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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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geändert. Es sind noch immer seine alten Tricks, und du läßt dich noch immer von ihm übertölpeln. Ich weiß, daß er hier ist. Hab den protzigen ausländischen Wagen gesehen, mit dem er ankam. Glaubst du, ich wüßte nicht, daß du eine Gaunerei vorhast, wenn du mich hier einsperrst?« Nicht zum erstenmal war Meredith tief beeindruckt, wieviel Mut Jessica ihrem Bruder entgegensetzte. Es war, als schlafe dieser Mut, bis es ganz schlimm um die Dinge stand; erst höchste Gefahr schien ihn zu wecken.
    »Na schön«, sagte Alwyn mürrisch.
    »Komm also auch mit hinunter. Aber ich hab dich hier nur eingesperrt, damit du nicht hineingezogen wirst, Jess. Was du nicht wußtest, hätte dir nicht schaden können. Jetzt steckst du mitten drin wie wir alle und nur, weil – weil dieses dumme Frauenzimmer es dir gesagt hat.« Er streckte die Hand aus und zeigte auf Meredith.
    »Und weil du jetzt darauf bestehst, mitzukommen. Überleg es dir zweimal, um Himmels willen! Wenn du hinunterkommst, wirst du alles erfahren und bist dann genauso dran wie wir alle.« Nach einer kleinen Pause fügte er fast flehend hinzu:
    »Ich wollte dich vor Schaden bewahren, Jess.«
    »Du großer Tölpel«, sagte Jessica zornig, aber auch, wie Meredith erkannte, mit tiefer Zuneigung.
    »Du hast noch nie klar und logisch denken können. Komm, Meredith, gehen wir hinunter und bieten wir ihnen die Stirn.«
    Sie waren alle in der Küche, saßen um den Tisch herum, und es sah so aus, als wollten sie gleich zu essen anfangen – nur war nichts auf den Tellern. Als Alwyn mit den beiden Frauen eintrat, drehten sie sich zu ihnen um. Elsie Winthrop starrte Meredith finster an, Haß in den Augen. Neben ihr ihr Mann sah nur verwirrt, aber auch starrsinnig drein, wie eben ein einfacher Mann, der weiß, daß etwas schiefgegangen ist, aber nicht weiß, warum, und der sich den Konsequenzen nicht stellen will.
    Es war noch ein Mann anwesend, ein Fremder, und Meredith ahnte nicht einmal, wer er war. Als sie eintraten, stand er auf und fragte scharf:
    »Wie zum Teufel ist sie da hinaufgekommen? Und wer ist sie?«
    Er war so groß wie Alwyn und genauso kräftig gebaut, und seine gebräunten Gesichtszüge wiesen eine gewisse Ähnlichkeit mit Alwyn auf, aber er war blond, und seine Kleidung war von ausländischem Schnitt. In seinem Gesicht war etwas, das Meredith’ Blut zu Eis erstarren ließ. Seine Augen, grau wie die von Alwyn, waren hart wie Stein, ohne jedes Mitgefühl, ohne Schwäche, ohne Verständnis für das, was andere Menschen brauchten; nur skrupellose Berechnung lag darin. Neben ihm wirkten die anderen wie Bauerntölpel. Er sah aus – und war es wahrscheinlich auch –, als sei er zu jedem Verbrechen fähig.

    »Warum hast du Jess heruntergebracht?« fragte Mrs. Winthrop. Ihr breites Gesicht rötete sich.
    »Wir waren uns einig, daß wir sie raushalten. Sie wird wieder komisch werden, wie schon einmal.«

    »Sie weiß, was auf dem Heuboden ist«, sagte Alwyn.
    »Die da hat es ihr gesagt.« Er versetzte Meredith einen leichten Stoß, und sie taumelte.

    »Warum haben Sie sich eingemischt? Was haben Sie hier zu suchen?« stieß seine Mutter hervor, und zu Haß und Zorn in ihrem Gesicht kam jetzt auch noch Verzweiflung.
    Der Fremde sah Meredith mit einem langen, kalten Blick an, schätzte ab, inwieweit sie ein Problem darstellte. Sie tat ihr Bestes, um seinem Blick gleichgültig zu begegnen, hatte jedoch den starken Verdacht, daß es ihr nicht besonders gut gelang. Er verzog zynisch den Mund, zuckte dann mit den Schultern.
    »Um sie können wir uns kümmern.«
    Meredith’ Knie schienen plötzlich zu Gelee geworden, und sie konnte sich gerade noch aufrechthalten. Sie glaubte ohne jeden Zweifel zu wissen, was er meinte, wenn er sagte, sie würden sich um sie kümmern. Wo werden sie mich begraben? fragte sie sich. Auf der Farm? Auf der Baustelle? Oder mit einem Gewicht an den Füßen in den Fluß werfen? Sie überlegte, ob sie Zeit gewinnen könnte, indem sie ihnen sagte, Alan Markby wisse, daß sie hier sei, und wenn sie nicht zurückkomme, werde er nach Greyladies kommen und Fragen stellen.
    Aber erstens stimmte das nicht; Alan glaubte sie in Witchett, und selbst wenn er sie schließlich hier aufspürte, würde es noch Stunden dauern, ehe er kam, und die Winthrops brauchten nur zu sagen, sie sei schon lange wieder weg. Alwyn konnte ihren Wagen irgendwohin fahren und auf einer Landstraße stehenlassen. Ihr Verschwinden wäre dann nur ein weiteres ungelöstes

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