Wanderungen durch die Mark Brandenburg
besten
Schulbildern. (Dies Bild befindet sich zur Zeit in Ber-
lin, in der Wohnung der Frau von Hengstenberg.)
9. Maria und der verkündende Engel. Zwei Köpfe,
nach dem großen und berühmten Bilde in der Kirche
Annunziata in Florenz gemalt. Das große Bild wird
alljährlich nur einmal dem Volke gezeigt; der Maler hat diese beiden Köpfe, nach einmaligem Sehen, aus
dem Gedächtnis auf die Leinwand gebracht.
10. Madonna. Von Fra Bartolomeo. Aus der Gipfelzeit
der Malerei; an Schönheit vielleicht allen Bildern der
Sammlung voranstehend. Ein großes dunkles Kopf-
tuch, unter dessen Falten das rote Kleid nur wenig
hervorsieht, wallt tief herab. Der Kopf selbst zeigt
einen leidenden Ausdruck. Die Formen sind edel, das
Ganze voll technischer Vollendung.
11. Christus auf Goldgrund, unter einem Baldachin.
In sienesischer Kunstweise, mit grünuntermalten
Fleischtönen und aufgesetztem Rot.
12. und 13. Zwei Sepiazeichnungen von Mantegna.
Es ist ein Pergamentblatt, von ungefähr ein Fuß Höhe
und sieben bis acht Zoll Breite, das auf beiden Seiten 72
bemalt ist. Auf der einen Seite erblickt man einen
Märtyrer (wahrscheinlich Sankt Jakobus), der von
den Seinen Abschied nimmt und sie segnet. Die
Zeichnung auf der andern Seite ist von noch größe-
rer Schönheit. Sie stellt dar: »Der tote Christus, von
Engeln beklagt«. Das Bild zeigt eine gewisse Ver-
wandtschaft des Ausdrucks und der Behandlung mit
dem entsprechenden Mantegna-Bilde im Berliner
Museum. Die erste Seite (Sankt Jakobus, der Ab-
schied nimmt und segnet) ist wahrscheinlich eine
Skizze zu dem bekannten Deckengemälde von Man-
tegna: »Gang zum Richtplatz und Heilung des Gicht-
brüchigen« in der Kirche degli Eremitani in Padua. –
Beide Bilder zeigen eine reiche Renaissancearchitek-
tur; was die Art des Vortrags angeht, so ist die eine
mehr in gemalter, die andere mehr in gestrichelter
Manier. Das Pergamentblatt selbst ist sehr wahr-
scheinlich aus einem Mantegnaschen Studienbuch
genommen.
14. und 15. Zwei Heilige (fast Lebensgröße), halbe
Figur, unter Spitzbogeneinrahmung. Wahrscheinlich
früher ganze Figur und später abgesägt. In giottesker Manier; vielleicht von Giottino.
16. Ein Apostel (dreiviertel Lebensgröße), halbe Fi-
gur. Abgesägt wie das vorige. Nach Metzgers Ansicht
mutmaßlich von Orcagna herrührend. Auf der untere
Hälfte des Bildes, aber ebenfalls auf der Vorderseite,
befindet sich eine mit Weiß konturierte Skizze zu
einer Madonna. Diese Skizze ist wenig mehr als fünf-
zig Jahr alt, und hat der Maler derselben das alte Bild lediglich als Untermalung benutzt.
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17. Das Gastmahl des heiligen Dominikus. Dominikus
setzt sich, mit seinen Mönchen, im Refektorium zu
Tisch und erhebt die Hände bittend gen Himmel,
während der Bruder Schaffner den leeren Korb um-
stülpt. Engel erscheinen und bringen Brote. Das sehr
beschädigte Bild enthält noch Spuren von großer
Schönheit und zierlichster Malerei, namentlich in der
Behandlung der Köpfe. Es ist ein Bild von Fiesole.
Metzger hat es auf das bestimmteste dafür erklärt.
18. Ein kleiner Altar mit Vorgängen aus dem Leben
des heiligen Laurentius.
19. Die Begegnung des Paulus und Petrus von Pietro
Spinello Aretino.
20. Verschiedene Madonnen des vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderts, teils aus gotischer, teils
aus früher Renaissancezeit.
2. Anderweitige Bilder
und Kunstschätze
1. Eine Handzeichnung von Dürer. Der dornenge-
krönte Christus vor dem Tode, auf dem Kreuze sit-
zend. Auf grauem Papier angetuscht und meisterlich
mit Weiß aufgehöht. Mit Dürers Monogramm und der
groß in Weiß aufgesetzten Jahreszahl 1519. Aus der
ehemalig Crennerschen Sammlung erstanden (siehe
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Waagens Reisen durch Deutschland). Soll früher in
Besitz des letzten Fürstabts von St. Emmeran gewe-
sen sein.
2. und 3. Zwei schöne kleine Landschaften von
Huysmans; in Poussinscher Art komponiert. Dunkel,
viel Braun und tiefes Blau des Himmels. In Saftigkeit
und Frische an dunklere Bilder Claude Lorrains erin-
nernd.
4. Friedrich II. Die inkorrekte Inschrift lautet: »L'au-riginal a été fait d'après le Roy, par Amadée van Loo.
Anno 1766.«
5. Portrait Blüchers. Wahrscheinlich von Weitsch.
6. Marktplatz von Ravello bei Amalfi. Von Blechen.
Links eine hohe Mauer mit einem rundbogigen Ein-
gang in eine Kirche. Auf dem Markt eine schöne Fon-
taine und in einiger Entfernung ein einzelner Baum,
in dessen Schatten
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