Was dein Herz verspricht
mich. Egal was mein Gewissen sagt, ich kann ihn nicht aufgeben.«
Tante Sophie tätschelte zärtlich ihre Hand. »Das weiß ich. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, was du tun sollst, meine Liebe. Aber in diesem Falle kann ich es nicht. Du mußt tun, was dein Herz und dein Gewissen dir eingeben. Anders kannst du nicht glücklich werden.«
Elizabeth schwieg. Ihr Herz und ihr Gewissen waren in dieser Angelegenheit einfach nicht unter einen Hut zu bringen, auch nicht mit Hilfe der Stunden, die sie in der Kirche verbrachte.
Doch ebenso stark war das Gefühl, daß sie Nicholas nicht verlassen durfte, egal ob Kirche und Gesellschaft ihre Beziehung falsch fanden.
»Ich glaube, eine Tasse Tee würde dir guttun«, sagte sie matt. »Möchtest du auch eine?«
»Nein danke. Ein Nachbar aus dem nächsten Häuserblock ist letzten Monat von uns gegangen, und ein paar seiner Sachen werden versteigert. Ich dachte, ich überprüfe mal, ob ich nicht etwas Nützliches finde.«
Elizabeth lächelte zum erstenmal an diesem Tag. »Du fin-
dest stets etwas Nützliches, Tante Sophie. Deswegen ist oben in deinem Zimmer auch kein Zentimeter freier Platz mehr.«
Ihre Tante errötete würdevoll. »Tja, aber meine Federn konntest du doch gebrauchen, stimmt’s? In diesen unsicheren Zeiten weiß man nie, was man einmal gebrauchen kann.«
Elizabeth seufzte. »Da hast du wahrscheinlich recht.« Man konnte tatsächlich nie wissen, wo das Leben einen hinführte. Elizabeth hatte diese Tatsache am eigenen Leib klarer erfahren als jede andere ihrer Bekannten.
16
Maggie Warring stieg aus der Kutsche des Herzogs von Beldon, die sie ins Stadthaus zurückbrachte. Rand und seine Mutter hatten sie zu den Vauxhall Gardens begleitet, und der Marquis von Trent hatte sich irgendwann zu ihnen an den Tisch im Garten gesetzt, wonach der Rest des Abends von ihrer Nervosität verschleiert wurde.
Wie konnte er das nur erreichen? Ihr Magen rebellierte, und ihr Herz schlug heftig wie bei einem Schulmädchen -bei ihm, bei keinem anderen Mann. Bis heute war er der perfekte Gentleman gewesen, zumindest vor den anderen. Doch heute abend, kaum waren sie allein gewesen, hatte sich sein Blick wie brennend mit dem ihren verbunden.
»Ihr seht wundervoll aus, Mylady«, hatte er gesagt und ihren Handrücken an seine Lippen gedrückt. »Ein Mann könnte schon allein in Schwierigkeiten kommen, wenn er nur in Eure unglaublich blauen Augen sieht.«
Maggie erstarrte überrascht, errötete und gab irgendeine dämliche Antwort, erschreckt und doch auch seltsam erregt. Später trennte sie sich von den anderen, um ihre Nervosität zu überwinden, indem sie etwas im Garten spazierenging. Sie starrte zum Mond hinauf und betrachtete seine Berge und Täler, da tauchte Trent aus der Dunkelheit auf.
»Ich habe Euch davongehen sehen. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, wenn ich Euch begleite.« Er war makellos gekleidet, und obwohl er nur durchschnittlich groß war, hatte er etwas an sich, das ihn viel größer erscheinen ließ.
»Nein, ich... ich wollte nur ein wenig allein sein.«
»Also ja.« Doch er machte keine Anstalten, fortzugehen, und plötzlich wollte sie es auch gar nicht mehr. Er kam näher, und sein Blick folgte dem ihren hinauf in die sternenübersäte Nacht, kehrte dann wieder zu ihrem Gesicht zurück. Die Luft um sie herum schien dichter zu werden und sich mit Elektrizität zu füllen.
»Atemberaubend«, sagte er, und sie wußte, daß er nicht den Himmel meinte. Seine Hand strich zart über ihre Wange. Dann nahm er ihr Gesicht zwischen beide Hände, und sein Mund drückte sich auf den ihren.
Hitze durchströmte sie und erwärmte sie an Stellen, wo sie nicht damit gerechnet hatte. Seine Schultern waren breit. Sie spürte den Stoff seines Rocks unter ihren Händen. Sein Mund bewegte sich warm und geschickt auf dem ihren. Einen Augenblick lang erlaubte sie sich, die köstlichen Gefühle zu genießen, eine verlockende, so ganz andere Erfahrung, als die harten, fast brutalen Küsse Bascombs gewesen waren.
Dann kehrte die Wirklichkeit langsam zurück und die Erkenntnis, daß sie vielleicht jemand entdecken konnte. Der Marquis zog sich im selben Moment zurück wie sie, doch sein warmer, brauner Blick blieb auf ihr Gesicht gerichtet. Ihre Hände zitterten, als sie unwillkürlich die Finger auf ihre Lippen legte, die von seinem Kuß leicht geschwollen waren.
»Es tut mir leid, wenn ich Euch zu nahe getreten bin. Aber das wollte ich schon seit der Sekunde tun, in dem ich
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