Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer
bekommen, und ich schirrte ihn an.
»Und was soll das?« fragte Aristophanes.
»Steig da rein!« forderte ich ihn auf und deutete auf das Faß.
»Nie im Leben!« protestierte Aristophanes.
Jetzt erst deutete ich auf das Schlechte, das ich schon zuvor gesehen hatte und das immer näher kam: eine entfernte Staubwolke auf der Straße. »Weißt du, was das ist?« fragte ich ihn.
»Ach, du meine Güte!« stieß Aristophanes erschrocken hervor. »Das ist bestimmt diese verdammte Reiterei.«
»Das glaube ich allerdings auch«, gab ich ihm ausnahmsweise recht. »Und jetzt sei so nett, und steig in das Faß.«
Er stieg in das Faß, und ich schloß den Deckel. Dann begab ich mich erneut ins Haus, griff mir zwei große Krüge mit Oliven und rannte wieder nach draußen zum Karren.
»Aristophanes!« rief ich.
»Ja?«
»Paß auf deinen Kopf auf!« Ich hob den Deckel des großen Fasses an und schüttete die Oliven hinein. Ich entschuldigte mich kurz bei ihm und stellte die Olivenkrüge an ihren Platz zurück. Dann schloß ich hinter mir erneut die Tür des Bauernhauses und stieg auf den Karren.
Kurz nachdem ich auf der Hauptstraße war, holte mich die Reiterei ein. Es handelte sich um den Spähtrupp, mit dem wir in der vorangegangenen Nacht aneinandergeraten waren; eine Verwechslung war ausgeschlossen. Mir war bewußt, welches Wagnis ich einging. Ich hatte unser beider Leben – und die Zukunft der attischen Komödie – auf eine Wäsche und eine Rasur, einen großen Lederhut, meine Fähigkeit, einheimische Dialekte nachzuahmen, sowie acht Medimnen grüner Oliven gesetzt.
»He, du da!« schrie mein alter Freund, der Truppführer. »Fahr mal an die Seite ran!«
Ich gehorchte sofort. »Klar, was ist denn los?«
»Ist das dahinten dein Hof?« fragte der Truppführer, wobei er mit dem Schwert auf den Bauernhof hinter uns deutete.
»Nein, der gehört meinem Vetter, aber der ist heute auf dem Fest in Leontini«, antwortete ich und schwitzte dabei so stark, daß ich kaum noch etwas sehen konnte. Zusätzlich hatte ich mich an einen syrakusischen statt an einen korinthischen Dialekt gewagt. Dies war anscheinend mein großer Tag, um Risiken einzugehen.
»Warum bist du denn nicht auf dem Fest?«
»Weil es nicht mein Fest ist«, erwiderte ich. »In Syrakus hatten wir unsere Feier für Demeter schon letzten Monat.«
Von meiner Seite war das nichts anderes als ein verzweifelter Versuch – ich hatte im Haus eine kleine, frisch geschmückte Demeterfigur aus Terrakotta gesehen und mich daran erinnert, daß mir irgendwer in dem Lager vor Syrakus erzählt hatte, wie von ihm das Demeterfest der Syrakuser beobachtet worden sei. Zeus allein weiß, warum ich dieses Risiko einging, aber es klappte.
Der Truppführer nickte und sah sich mein Gesicht nicht allzu genau an. »Also warst du auf Besuch hier?« fragte er.
»Genau«, antwortete ich. »Das war seit dem Krieg die erste Gelegenheit, mal wieder hier vorbeizuschauen. Ich transportiere für meinen Vetter ein paar Oliven zur Küste. Die fangen nämlich schon an zu schwitzen, und er wollte sie nicht bis nach dem Fest stehenlassen. Hinter was seid ihr denn her, Jungs?«
»Da laufen zwei gefährliche Athener frei herum«, klärte mich der Truppführer auf.
»Athener? Also, das ist ja wirklich etwas ganz Neues. Hätte nicht gedacht, daß von denen noch allzu viele übrig sind«, antwortete ich kichernd.
»Sind dir zwei zerlumpte Männer zu Gesicht gekommen, die zu Fuß unterwegs sind?«
»Ein großer und ein kleinerer? Beide glatzköpfig?«
»Genau.«
»Heute morgen waren zwei Männer, die dieser Beschreibung entsprechen, auf unserem Hof«, log ich unverdrossen weiter. »Die wollten was zu essen und haben angeboten, ein Maultier zu kaufen. Sie hatten zwar Geld, aber ihr Aussehen hat uns nicht gefallen. Außerdem haben die so komisch geredet. Soweit ich es mitbekommen habe, sind sie den gleichen Weg zurückgegangen, den sie gekommen waren.«
»Und wann war das?«
»Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, vielleicht auch etwas später. Meinst du, das waren diese beiden Athener?«
»Und ob ich das meine.«
»Und sind die gefährlich?«
»Sie haben den Dorfrichter bedroht und einen meiner Männer verwundet.«
»Das ist ja furchtbar, das ist wirklich ganz furchtbar«, erzürnte ich mich. »Hauptsache, diese Kerle bleiben mir vom Leib. Könntest du ein paar von deinen Jungs erübrigen, damit sie mich zur Küste begleiten?«
Der Truppführer schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Aber
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