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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Instrumente. »Mach für alle Fälle die Ambax einsatzbereit.«
    Timor hörte ihn kaum, spulte wie ein Nachtwandler die eingedrillten Handgriffe ab. Schließlich stieß Santiago ihn zu den Boxen. »Räum auf! Mach alles fertig! Für den Fall, daß du deine Freunde triffst und dableibst.«
    Von abwechselnden Wellen der Freude und Furcht durchspült, konzentrierte sich Timor auf die Vision, wie er und Santiago durch leere Städte schritten. Keine Musik, aber die Türme und das Licht… Sein bitterer Geliebter würde sehen, was eine fließende Welt gewesen war.
    Bremsend traten sie in das System ein. Seitlich von ihnen schwoll ein düsterer Stern, verschwand, kam wieder.
    »Der da. Der dritte von außen.«
    Die Schwerkraft faßte. Timor sah einen großen Sternenschwarm über den Schirm fegen. »Die Brut!«
    Paradies. Sie landeten auf Paradies.
    »Wo sind die Städte?«
    »Unter den Wolken.«
    »Er besteht zu neun Zehnteln aus Ozean. Ich sehe keine Straßen. Oder Felder.«
    »Stimmt. Sie brauchen sie nicht. Die offenen Flächen sind… waren nur für Sport oder Wasser-Tanzen.«
    »Dort ist ein Loch. Geh runter am Meer!«
    Als die Bremsrakete griff, plapperte der Signal-Schreiber. Santiago fegte das Papier zur Seite. Bewölkung tobte crescendo um sie herum, wurde schließlich dünner. Dann stießen die Beine auf, und sie waren gelandet, in gedämpftem roten Licht.
    Vor ihnen, durch die Luke zu sehen, milchige Glätte: Meer. Eine flache, ebene Küste, und hinter ihnen niedrige Farnwedel. Und eine lange, mit Zinnen, Zacken versehene Linie, die Timors Herz schneller schlagen ließ. Dies war nicht wahr. Dies war wahr!
    Santiago betrachtete stirnrunzelnd den Zettel mit der Nachricht.
    »Die sind von Sinnen. Ein ärztlicher Rückruf?«
    Timor hörte ihn kaum. Das sich drehende Rad des Schlosses war ein Strudel, der ihn in die herrliche Dämmerung zog, in das granat-glühende Licht. Es war wahr!
    »Der Augenblick der Wahrheit, Neuboy.«
    Die Klappe ging auf, und sie traten hinaus auf Paradies. Heilende Feuchtigkeit drang in Timors Lungen.
    »Igit, was für ein Mief. Du bist sicher, daß man das atmen kann?«
    »Komm schon! Die Stadt.«
    »Wo sind deine Türme?«
    Dämmerlicht; auf dem Boden schmatzte Süßigkeit, beleckt von der stillen, seichten See. Ungeduldig zog er an Santiagos Arm; der stolperte. Dies war nicht wahr.
    »Wo ist die Stadt?«
    »Komm weiter!« In der Trübnis planschten sie durch ein Wäldchen kurzer, wabbliger Bäume, an denen schleimige Früchte hingen. Das Meer machte neben ihnen einen Bogen, war kaum knöcheltief.
    »Soll das eine Stadt sein?«
    Timor blickte auf die niedrigen, gezinnten Mauern, die nur von der Dämmerung beleuchtet waren. Sie schienen niedriger als in seiner Erinnerung, niedriger und… aber er war ein Kind gewesen.
    »Sie ist aufgegeben worden, sie ist zerfallen.«
    »Dreck – wer sind die da?«
    Aus den Mauern heraus humpelten kleine grau-faulige Gestalten auf sie zu, blieben stehen und starrten.
    »Die«, sagte Timor, »das müssen die… die Diener sein. Die Arbeiter. Die sind wohl nicht gestorben.«
    »Dagegen schauen Krotts ja menschlich aus.«
    »Nein, nein.«
    »Und das da, das sind nichts als Dreckhaufen.«
    »Nein«, wiederholte Timor. Er schritt vorwärts, seinen Freund, der nicht sehen wollte, hinter sich herziehend. »Es ist einfach mit ihnen bergab gegangen.«
    »In sieben Jahren so weit?«
    Eine leise Musik schlich sich in Timors Ohren. Drei von den Gnomen humpelten näher. Alle taubengrau wie er selbst, aber Haut war es, nicht Seide, die sich da über Ellbogen und Knie blähte. Graue, nach außen gebogene Beine, und zwischen ihnen, unter den Bauchsäcken, die riesigen Genitalien von zwei von ihnen, Dreifachspuren im weichen Boden zurücklassend. Die dritte Gestalt schleifte ein Gehänge großer Zitzen zwischen den Beinen hinter sich her. Aus ihren blauschwarzen Gesichtslöchern kamen sanfte, glubschige Laute.
    Dunkle Edelsteine, goldumkrustet wie die traurigen Augen von Kröten, begegneten den seinen. Die Welt sank zur Seite, wurde durchsichtig. Die Musik.
    Ein furchtbarer Lärm prasselte auf ihn ein, Timor fuhr herum. Der Fremdling neben ihm lachte laut, ein grausames, zähnefletschendes Gebell.
    »Na, mein krottiger Freund! Das ist also Paradies!« schrie, brüllte Santiago. »Nicht einmal Krotts! SUBKROTTS! Sprich mit deinen Freunden, Krott«, keuchte er, »antworte ihnen!«
    Aber Timor verstand nicht. Ein Ding spaltete sich ab von ihm, ein Ding von feinster

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