Was dein Herz verspricht
Er nahm einen großen, beruhigenden Schluck, der angenehm brennend in seinen Magen gelangte. Den ganzen Abend hatte er nur mäßig getrunken, sich Mühe gegeben, seinem verruchten Ruf entgegenzuwirken.
Jetzt, nachdem die Damen wieder sicher zu Hause waren, wollte er nichts lieber, als sich sinnlos zu betrinken und die verdammte Angelegenheit zu vergessen.
Er nahm noch einen mächtigen Schluck. Er hatte sich nicht getäuscht in seiner Erwartung, wie man ihn aufnehmen würde. Ein Glück, daß durch Beldons Hilfe seine Schwester und Elizabeth etwas aus seinem Schatten treten konnten.
Bis zum Ende des Abends war das Geflüster weitgehend verstummt, und die beiden reizenden Damen hatten zahlreiche Männer um sich versammelt. Es sah ganz so aus, als ob es kein wesentliches Problem darstellen würde, in die gute Gesellschaft zurückzukehren.
Nick trank noch einen Schluck Gin. Mit einem erschöpften Seufzer setzte er sich aufs Sofa am Kamin und versuchte, nicht an Elizabeth’ Lächeln zu denken, mit dem sie getanzt hatte - dauernd mit einem anderen Mann. Genaugenommen entsprang seine Anspannung nicht von der Furcht vor diesem Abend, sondern von seinem Erfolg. In seinen wildesten Träumen hatte er sich nicht vorgestellt, daß ihn Elizabeth’ Erfolg so hart treffen würde.
Er fluchte leise. Jedesmal wenn sie getanzt hatte, mußte er sich Mühe geben, nicht durch den Saal zu stürmen und sie von ihrem Partner wegzureißen. Er konnte es nicht ertragen, mit anzusehen, wie ein anderer ihre seidige, weiße Haut berührte und sein lüsterner Blick hinunterwanderte zur Rundung ihrer Brüste.
Er wollte nicht, daß ein anderer sie anlächelte. Oder mit ihr lachte. Verdammt, er wollte die Kerle überhaupt nicht in ihrer Nähe haben.
Nick kippte den restlichen Gin hinunter, doch die scharfen Stiche der Eifersucht, die in seinem Inneren tobten, wurden dadurch nicht weniger. Er hatte kein Recht, so zu fühlen, überhaupt nicht. Und doch ließen die ärgerlichen Stiche nicht nach.
»Herr im Himmel«, murmelte er und stand auf, um sein Glas erneut zu füllen. Was war nur los mit ihm? Er hatte doch schon Dutzende von Frauen gehabt. Was war nur an dem feurigen Rotschopf, das ihn so wild machte vor Lust auf sie? Lust und noch etwas. Ein einfaches Verlangen, sie zu berühren. Zu halten. Zu beschützen. Es war ein Gefühl, das ihm noch nie begegnet war, weder mit seiner Frau noch mit einer seiner zahllosen Affären.
Nick setzte sich wieder auf das Sofa, leerte sein Glas, stand auf, um es wieder zu füllen und nahm diesmal die halb-volle Karaffe mit. Er hatte versprochen, sich zu bessern, aber er war kein Heiliger. Abgesehen davon konnte Elizabeth Woolcot mit ihren vollen Brüsten, ihrem seidigen Haar und ihrem bezaubernden Lächeln jeden Mann zur Flasche treiben.
Elizabeth saß auf einer Bank in dem kleinen Garten hinter dem Stadthaus. Er war natürlich nicht so wie der Garten von Ravenworth Hall, und nur wenige Vögel trotzten der rauchigen Stadtluft, doch er war grün und frisch, ein Platz, der ihre elende Stimmung etwas heben konnte.
Seit dem prächtigen Ball des Herzogs war eine Woche vergangen. Es war ein Anfang gewesen, wenn sie auch nicht von allen in der guten Gesellschaft mit offenen Armen empfangen wurden. Inzwischen hatten sie schon ein paar Einladungen bekommen und bemühten sich, einer jeden zu folgen. Elizabeth hatte ihre Nervosität überwunden und beschlossen, das Beste aus der Situation zu machen.
Maggie tat sich noch etwas schwer nach neun Jahren im Kloster, aber sie war hübsch und anmutig, und zahlreiche Männer hatten ihr Interesse an ihr bekundet.
Nicholas dagegen schien jeden Abend mißmutiger und lustloser, manchmal regelrecht abweisend.
Das hielt die Frauen nicht zurück. Sie schienen sogar seine düstere Art interessant zu finden und die Atmosphäre von Gefahr, die ihn umgab. Schließlich war er der »Verruchte Graf«, und sie hätten gern die tiefe, glühende Leidenschaft gekostet, die sie an ihm spürten, hätten gern seine hohen Brauen berührt und seinen hart wirkenden Mund geküßt.
Die Eifersucht verdrängte den letzten Schmerz, den Elizabeth noch empfunden hatte, verwandelte ihn in Ärger, in ein leise brodelndes Kochen. Sie hätte ihn am liebsten geschlagen, ihm genau den Schmerz zugefügt, den er ihr zufügte.
»Ich bin die miese Stimmung deines Bruders wirklich leid«, sagte sie eines Abends bei ihrer Rückkehr zu Maggie. »Er hat sich unhöflich benommen gegenüber Lord Tricklewood, und
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