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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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oder Abenteuerlust dahinter. Daß etwas Ernstes geschehen ist, kommt sehr selten vor.«
    Wallander erinnerte sich an den letzten derartigen Fall. Er dachte mit einem unguten Gefühl an die Maklerin, die verschwunden war und dann ermordet in einem Brunnen aufgefunden |72| wurde. Es war einige Jahre her und gehörte zu seinen unangenehmsten Erlebnissen als Polizist.
    Sie legten auf. Wallander war entschlossen, nicht zur Polizeihochschule zu fahren und irgendwelche Vorlesungen zu halten. Es schmeichelte ihm natürlich, daß er gefragt wurde. Aber seine Unlust war stärker. Er glaubte auch, daß er Martinsson überreden könnte, für ihn einzuspringen.
    Er wandte sich wieder den Autoschmugglern zu. Auf der Suche nach dem Punkt, an dem die Organisation zu knacken wäre. Kurz nach acht holte er sich eine neue Tasse Kaffee. Weil er hungrig war, nahm er auch ein paar Zwiebäcke mit. Sein Magen schien nicht mehr zu rebellieren. Er hatte sich gerade gesetzt, als es an der Tür klopfte und Martinsson eintrat.
    »Geht’s dir besser?« fragte er.
    »Mir geht’s gut«, sagte Wallander. »Wie läuft es mit Holger Eriksson?«
    Martinsson schaute ihn verständnislos an. »Mit wem?«
    »Holger Eriksson. Der Mann, über den ich einen Bericht geschrieben habe und der vielleicht verschwunden ist. Über den ich am Telefon mit dir gesprochen habe.«
    Martinsson schüttelte den Kopf. »Wann hast du davon gesprochen?«
    »Gestern morgen. Als ich krank war«, sagte Wallander.
    »Das hab ich überhaupt nicht mitgekriegt. Ich war ja ziemlich aufgewühlt wegen des Fährunglücks.«
    Wallander schob seinen Stuhl zurück. »Ist Hansson gekommen?« fragte er. »Wir müssen da sofort was machen.«
    Sie gingen in Hanssons Zimmer. Er saß am Schreibtisch und betrachtete ein Rubbellos. Dann riß er es in Stücke und ließ die Schnipsel in den Papierkorb fallen.
    »Holger Eriksson«, sagte Wallander. »Der Mann, der vielleicht verschwunden ist. Erinnerst du dich an den Tanklaster, der die Einfahrt hier blockiert hat? Am Dienstag?«
    Hansson nickte.
    »Das war Sven Tyrén«, fuhr Wallander fort. »Du hast dich daran erinnert, daß er in ein paar Körperverletzungen verwickelt war.«
    |73| »Ja, stimmt«, sagte Hansson.
    Es fiel Wallander schwer, seine Ungeduld zu verbergen. »Er war also gekommen, um einen Mann als vermißt zu melden. Ich bin zum Hof gefahren, wo Holger Eriksson wohnt und von wo er vermutlich verschwunden ist. Ich habe einen Bericht geschrieben. Gestern morgen, als ich krank war, habe ich angerufen und Bescheid gegeben, daß ihr euch den Fall vornehmen sollt. Ich habe ihn als ernst beurteilt.«
    »Das ist wohl liegengeblieben«, sagte Martinsson. »Ich muß das auf meine Kappe nehmen.«
    Wallander sah ein, daß er nicht ärgerlich werden sollte. »So etwas darf eigentlich nicht passieren«, sagte er. »Wir können ja sagen, daß es unglückliche Umstände waren. Ich fahre noch einmal raus zum Hof. Wenn er nicht da ist, müssen wir nach ihm suchen. Ich hoffe, wir finden ihn nicht irgendwo tot auf. In Anbetracht dessen, daß ein ganzer Tag ungenutzt verstrichen ist.«
    »Sollen wir eine Suchaktion einleiten?« fragte Martinsson.
    »Noch nicht«, sagte Wallander. »Ich fahre erst mal hin. Ich melde mich.«
    Wallander ging in sein Zimmer und suchte im Telefonbuch die Nummer von OK.   Ein Mädchen hob beim ersten Klingeln ab. Wallander stellte sich vor und sagte, er müsse Sven Tyrén sprechen.
    »Der ist unterwegs und liefert aus«, sagte das Mädchen. »Aber er hat Telefon im Auto.«
    Wallander notierte die Nummer auf dem Rand eines Rundschreibens der Reichspolizeibehörde. Dann wählte er. Es schnarrte im Hörer, als Sven Tyrén sich meldete.
    »Ich glaube, Sie haben recht«, sagte Wallander, »daß Holger Eriksson verschwunden ist.«
    »Na klar hab ich recht, verdammt noch mal«, erwiderte Tyrén. »Hat es so lange gedauert, das rauszufinden?«
    Wallander antwortete nicht darauf.
    »Gibt es noch was, was Sie mir sagen sollten?« fragte er statt dessen.
    »Was sollte das sein?«
    »Das wissen Sie selbst am besten. Hat er keine Angehörigen, die er besucht? Geht er nie auf Reisen? Wer kennt ihn am besten? |74| Alles, was eine plausible Erklärung dafür sein kann, daß er weg ist.«
    »Es gibt keine plausible Erklärung«, antwortete Tyrén. »Das hab ich schon gesagt. Deshalb bin ich zur Polizei gegangen.«
    Wallander dachte nach. Es gab keinen Grund, warum Sven Tyrén die Unwahrheit sagen sollte. Seine Besorgnis war offensichtlich

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