Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
Vom Netzwerk:
letzten Jahrtausends raste die Erde mit der gewaltigen Geschwindigkeit von 3600 Sekunden pro Stunde dem Y2K-Bug entgegen. Und in Echtzeit steigerten sich auch die Weltuntergangsprognosen der Endzeitstimmungsmacher. Schriften mit dem Titel «Das Jahr 2000 findet nicht statt» wurden selbst von besonnenen Wissenschaftlern in Druck gegeben.
    Andere waren vorsichtiger. So findet sich auf der Internetseite einer «Projektgruppe Jahr 2000» der bemerkenswerte Satz: «Die Bandbreite der Auswirkungen des Jahr-2000-Problems bewegt sich nach Meinung vieler Experten zwischen kein Problem und Weltuntergang. Eine genauere Vorhersage lässt sich leider nicht treffen, da alle Bereiche des Lebens betroffen sein können, aber nicht müssen.»
    Als der kritische Zeitpunkt kam und verstrich, war so gut wie gar nichts geschehen. Die Auswirkungen des kürzlichen Jahr-2010-Problems waren um Größenordnungen stärker spürbar.

    Abbildung 58: Cartoon von Claudio Furnier: 1.1.2000: Gott zieht bei der Erde den Stecker raus
80. Mathematiker-Streit
    Der Mathematiker und Astronom Tycho Brahe (1546–1601) war im Alter von 20 Jahren einmal Gast auf einer Verlobungsfeier. Dabei geriet er mit dem jungen Dänen Manderup Parsbjerg in einen Streit über die Frage, wer von beiden der bessere Mathematiker sei. Beide hatten bei sich Anlagen kultiviert, die nicht zuvörderst im Sozialen verankert waren, und so schaukelte sich dieser Streit immer höher und führte schließlich dazu, dass sich Tycho Brahe zum Duell herausgefordert sah. Es wurde mit Degen ausgefochten. Zwar erlitt dabei keiner der Kontrahenten lebensbedrohliche Verletzungen, doch ein Degenhieb Parsbjergs trennte Brahe das Riechorgan ab. Dieser trug fortan eine Silbernase, die ihm ein sehr spezielles Aussehen gab.
81. Denk-Happening
Bei einem Forschungsseminar, bei dem
einer der besten Topologen der Welt ein
wichtiges Resultat präsentierte, meldete
sich plötzlich ein anderer berühmter Topologe
im Publikum und sagte, er verstehe nicht,
wie der Vortragende eine bestimmte Sache
gemacht habe. Der Redner sah ein bisschen
gequält aus und starrte eine Minute lang
stumm an die Decke. Der Topologe aus dem
Publikum sagte daraufhin: «Ah ja, daran habe
ich nicht gedacht.» Sichtlich erleichtert, setzte
der Redner seinen Vortrag fort, erfreut, dem
Publikum seinen Punkt kommuniziert zu haben.
Vaughan Jones: A credo of sorts
In H. G. Dales & G. Oliveri (Hrsg.): Truth in Mathematics
    Gute Haltungsnoten für den Redner mit seinem kleinen Solo der hingeschwiegenen Antwort. Jede andere Art der Darreichungsform hätte hier didaktisch möglicherweise ins Leere gegriffen, so aber hat er den Syllogismus auf seiner Seite, dass erwünscht ist, was nachteillos gelingt.
Multisystematisch & Unentmutigbar
Während eines Mathematik-Vortrages erhebt sich plötzlich einer der Zuhörer und sagt: «Ich habe für Ihr Theorem ein Gegenbeispiel.» – «Egal», erwidert der Vortragende, «ich habe zwei Beweise.»
82. Das Tao des wortlosen Vortrags
    Von einer ganz außerordentlichen Zusammenkunft der Amerikanischen Mathematiker-Vereinigung berichtet Eric Temple Bell in seinem Buch Mathematik – Königin und Dienerin der Wissenschaften. Für die Sitzung der Vereinigung im Oktober 1903 in New York hatte der Mathematiker Frank Nelson Cole einen Vortrag Über die Faktorisierung großer Zahlen angemeldet. Als der Vorsitzende ihm das Wort erteilte, ging Cole wortlos zur Tafel und kreidete die arithmetische Progression 1, 2, 4, 8, … bis zur Zahl 2 67 darauf. Dann subtrahierte er 1 davon. Ohne ein einziges Wort begab er sich zu einer freien Stelle der Tafel und schrieb darauf die Rechnung:

    Die beiden Rechnungen stimmten überein und Cole hatte damit die Mersenne-Zahl M67 faktorisiert. Im Jahr 1644 hatte der französische Pater Marin Mersenne (1588–1648) die Vermutung geäußert, dass für alle Primzahlen p bis 257 die Zahl 2 P –1 nur in elf Fällen selbst auch wieder eine Primzahl sei, darunter für p = 67. Diese jahrhundertealte Vermutung war damit widerlegt. In elektrisierter Stille ging Cole zu seinem Platz zurück.
Aus Platzangst vor Allgemeinplätzen
Schweige, oder sage etwas, das noch besser ist.
Pythagoras
    Gesammeltes Schweigen. Niemand stellte ihm eine Frage. Stattdessen standen die Anwesenden auf und applaudierten. So gut wie sicher ist dies der erste und bisher einzige Vortrag, der gänzlich ohne Worte auskam. Cole sagte später, die Suche nach den Faktoren habe die Sonntage dreier Jahre («three years

Weitere Kostenlose Bücher