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Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
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bereue, getrieben. Ramses hoffte, diesen Menschen allmählich doch dahin zu bringen, ein Geständnis zu machen, welches ihm die Häupter der Verräter bezeichnete. Geschenke und freundliche Worte fruchteten nichts; Hui zeigte sich tief ergriffen, sobald sein Herr freundlich mit ihm sprach, aber er schwieg. Endlich beim Auskleiden, wobei er ihm behilflich zu sein hatte, stellte ihm Ramses ernstlich vor, wie sein hartnäckiges Schweigen nicht nur undankbar sei, wie er auch dadurch das Leben seines Herrn immer größeren Gefahren preisgebe.
    »Wenn du,« sagte ihm der König, »mir die Häupter dieser Verschwörung nennst, kann ich sie strafen, vernichten und auf diese Weise mich für immer sicherstellen, schweigst du aber, so wächst die Zahl der Schändlich immer bedrohlicher an, bis sie mir eines Tages den Todesstoß versetzen werden.«
    Hui, von dieser Milde beschämt, erwiderte nach längerem Kampf mit sich selbst, er wolle in dieser Nacht alle Namen der Häupter aufschreiben; dann könne man in seinem Zimmer diese Rolle finden, ohne daß er davon wisse; so habe er wenigstens seinen Eid: » keinem Ohr zu sagen, wer ihn zum Morde des Königs geworben «, nicht unmittelbar gebrochen.
    Der König gab erfreut seinem Freunde Nachricht von dem Entschluß des Dieners. Beide, die ganze Nacht mit Vermutungen und Beratungen hinbringend, konnten kaum den Morgen erwarten, der ihnen diese wichtigen Aufschlüsse geben sollte.
    »Ich werde sie in meinen Händen haben,« frohlockte Ramses, »und sie sollen mir büßen, selbst wenn mein eigenes Blut sich gegen mich empört.«
    Als die beiden beim Grauen des Tages das Gemach Huis betraten, um sich in Besitz des Aufklärung bringenden Dokumentes zu setzen, fanden sie – Schrecken, Entrüstung überfielen sie – den armen Menschen blutbesudelt auf seinem Lager mit einer tödlichen Wunde in der Brust; die Rolle lag noch unbegonnen neben dem Lager am Boden.
    Ramses erlebte einige fürchterliche Tage. Er schloß sich in sein Gemach ein, nahm keine Speise, saß sprachlos, schlummerlos, regungslos. Erst am dritten Tage durfte Menes vor ihn treten, der nicht weniger ergriffen war als sein Herr. Beide sanken sich, ihre Freundschaftsschwüre erneuernd, in die Arme und weinten. Also so weit gingen die Fäden dieser Verschwörung? Der König wurde belauscht? Man wußte von jedem Wort, das er sprach? Kannte jeden seiner Atemzüge? folgte jedem seiner Schritte? O, furchtbare Macht der Priester, der es gelang, alterprobte Treue zu untergraben, die ganze Umgebung des Monarchen mit ihrem Gifte zu durchfressen – mit welchen Mitteln war dieser unsichtbaren Schlange der Kopf zu zertreten?
    »Der Boden wankt unter meinen Füßen,« war Ramses' erstes Wort, als Menes ihm nahte, – »ich bin hilflos, ich kämpfe gegen unverwundbare Geister.«
    Menes gab aufbrausend den Rat, die Königin samt ihrem Sohne in die Verbannung zu schicken; jedoch Ramses wagte dies nicht. Er habe keine sicheren Beweise ihrer Schuld; es würde seinem Volke dieser Schritt zu unerwartet kommen; wenn er ohne Untersuchung so streng verführe, könnte man ihn der Ungerechtigkeit zeihen. Weder seinen Sohn noch seine Gemahlin wünschte Ramses von dieser Zeit an zu sehen. Sie durften beide nicht mehr vor seine Augen treten. Desto eifriger besuchte Urmaa den Tempel; alle Priester waren entzückt von ihrer Frömmigkeit. Man hob lobend hervor, sie bete für ihren Gemahl, der sie vernachlässige. Einige behaupteten, sie hätte schon mehreremal während des Gebetes nach dem Dolch gegriffen, da sie es nicht überleben wolle, wenn Ramses ihr seine Gunst entzöge. Oft konnte man die hohe Dame mit verweinten Augen in den Tempel schreiten sehen oder sie des Nachts rufen hören, sie fühle sich verlassen. Ihre Dienerinnen trugen mit geschäftiger Zunge in Theben umher, daß man fürchte, Ramses würde die zarte Seele seiner Gemahlin durch diese Härte töten. Menes ließ alle Speisen, die dem Monarchen vorgesetzt wurden, zuvor von zwei Negersklaven kosten. Als diese beiden Sklaven kurz nach der Ermordung Huis des Königs Morgentrank versuchten, verfielen sie darauf sogleich in Schlaf. Man beobachtete sie. Der eine kam nach Verlauf einer Stunde wieder zu sich, der andere wachte nicht mehr auf. Es war offenbar, die Milch war vergiftet und, wie Menes vermutete, mit jener Pflanze, für die sich die Königin kürzlich so lebhaft interessierte. Ramses schenkte dem von der Vergiftung wieder genesenen Negersklaven (dessen Körper man übrigens nie

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