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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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daß ich kein Wort mehr mit dir zu reden vermag. Übrigens, wenn du von meiner Mutterliebe sprichst, so erkenne sie darin, daß ich dir dieses Mädchen zu entziehen suche.«
    »Du verstehst weder mich,« erwiderte Menes, »noch dieses Mädchen.«
    »Und du gehst wirklich mit der Absicht um, sie zu deinem Weibe zu machen?«
    »Es ist mein fester Wille!«
    Asso besann sich einen Augenblick, indem sie ihrem Sohne prüfend in die Augen sah.
    »Menes, sei nicht töricht,« entgegnete ihm darauf Asso mit einer Milde, über deren Plötzlichkeit er erstaunte. »Lasse dich nicht betören von einer gewandten Gauklerin. Ich kenne ihre Tränen und ihre Edelmutsphrasen; ich kenne dergleichen Weiber, deren Reden du für bares Gold nimmst, indes es elendes Blei ist. Mein guter Sohn, es tut mir leid, dir die Augen öffnen zu müssen, damit du nicht, einem gaukelnden Phantom nachjagend, in den Abgrund stürzest. Um aller Götter willen, hüte deine rasche Phantasie vor den Reizen solcher Weiber; sie richten dich zugrunde, denn, während du treuherzig eine Oase zu betreten glaubst, stehst du plötzlich einsam in der glühenden Wüste. Sei nicht wie der Nil, teile nicht deine Gaben so ohne Unterschied jedem lächelnden Gesichte aus, sondern prüfe, wähle sorgsam.«
    »Und wenn ich nun geprüft hätte?« frug Menes.
    Er sah seiner Mutter forschend ins Auge; der sanfte Ton, den sie angenommen, tat ihm wohl. Er fühlte, wie er weich ward; daran, daß sie heucheln konnte, dachte der Offenherzige nicht.
    »Folge mir, mein Sohn, laß dies Mädchen ziehen,« fuhr Asso fort, »hänge dein edles Herz nicht an eine Unwürdige.«
    »Mutter,« entgegnete ihr der Sohn, »du scheinst zu glauben, ich sei das Opfer niedriger Heuchelei geworden?«
    »Das glaube ich.«
    »Ich danke dir für die sorgliche Überwachung meines Lebensweges, jedoch muß ich dich bitten, nicht eher zu urteilen, als bis du geprüft hast. Ich schwöre dir, daß in diesem Judenmädchen kein unedler Tropfen Blut fließt. Mir ward Gelegenheit, ihr Herz zu durchschauen. Du bist im Irrtum.«
    Asso lächelte schlau. Dann frug sie:
    »Willst du mir erlauben, einen kleinen Versuch mit dieser Dirne anzustellen, der dich rasch bekehren wird?«
    Ohne die Antwort des erstaunten Jünglings abzuwarten, streifte sie einen kostbaren Schmuck von ihrer Brust und hielt ihn, der wohl einem Landgut an Wert glich, der Jüdin vor die Augen.
    »Ich biete dir diesen Schmuck von großem Werte an, Jüdin,« sagte sie, »wenn du meinem Sohne offen die Wahrheit sagst. Ganz offen – verstehst du mich? Höflichkeit wäre in diesem Falle Heuchelei!«
    »Was soll ich ihm sagen?« frug Myrrah verwundert.
    »Sage ihm, du warst ein einfältiger Leichtgläubiger, den ich am Narrenseil führte. Ich liebe dich nicht! – sage ihm das, und dein ist dieser Schmuck, der dich für immer der Nahrungssorge entreißt.«
    »Gib acht, Menes,« setzte sie hinzu, »nun sinkt die Schminke.«
    Jedoch Myrrah schwieg. Ein Ausdruck innerster Entrüstung überflog ihre Züge, sie blickte der Dame groß ins Auge.
    »Ah!« rief Asso lachend, »nun legen wir die Großmutsmiene an. Du glaubst uns über deinen Charakter täuschen zu können, indem du Edelsinn heuchelst. Nun, so werden wir zu anderen Mitteln greifen. Höre! Du erhältst sogleich hundert Geißelhiebe, wenn du nicht augenblicklich eingestehst, du habest meinen Sohn verführt, um ihm Gold abzulocken! Gestehe also!«
    Asso klatschte in die Hände; sofort erschienen zwei schwarze Sklaven an der Türe.
    »Reißt dieses Mädchen vom Boden auf,« befahl sie, »und peitscht sie! Gib acht! Menes, wie rasch sie aus anderem Tone reden wird.«
    Es trat eine Pause ein. Die Sklaven ordneten grinsend ihre Geißelriemen, Menes starrte in sprachloser Überraschung seine Mutter an.
    »Gestehe,« herrschte Asso, »ich halte mein Wort. Du siehst dich in meine Hände gegeben. Ein offenes Geständnis kann dich retten.«
    Menes trat mechanisch einen Schritt vor und stammelte einige Worte. Seine Mutter lächelte ihm beschwichtigend zu und forderte die zitternde Myrrah von neuem auf, zu gestehen.
    »Jehova ist mein Zeuge,« hauchte diese, »daß mir niedrige Absicht fremd war – geißelt mich!«
    »Greift zu, Sklaven,« sagte Asso ungerührt, »beim ersten Hieb wird sie gestehen, was ich wünsche. Dergleichen Weiber bringt nur körperlicher Schmerz zur Vernunft.«
    Schon erhoben die hinzugetretenen Sklaven die Stäbe über dem Haupte der Unglücklichen, schon senkte diese ergeben ihren schönen

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