Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883

Titel: Walloth, Wilhelm: Das Schatzhaus des Königs. 1883 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walloth
Vom Netzwerk:
gab dir mein Versprechen im Wahn, im Traum.«
    »Nicht wahr, jetzt besinnst du dich?« sagte er mit dem liebenswürdigen Ton eines gutmütigen Liebhabers. »Nun sage, wie weit bist du mit ihm! Wann wird's geschehen?«
    »Du kommst also, mich zu mahnen?«
    »So ist's! Ich wollte fragen – wann das Pulver –« er brach ab und deutete mit nicht mißzuverstehendem Augenwink in einen der auf dem Tisch stehenden Becher.
    Rebekka schlug die Hände zusammen und drückte sie auf die Brust, starr vor sich niederblickend.
    »Nun?« lächelte der Priester mit verliebter Geziertheit, »wir, deine Freunde, warten sehnlichst auf diesen Moment. Es könnte bereits geschehen sein. Du hast alle Tage Gelegenheit. Eben erst aß er bei dir, vielleicht hättest du das Pulver unter seinen Wein mischen können. Hast du's nicht getan? Wie? Schade! Oder hast du vielleicht –«
    »Ich habe das Pulver verloren,« stammelte Rebekka.
    »Ist es nur das?« sagte er, »da ist leicht zu helfen. Hier ein neues.«
    Er legte ein Schächtelchen vor ihr nieder, das, als er es öffnete, schwarze Körner zeigte.
    »Diese,« fuhr er lachend fort, »in den Wein gegeben, befördern den Schlaf in auffallender Weise. Dem Schläfer wird so wohl dabei, daß er es für unnötig findet, wieder zu erwachen. Ha! Ha! schlaue Pulver. Treffliches Heilmittel gegen Zahnschmerzen. Aber sage, warum besuchst du unsere Zusammenkünfte nicht mehr, wir haben viele neue Pläne ersonnen. Der äthiopische Königssohn verlangt sehr nach dir. Stellst du dich nur halbwegs klug, so heiratet er dich.«
    Es folgte eine Pause; Rebekka starrte das vor ihr liegende Schächtelchen mit wilden Blicken an; der Priester wartete auf eine Antwort. Endlich stieß die Jüdin das Schächtelchen weit von sich.
    »Nun, was soll das?« frug Psenophis.
    »Nimm es wieder,« sagte sie entschieden.
    »Wie? verstehe ich dich recht – Du weigerst dich.«
    »Ich weigere mich, länger euer Werkzeug zu sein,« entgegnete ihm die Jüdin mit blitzenden Augen. »Als du mich hierher beriefst, mich in die Geheimnisse eurer Verschwörung einweihtest, da kannte ich noch nicht den, gegen den ihr eure Dolche richtetet, Ramses, meinen guten Herrn. Jetzt, da ich ihn kenne, will ich mit euch nichts weiter zu tun haben, ich sage mich los von euch und euern tückischen meuchlerischen Plänen! Verlasse mich! und rede mir nie wieder von einem Bündnis zwischen euch und mir!«
    »Unkluge Dirne,« lispelte Psenophis mit kaum unterdrückter Wut, »so willst du uns hintergehen! Glaubst, man könne sich in eine Verschwörung einlassen und dann sich zu jeder Zeit wieder daraus entfernen? Wer einmal Gift genommen, muß es bis an sein Ende fortnehmen, wenn er sich das Leben erhalten will. Du bist an uns gefesselt mit eisernen Banden, und zerreißest du diese, so zerreißest du deinen Lebensfaden.«
    »Gut denn!« rief Rebekka erregt aufspringend, »setzt euer Werk in Gang! Tötet mich! Ihr könnt es vielleicht! Ich habe den König lieben gelernt, ich liebe ihn heiß, innig, ich schütze sein Leben, suche es ihm zu bewahren, nicht aber es zu zerstören. Du magst mir drohen mit was du willst, nicht kannst du mich zwingen, meines Gebieters heiliges Leben anzutasten.«
    »Und wenn ich dir sage, daß du den Tod erleiden wirst, ehe die Sonne zweimal aufgeht, wenn du uns feindlich gegenüber trittst – unsere Leute sind gewandt –«
    »Versucht es, mich zu töten,« versetzte das Mädchen, »ich werde eure ganze Bande augenblicklich dem König verraten! Ich reiße den geheimnisvollen Schleier von euch weg, der euch bisher bedeckte, kenne ich euch doch alle mit Namen – kenne ich doch euern Versammlungsort. Der König soll erfahren, welche treue Diener er ernährt, ja es ist meine Pflicht, ihm die Augen zu öffnen.«
    »So, so! das also beabsichtigst du?«
    »Ja, und auf der Stelle!«
    »Auf der Stelle?« gab ihr Psenophis lachend zurück. »Glaubst du dich dadurch gerettet? Hast du vergessen, daß ich nur ein Wort zu sagen brauche, um dich zu stürzen? Wer bist du? Eine arme Jüdin von zweifelhaftem Ruf. Wer bin ich? Ein angesehener Mann im Staate. Wem wird man mehr Glauben schenken, mir, wenn ich dich, oder dir, wenn du mich verklagst? Und kann ich dem König nicht sichere Beweise geben, daß du mit dem Plan umgingst, ihn zu vergiften? Sieh! ich nehme hier diese Schachtel, ich eile sogleich an das Lager des Königs, ich brauchte ihm – nicht wahr, du erbleichst? Und selbst, wenn der König dir mehr Glauben schenkte wie mir,

Weitere Kostenlose Bücher