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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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war Gold – goldene Becher und Teller, goldene Rüstungen, goldene Ringe, goldene Dreifüße, goldene Statuen, alles aus purem Gold. Doch kaum hatte er ein wenig die Fassung wiedergewonnen, vergegenwärtigte sich Alkmaion, daß man Gold am rationellsten in Form von Goldstaub tragen kann, von dem es viele, bis zum Rand gefüllte Krüge gab. Er band also seinen Chiton rundum zu, um daraus ein sackartiges Behältnis zu machen, und schüttete sich einen ganzen Krug Goldstaub in den Kragen; dann streute er sich Goldstaub in das kräftige, lockige und gut eingeölte Haar; daraufhin entdeckte er zwei große Goldkrüge, die so schwer waren, daß er sie gerade noch tragen konnte, die er ebenfalls mit Goldstaub füllte. Schließlich nahm er eine Handvoll Goldstaub und stopfte ihn sich in den Mund. So beladen, taumelte er aus der Schatzkammer hinaus zu seiner Wohnung, wo er zusammenbrach. Fast wäre er am Verschlucken von Goldstaub gestorben, aber seinen Dienern gelang es, ihn im letzten Moment zum Erbrechen zu bringen.
    Genauso fühlten wir uns, als wir in dieses Bauernhaus einbrachen. Dort standen überall Krüge mit allen Sorten von Nahrungsmitteln, Wein und Öl herum, und es gab saubere Kleidungsstücke, neue Stiefel und Lederhüte. Alles, was sich ein Mensch vernünftigerweise wünschen konnte, war da – man brauchte bloß zuzugreifen.
    »Das ist wie im Elysion«, sagte Aristophanes.
    Da fiel mir auf, daß das Haus überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Elysion hatte, sondern vielmehr mit meinem Haus in Pallene; es war nur sehr viel kleiner und nicht so vermögend ausgestattet. Hier lebten einfache Menschen, Bauern, Leute, die sich darum sorgten, in einem schlechten Jahr genügend zu essen zu haben. Da waren wir, zwei reiche Männer aus der Steuerklasse der Reiterei, die ihr ganzes Leben inmitten des Wohlstands verbracht hatten, den diese Menschen nie erreichen würden; doch jetzt war dieses einfache Haus für uns begehrenswerter als alles andere, das wir uns vorstellen konnten.
    Zuerst hatten wir den Drang, das ganze Haus zu plündern, aber nach einer Weile beherrschten wir uns wieder und nahmen nur saubere Kleider und Proviant für fünf Tage. Trotz allem fühlten wir uns wie vornehme Herren, in sauberen Chitons und Umhängen aus Wolle, mit Stiefeln und großen Lederhüten, mit Spazierstöcken und einem Schwert für Aristophanes und Leinentaschen für den Proviant. Obendrein fanden wir ein Rasiermesser und einen Spiegel, mit denen wir uns die Haare schnitten und den Bart abrasierten – Sie haben ja gar keine Ahnung, welches Vergnügen mir das bereitete. Selbstverständlich ging Aristophanes noch einen Schritt weiter und stöberte den Geldbeutel der Bauernfamilie auf. Er enthielt zwanzig Statere, und Aristophanes weigerte sich, auch nur einen einzigen davon wieder zurückzustecken.
    »Was wir jetzt brauchen, ist ein Pferd«, stellte er fest.
    »Du bist wohl nie zufrieden, was?«
    »Nein«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Schließlich bin ich Athener, oder etwa nicht?«
    Da war allerdings etwas dran. Zwar waren Nikias und Demosthenes gescheitert, aber hier befanden sich zwei Athener, die den Reichtum Siziliens mit nach Hause nahmen. Danach war mir bei der Plünderung des Hauses etwas wohler zumute – wirklich nur etwas und nicht viel.
    Als wir gingen, schloß ich hinter mir so ordentlich wie möglich die Tür und blickte mich nach allen Seiten um. Dabei entdeckte ich zweierlei: Das eine war gut, und das andere war schlecht. Das Gute war ein Nebengebäude, dessen Tür einen Spaltbreit geöffnet war und in dem sich ein Karren befand; ein kleiner zweirädriger Ochsenkarren, genau wie die, mit denen wir zu Hause fahren. Sein Stauraum bestand aus einem dieser großen Kornfässer, die man auf den Getreideschiffen benutzt. Darin kann sich ein Mann verstecken, dachte ich bei mir, das ist überhaupt kein Problem. Offensichtlich war die Bauernfamilie mit dem Eselskarren zum Fest gefahren.
    »Aristophanes, ich habe eine Idee. Glaubst du, daß diese Bauernfamilie ihren Ochsen in einem Pferch hält?«
    »Aber sicher.«
    »Glaubst du, daß du den für mich finden könntest?«
    »In Ordnung.«
    Während Aristophanes fort war, zog ich den Karren heraus und überprüfte meine Theorie. Ich hatte recht. Für einen ausgewachsenen Mann war es zwar ein wenig eng, aber durchaus möglich. Da kam Aristophanes mit einem großen weißen Ochsen zurück, den er an einem Strick führte. Nach einer Weile hatten wir den Ochsen zwischen die Deichseln

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