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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Handelsbank.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Seine Ölrechnungen wurden über die Handelsbank bezahlt.«
    Wallander nickte und faltete seine Papiere zusammen. Er hatte keine Fragen mehr. Er war jetzt überzeugt, daß Holger Eriksson etwas zugestoßen war. »Ich lasse von mir hören«, sagte er und erhob sich.
    »Und was geschieht jetzt?«
    »Die Polizei hat ihre Routine«, erwiderte Wallander. Sie kamen auf den Hof hinaus.
    »Ich bleibe gern hier und helfe beim Suchen«, sagte Tyrén.
    »Lieber nicht«, sagte Wallander. »Wir ziehen es vor, so etwas auf unsere eigene Art und Weise zu machen.«
    Sven Tyrén protestierte nicht. Er kletterte in seinen Tanklaster und wendete geschickt auf dem engen Hofplatz. Wallander blickte dem Wagen nach. Dann stellte er sich an den Rand des Ackers und sah zu einem Wäldchen hinüber, das in der Ferne erkennbar war. |77| Der Krähenschwarm lärmte immer noch. Wallander nahm das Telefon aus der Tasche und rief im Polizeigebäude an. Er verlangte Martinsson.
    »Wie geht es?« fragte Martinsson.
    »Wir müssen eine Suchaktion starten«, antwortete Wallander. »Hansson hat die Adresse. Ich will, daß wir so schnell wie möglich anfangen. Schick als erstes eine paar Hunde her.«
    Wallander wollte gerade das Gespräch beenden, als Martinsson noch einmal ansetzte. »Noch etwas«, sagte er. »Ich habe mal im Computer nachgesehen, ob wir was über Holger Eriksson haben. Reine Routine. Und wir haben was.«
    Wallander drückte das Telefon fester ans Ohr und ging zu einem Baum, um vor dem Regen geschützt zu sein. »Was denn?« fragte er.
    »Vor ungefähr einem Jahr hat er einen Einbruch in seinem Haus gemeldet. Stimmt es übrigens, daß der Hof ›Abgeschiedenheit‹ heißt?«
    »Das stimmt«, sagte Wallander. »Mach weiter!«
    »Der Einbruch wurde am 19.   Oktober 1993 gemeldet. Svedberg hat die Sache damals aufgenommen. Aber als ich ihn fragte, konnte er sich natürlich nicht erinnern.«
    »Was war denn?« fragte Wallander.
    »Holger Erikssons Einbruchsanzeige war ein bißchen sonderbar«, sagte Martinsson zögernd.
    »Wieso sonderbar?« fragte Wallander ungeduldig.
    »Es war nichts gestohlen worden. Aber er war trotzdem sicher, daß jemand bei ihm eingebrochen war.«
    »Und was geschah weiter?«
    »Nichts. Das Ganze wurde ad acta gelegt. Wir haben nicht einmal jemanden hingeschickt, weil nichts gestohlen war. Aber die Anzeige haben wir. Und die hat Holger Eriksson erstattet.«
    »Das hört sich merkwürdig an«, sagte Wallander. »Wir sehen uns das später noch mal an. Sorg dafür, daß die Hunde so schnell wie möglich kommen.«
    Martinsson lachte ins Telefon. »Fällt dir nichts auf bei Erikssons Anzeige?« fragte er.
    »Was denn?«
    |78| »Daß wir zum zweitenmal in einer Woche von einem Einbruch reden, bei dem nichts gestohlen wurde.«
    Wallander sah ein, daß Martinsson recht hatte. Auch aus dem Blumengeschäft in der Västra Vallgatan war nichts gestohlen worden. »Aber da hören die Ähnlichkeiten auf«, sagte er.
    »Der Inhaber des Blumenladens ist auch verschwunden«, wandte Martinsson ein.
    »Nein«, sagte Wallander. »Er ist unterwegs in Kenia. Er ist nicht verschwunden. Aber das scheint bei Holger Eriksson der Fall zu sein.«
    Wallander beendete das Gespräch und steckte das Telefon ein. Er zog seine Jacke fester zusammen. Dann ging er zur Garage zurück und setzte die Suche fort. Wonach er suchte, wußte er nicht recht. Es würde erst ernsthaft losgehen, wenn die Hunde eingetroffen waren. Dann würden sie die Suchaktion organisieren und mit den Nachbarn reden. Nach einer Weile ging er ins Haus zurück. In der Küche trank er ein Glas Wasser. Es schepperte in der Leitung, als er den Hahn aufdrehte. Noch ein Zeichen dafür, daß seit ein paar Tagen niemand im Haus gewesen war. Während er trank, betrachtete er geistesabwesend die Krähen, die dort drüben kreischten. Er stellte das Glas ab und ging wieder nach draußen. Es regnete ununterbrochen. Plötzlich blieb Wallander stehen. Er dachte an das leere Fernglasfutteral, das im Flur hinter der Haustür hing. Er blickte auf den Krähenschwarm. Ein Stück dahinter, auf dem Hügel, stand ein Turm. Wallander versuchte, sich zu konzentrieren. Dann ging er langsam am Rand des Ackers entlang. Der Lehm klumpte unter seinen Stiefeln. Er entdeckte einen Pfad, der quer über den Acker bis zum Hügel mit dem Turm führte. Er schätzte die Entfernung auf zweihundert Meter und folgte dem Pfad. Der Lehm war hier fester und blieb nicht unter den

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