie gingen in östlicher Richtung zurück, bis sie wieder an ihrem Ausgangspunkt anlangten. Es war inzwischen fast acht. Der Nebel hatte sich nicht gelichtet. Ann-Britt Höglund hatte angerufen und mitgeteilt, daß die Schlüssel unterwegs seien. Alle waren durchgefroren und naß, und Wallander wollte sie nicht unnötig hier festhalten. Hansson hatte vor, in den nächsten Stunden herauszufinden, wer das Land bewirtschaftet hatte.
    »Eine plötzliche Veränderung vor siebenundzwanzig Jahren«, |460| schärfte Wallander ihm ein. »Davon wollen wir etwas wissen. Aber sag ja nicht, daß wir glauben, hier könnte eine Leiche vergraben sein. Dann kriegen wir eine Invasion.«
    Hansson nickte. Er verstand.
    »Wir müssen das hier wiederholen, wenn kein Nebel ist«, sagte Wallander. »Aber ich glaube, es ist trotzdem gut, daß wir schon jetzt diesen Überblick haben.«
    Die anderen fuhren los. Wallander blieb stehen, bis er allein war. Dann setzte er sich in seinen Wagen und stellte die Heizung an. Sie funktionierte nicht. Die Reparatur hatte unbegreiflich viel Geld gekostet, aber die Heizung hatte nicht davon profitiert. Er fragte sich, wann er Zeit und Geld hätte, den Wagen gegen einen anderen einzutauschen. Würde der, den er jetzt wiederhatte, bis dahin erneut kaputt sein?
    Er wartete, dachte an die drei Frauen: Krista Haberman, Eva Runfelt, Katarina Taxell. Und an die vierte, die keinen Namen hatte. Was für einen gemeinsamen Berührungspunkt hatten sie? Er hatte das Gefühl, daß dieser Punkt so nahe lag, daß er ihn sehen müßte. Er lag ganz nahe. Er sah ihn, ohne zu sehen.
    In Gedanken ging er wieder zurück. Mißhandelte, vielleicht ermordete Frauen. Eine große Zeitspanne wölbte sich über das Ganze.
    Und während er da im Wagen saß, sah er ein, daß er noch eine Schlußfolgerung ziehen konnte. Sie hatten nicht alles beachtet. Es war wichtig, daß sie den Zusammenhang zwischen den Frauen fanden. Aber sie mußten gleichzeitig mit der Möglichkeit rechnen, daß der Zusammenhang rein zufällig war. Jemand wählte aus. Aber was gab dabei den Ausschlag? Umstände? Zufälle? Vielleicht die sich bietenden Möglichkeiten? Holger Eriksson lebte allein auf einem Hof. Hatte keinen Umgang, spähte nachts nach Vögeln. Er war ein Mann, an den man leicht herankommen konnte. Gösta Runfelt zog auf Orchideensafari. Er sollte zwei Wochen fort sein. Das gab auch eine Möglichkeit. Auch er lebte allein. Eugen Blomberg machte regelmäßig Abendspaziergänge, allein, ohne Begleitung.
    Wallander schüttelte den Kopf über seine Gedanken. Er fand kein Durchkommen.
    |461| Es war kalt im Wagen. Er stieg aus, um sich zu bewegen. Die Schlüssel müßten bald gebracht werden. Er trat auf den Hofplatz und erinnerte sich daran, wie er zum erstenmal hiergewesen war. Der Krähenschwarm unten am Graben. Er betrachtete seine Hände. Sie waren nicht mehr gebräunt. Die Erinnerung an die Sonne über der Villa Borghese gehörte der Vergangenheit an. Wie sein Vater.
    Er starrte in den Nebel. Ließ den Blick über den Hofplatz wandern. Das Haus war wirklich in gutem Zustand. Hier hatte einmal ein Mann gesessen, der Holger Eriksson hieß und Gedichte über Vögel schrieb. Den einsamen Flug der Sumpfschnepfe. Den Mittelspecht, der immer seltener wird. Eines Tages setzt er sich in

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