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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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von Stahl, als Nail zusticht. Dann der spitze gurgelnde Aufschrei, der Schwall von Arterienblut.

    Einen vollen Monat lang hatte Nail kein Auge zugetan, hatte er Angst gehabt, die Augen zuzumachen.
    »Vielleicht kommt es ja nicht so weit.« Nail schob noch ein paar Stuhlbeine ins Feuer.
    »Wir müssen auf die Rampart zurück«, sagte Gus. »Das ist unsere einzige Chance. Dort gibt es Lebensmittel, eine Heizung und Morphium. Ich hab fürchterliche Schmerzen.«
    »Lass mich darüber nachdenken.«
    Einige Nächte zuvor hatte Nail nicht schlafen können und sich auf die Brücke der Hyperion gesetzt. Auf dem Kapitänsstuhl hatte er die Sterne betrachtet, als Jane sich zu ihm gesellte. Sie plauderten ein wenig, mehr, um die Stille zu brechen. Trotzdem wusste er sofort, dass sie sein großes Geheimnis kannte; sie wirkte viel zu freundlich, zu zwanglos. Irgendwie war sie dahintergekommen, dass er Mal umgebracht hatte.
    Gut möglich, dass sie und ihre Freunde tot waren, dass sie in Stücke gerissen worden waren oder in den Flammen umgekommen. Möglich aber auch, dass sie von der Hyperion hatten fliehen können. Womöglich hatten sie sich mit Gewehren auf der Rampart verschanzt. Würde Jane bei Sichtkontakt schießen? Wie würde er sich in der umgekehrten Situation verhalten? Tut mir leid, Leute, ich dachte, sie wäre eine von diesen infizierten Freaks.
    »Ich will dich ja nicht beunruhigen«, sagte Gus, »aber ich beobachte schon eine Weile die Schatten hinter deinem Rücken. Ich könnte schwören, vor der hinteren Wand steht jemand.«
    Langsam wandte sich Nail um. Das Feuer warf zuckende Schatten über die Tunnelwände. Er erblickte, halb verborgen von der Dunkelheit, eine Gestalt in schwerer Schneekleidung.

    Nail erhob sich. »Hi«, sagte er. »Du bist herzlich eingeladen, dich zu uns zu setzen.«
    Keine Reaktion.
    Er zog ein brennendes Stuhlbein aus den Flammen und ging auf die Gestalt zu.
    Ein mit Gewebeband geflickter Con-Amalgam-Parka.
    »Ich bin Nail. Nail Harper.«
    Keine Antwort.
    »Hallo? Kannst du mich hören?«
    Er hielt das Stuhlbein in die Höhe, um das unter der Haube verborgene Gesicht erkennen zu können. Irre Augen starrten ihn an.
    »Nikki. Es ist Nikki.«

32 – Der Plan
    Jane und Ghost flohen überstürzt von der Insel, dicht gefolgt von Punch und Sian. Wann immer Jane über einen Felsen stolperte, war sie erleichtert, bedeutete das doch, dass sie sich immer noch in Küstennähe befanden. Denn sollten sie plötzlich merken, dass sie durch jungfräulichen Schnee stapften, hieße dies, dass sie blindlings landeinwärts gerannt waren und sich mit jedem Schritt weiter von einem sicheren Ort entfernten.
    Sie kletterten über die Basaltblöcke nach unten und liefen auf das offene, zugefrorene Meer hinaus. Der Schein des brennenden Schiffs verlieh dem Eis eine blutrote Farbe.
    Jane hatte als Einzige eine Stablampe dabei. Die anderen folgten ihr.
    »Bleibt zusammen, ihr dürft euch auf keinen Fall trennen.«
    Mehrere Explosionen waren hinter ihnen zu hören, als sich die Hyperion dank der auf die Propangasflaschen gebundenen Granaten Ebene für Ebene, Kabine für Kabine selbst in Stücke sprengte. Eigentlich war Ghosts Plan idiotensicher: Sollte es den infizierten Passagieren gelingen, die Barrikaden zu durchbrechen, würden sie verbrennen. Nur waren die lokal begrenzten Explosionen außer Kontrolle geraten, sodass nun die über die gesamte Schiffslänge verteilten Treibstofftanks einer nach dem
anderen hochgingen, Löcher in den Rumpf sprengten und Flammen durch Flure und Treppenhäuser schießen ließen.
    »Wir müssen es langsamer angehen lassen«, rief Jane. »Das Eis ist ganz frisch, ich möchte nicht einbrechen und ins Wasser fallen.«
    Sie drosselten ihr Tempo.
    »Kommt ihr klar, Leute?«, fragte sie. »Alles in Ordnung mit euch?«
    Sie und Ghost waren zu Beginn des Angriffs in ihrem Zimmer gewesen, hatten auf dem Teppich gelegen, Johnny Cash gehört und sich über das Leben unterhalten, das sie sich nach ihrer Heimkehr aufbauen würden. Dann hörten sie Geschrei, hörten, dass irgendwo gekämpft wurde. »Ausbruch.« Sie besaßen die Geistesgegenwart, ihre Polarjacken und Schneestiefel mitzunehmen.
    Der Flur vor ihrem Zimmer war von beißendem Rauch erfüllt, ganz in der Nähe explodierten Thermitgranaten. Sie bedeckten sich den Mund, um nicht die ätzenden Dämpfe einatmen zu müssen, und rannten an Deck.
    Flammen schlugen von unten herauf, Fenster wurden herausgesprengt, reihenweise brannten

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