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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Athener zu sein.«
    »Gut, ich hole ihn.« Der Sklave gehorchte. Dann verschwand er im Haus, und ich verbrachte eine weitere Ewigkeit mit Warten, während die rechtschaffenen Menschen von Catina rings um mich lautlos miteinander flüsterten. Dann erschien Perikleidas, der Trockenfischhändler, genau so, wie ich mich an ihn erinnerte, nur daß er noch eine Kleinigkeit fetter als früher war und mittlerweile ganz graue Haare hatte. Aber was, wenn er sich nicht an mich erinnerte?
    »Bist du Perikleidas, Sohn des Bellerophon?« fragte der Richter.
    »Klar bin ich das«, antwortete Perikleidas, dem die Verwirrung deutlich anzusehen war. »Du weißt ganz genau, wer ich bin, Kleander, du hast doch gestern abend hier gegessen. Warum fragst du mich das überhaupt?«
    Das erzielte beim Publikum einen guten Lacher, und der Richter runzelte leicht verlegen die Stirn.
    »Perikleidas, ich muß dich fragen, ob du diese Männer wiedererkennst«, sagte er. »Sie behaupten nämlich, dich zu kennen.«
    Perikleidas zuckte die Achseln und fragte: »Was haben sie denn angestellt?«
    »Ach, das tut im Augenblick nichts zur Sache«, winkte der Richter ungeduldig ab. »Du sollst nur sehen, ob du sie für mich identifizieren kannst. Kannst du das?«
    »Ich werde mein Bestes tun«, entgegnete Perikleidas und wandte sich Aristophanes zu. »Tut mir leid«, sagte er nach einem qualvollen Moment des Schweigens, »aber diesen Mann habe ich noch nie im Leben gesehen.«
    Aus der Menge hörte man einen Laut des Erstaunens und gedämpften Jubel. Nun wandte sich Perikleidas mir zu. Er musterte mich, blinzelte und musterte mich nochmals.
    »Nun?« fragte der Richter. »Kennst du diesen Mann oder nicht?«
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete Perikleidas. »Verdammt, Kleander, du weißt doch, daß ich ein miserables Gedächtnis für Gesichter habe.«
    Da reichte es mir. »Perikleidas«, platzte es aus mir heraus, bevor mich jemand daran hindern konnte, »erinnerst du dich daran, nach Athen gefahren zu sein und ein Theaterstück namens Der Heerführer gesehen zu haben?«
    Perikleidas blinzelte. »Ja, daran erinnere ich mich sogar gut. Aber sicher …Bist du nicht dieser junge Bursche, der neben mir gesessen hat? Ja, ich könnte schwören, daß du das bist. Du bist dieser junge Bursche, der das Stück geschrieben hat.«
    »Heiße ich nicht Eupolis?« fragte ich.
    »Stimmt«, antwortete Perikleidas erleichtert. »Du bist Eupolis, der Bühnendichter. Was Gesichter angeht, ist mein Gedächtnis zwar furchtbar, aber einen Namen vergesse ich nie. Ja, das ist Eupolis, dafür kann ich bürgen.«
    »Bist du dir ganz sicher?« hakte der Richter nach. »Du hast selbst gesagt…«
    »Nein, nein, das ist schon Eupolis«, unterbrach ihn Perikleidas. »Wenn ich recht habe, fehlt ihm an einem Finger ein Stück.«
    Nun waren mir die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden, deshalb konnte er sie nicht gesehen haben. Der Richter befahl daraufhin seinen Männern, mir die Fesseln abzunehmen. Ich traute mich nicht, nach unten zu sehen, falls das fehlende Stück am Finger plötzlich nachgewachsen sein sollte, nur um mir eins auszuwischen.
    »Na schön.« Der Richter gab sich geschlagen. »Ich glaube, du bist wirklich der, für den du dich ausgibst. Aber wer ist der da?« fragte er Perikleidas, wobei er auf Aristophanes deutete, und die Menschenmenge, die eben bitter enttäuscht worden war, schöpfte neue Hoffnung. »Den kennst du nicht, oder?«
    »Das haben wir auch nie behauptet«, warf ich schnell ein. »Aber ich kann dafür bürgen, daß dies Aristophanes ist, Sohn des Philippos, ein athenischer Bürger.«
    »Doch nicht etwa der Aristophanes?« rief Perikleidas erfreut aus. »He, du da, bist du etwa der Aristophanes, der Die Acharner und Die zwei Krüge geschrieben hat?«
    »Ja«, bestätigte Aristophanes. Diesmal schwang in seiner Stimme ausnahmsweise keine Selbstgefälligkeit, sondern nur Erleichterung mit.
    »Dann kann ich auch für ihn bürgen«, sagte Perikleidas.
    »Nein, das kann er nicht«, widersprach der Grauhaarige. »Er hat doch eben gerade selbst gesagt, daß er das nicht kann.«
    Der Richter machte eine verärgerte Geste. »Ach, zum Henker damit!« fluchte er. »Hör mal, Perikleidas, übernimmst du für die beiden die Verantwortung?«
    »Es wäre mir sogar eine große Ehre«, erwiderte Perikleidas und starrte dabei Aristophanes an, als hätte er gerade eine Vision von einem Gott gehabt. Verstehen Sie, nicht mich gaffte er an, sondern nur

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