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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die noch lebten. Arianna hatte keine Wahl, sie musste mich töten, wollte sie erfolgreich sein. Wenn sie dann dem Weißen Rat auch gleich noch ein Pearl Harbor bescheren konnte, umso besser.
    Oh, ich mussteeinfach dafür sorgen, dass dieser kleine Irre König blieb. Solange er das Sagen hatte, bekam es der Rat auf keinen Fall mit einem vereinten, kompetenten Roten Hof zu tun.
    Wenig später, er wischte sich noch die Finger an Alamayas Haar ab, sagte der Rote König erneut etwas.
    „Mein Herr akzeptiert Eure Bitte, die Herzogin zum Duell fordern zu dürfen. Er schickt diese Sklavin los, um Arianna zu holen.“
    „Nicht so schnell!“, widersprach ich, als Alamaya Anstalten machte, aufzustehen. „Sag ihm, ich will das Kind sehen.“
    Das Mädchen erstarrte mit weit aufgerissenen Augen zur Salzsäule.
    Erst als der König es ihr mit knapper Geste gestattete, sprach sie leise mit ihm.
    Wieder fand er meine Worte offenbar nicht witzig, ließ sogar ein paar Mal die Zähne aufblitzen. Aber letztlich nickte er kurz und deutete auf den Altar. Dann trat er ein wenig zur Seite und sah mir aufmerksam zu.
    Auch ich behielt ihn auf dem Weg zum Altar aus den Augenwinkeln im Blick.
    Maggie trug kleine Metallfesseln an Händen und Füßen. Sie sahen aus – wie soll ich sagen? Sie sahen aus, als wären sie extra für Kinder geschmiedet. Sie hockte ganz hinten am Ende des Altars an der Wand, wo sie versuchte, ihre kleinen Schuhe und das dreckige Kleidchen so wenig wie möglich mit dem Blut in Berührung kommen zu lassen, das von der Opferstätte tropfte. Ihr Haar war ein einziges, filziges Durcheinander, die dunklen Augen weit aufgerissen und blutunterlaufen. Sie bebte. Es war nicht besonders kalt, aber doch kalt genug, um ein Kind zu quälen, das nur ein dünnes Baumwollkleidchen trug.
    Ich wollte zu ihr gehen. Ihr diese Fesseln abnehmen, sie in meinen lächerlichen Umhang einwickeln, ihr etwas zu essen besorgen und warmen Kakao und ein schönes heißen Bad, einen Kamm und eine Bürste, einen Teddy und ein Bett und …
    Sie sah mich und verkroch sich leise weinend noch weiter in ihre Ecke.
    Oh, Gott.
    Es tat mir unendlich weh, sie so zu sehen, so verschreckt und unglücklich und ganz und gar allein. Ich wusste, wie ich mit Schmerzen umgehen konnte, die ich selbst empfand. Aber der Schmerz, der mich beim Anblick meines Kindes durchfuhr, das hier, vor meinen Augen, so litt – dieser Schmerz erreichte eine mir bislang unbekannte Dimension, und ich wusste überhaupt nicht, wie ich damit fertig werden sollte.
    Am besten wahrscheinlich, indem ich gleich noch ein paar Vampire in blutige Fetzen riss.
    Ich nahm den Schmerz und fütterte den Sturm damit, der nun schon seit unzähligen, endlosen Stunden in mir tobte, nährte damit das Feuer, das gerade wieder weißglühend aufloderte. Ich wartete, bis die Flammen mir die Tränen in meinen Augen getrocknet hatten. Dann wandte ich mich dem Roten König zu.
    „Einverstanden“, sagte ich. „Ich schaffe dir den Müll vom Hals. Geh und hol die Herzogin.“

44. Kapitel
    S chweigend verließ Alamaya den Tempel , kehrte aber schon nach einer knappen Minute wieder zurück. Sie kniete vor dem Roten König nieder, verneigte sich und sprach leise zu ihm.
    Der Rote König kniff verärgert die Augen zusammen, murmelte eine Antwort und ging. Draußen ertönten Muschelhörner und Trommeln, als sich der König zeigte.
    Alamaya musste die Stimme heben, sonst hätte ich sie nicht verstanden. „Dieser Raum ist bewacht und mit Schutzzaubern gesichert. Mein Herr will, dass du das weißt. Solltest du versuchen, den Tempel mit dem Kind zu verlassen, wirst du vernichtet, und das Mädchen ebenfalls.“
    „Verstanden“, sagte ich ruhig.
    Alamaya verneigte sich vor mir nicht ganz so tief wie vor ihrem Herrn, ehe sie dem Roten König nacheilte.
    Kaum war sie fort, als ich zwei Schritte auf den Altar mit der toten Frau zu machte. „So“, sagte ich. „Was siehst du hier?“
    Aus dem improvisierten Rolling-Stones-T-Shirt-Beutel, den ich mir an die Schärpe gebunden hatte, meldete sich Bobs unzufriedene Stimme: „Zwei überdimensionale rote Lippen.“
    Leise fluchend fummelte ich am Hemd herum, bis eine der glühend orangen Augenhöhlen zum Vorschein kam.
    „Jetzt sehe ich einen überdimensionalen magischen Nerd.“
    Ich knurrte ihn an und richtete sein Auge auf den Altar.
    „Oh“, sagte Bob. „Ach du meine Güte.“
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Dieser rituelle Fluch, den sie vorbereiten – das ist einer

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