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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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zur Seite, um in den engen
Masonitkorridor hinauszugelangen. Erreichte mit den Händen die kleinen
Metallverschlüsse an der Decke, die die Geheim wände immer noch verschlossen
hielten.
    Nachdem er
sie geöffnet hatte und die Schiebetür vor sich sehen konnte, wühlte Don in
seiner Hosentasche nach dem Schraubenschlüssel.
    »OTKponre,
no KanyHCTal«
    Jetzt, als
die Holzwand zur Seite geschoben war, hörte man das Hämmern viel lauter. Don
ging in die Hocke und führte den Schlüssel ins Schloss der Schiebetür. Drehte
ihn zweimal herum und richtete sich in gespannter Erwartung langsam auf.
     
    Jemand
schob die Schiebetür unmittelbar ein Stück zur Seite, so dass ein erster
Lichtstrahl auf Dons Gesicht fiel. Draußen stand nur eine Person, ein Soldat
mit einem spärlichen Bart in abgetragener graugrüner Uniform, an seinem
Stiefelschaft strich ein Schäferhund mit angelegten Ohren entlang. Er begann
sofort zu bellen und hörte trotz der beschwichtigenden Worte des Soldaten nicht
wieder auf. Bis er kräftig an der Leine zog, und dem Hund die Luft abgeschnürt
wurde, so dass das Bellen zu einem jämmerlichen Kläffen abebbte. »rocnoßHH?«
    Dem jungen
russischen Soldaten schien die Frage etwas peinlich zu sein.
    »Well
... what do you want?«, blinzelte Don.
    Er war
froh, sich nicht selber im Spiegel sehen zu müssen, schlaftrunken in einem
Güterwaggon in der Morgendämmerung.
    »Schhh
...«, beruhigte der Soldat seinen Hund erneut.
    Der Russe
warf rasch einen Blick zurück über die Schulter und nickte dann in Richtung
eines Gegenstandes, der unter dem Waggon versteckt zu sein schien. Als Don
sich hinunterbeugte, erblickte er eine schmale Holzkiste, die unterhalb der
Radachse hervorlugte.
    »Package
for you. nocMOTpHTe.«
    Don wusste
nicht so recht, wie er reagieren sollte, und die einzige Replik, die ihm
einfiel lautete: »Do you need help?«
    Der Soldat
schüttelte den Kopf und rückte den Schulterriemen seiner Kalaschnikow zurecht.
Dann hockte er sich auf den Boden und zog die Kiste ins Licht. Er hievte sie
hoch auf den Absatz vor der Öffnung des Masonitkorridors, der gerade so breit
war, dass sie hineinpasste.
    Don stand
da und beobachtete das Schauspiel, ohne die geringste Ahnung zu haben, was er
dazu sagen sollte. Schließlich gelang es ihm immerhin, ein dümmliches »Why,
thank you« hervorzubringen.
    Der Russe
nickte, schien jedoch immer noch nervös zu sein. Er blieb neben dem Waggon
stehen und wippte ein wenig auf seinen Stiefeln vor und zurück.
    »And
... a little something? HeMHoro jjeHe KeK?«
    Nachdem
Don eilig seine Taschen durchwühlt hatte, bekam er ein paar zerknüllte Scheine
zu fassen, die er ihm reichte. Der Russe nahm sie entgegen und blinzelte ihm
mit einem schiefen Lächeln zu.
    »Thank you. CnacTJiHBoro nyra!«
    Dann wurde
die Waggontür mit einer kraftvollen Bewegung unmittelbar vor Dons Gesicht
wieder zugeschoben, woraufhin ein lautes Klopfen zum Abschied ertönte. Und erst
als die Schritte des Soldaten über den Schotter hinweg verschwunden waren und
vom Geräusch seiner eigenen Atemzüge abgelöst wurden, begann Don zu begreifen,
dass die Lieferung der Kiste das ausschließliche Anliegen des Soldaten gewesen
war.
     
    Mit Evas
Hilfe gelang es ihm, die Holzkiste in den Salon zu bugsieren. Dort stand sie
auf dem roten Teppichboden, das Metallsiegel noch nicht aufgebrochen. Eva und
Don zögerten lange, während sie dastanden und die Holzkiste aus einiger
Entfernung skeptisch beäugten.
    Schließlich
seufzte Don resigniert und machte sich auf den Weg, um aus den Schubladen des
Mahagonischranks ein Messer hervorzukramen. Damit schnitt er die
Plastikschnüre auf, die in einer sich ringelnden Bewegung zu Boden fielen, und
mit einem letzten Schnitt erbrach er das Siegel.
    Er schob
das Messer unter die Kante des Deckels, bog ihn auf und lehnte sich etwas
zurück, so dass Eva ebenfalls sehen konnte, was sie beinhaltete. Doch das
Einzige, was man sehen konnte, war eine schwarze Schutzfolie, die etwas Weiches
und Flauschiges umschloss.
    Don
merkte, dass Eva zurückwich, als er die Plastikfolie Zentimeter für Zentimeter
mit der Messerspitze aufzuschneiden begann. Zögernd ergriff er ein Stück Folie
und riss die Schutzhülle auf, bis sich ihm eine gesteppte Polarjacke aus
neongelbem Gore-Tex entgegenwölbte.
    Als Don
sie in Richtung der Rechtsanwältin geworfen hatte, erblickte er eine weitere
Jacke, die mehrere Bündel zusammengerollter Winterkleidung umschloss. Er holte
Sportunterwäsche,

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