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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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sie durch den Hinterausgang weggebracht hat. Der Wächter hat zugegeben, dass er fast die ganze Nacht geschlafen hat, was ungewöhnlich für ihn ist, denn er ist einer unserer besten Männer. Wir sind fast sicher, dass er ebenfalls betäubt wurde, denn er hatte einen Kaffee getrunken, den Malik ihm unter dem Vorwand, sich ein wenig unterhalten und ihm Gesellschaft leisten zu wollen, zu seinem Wachhäuschen gebracht hatte.«
    »Dann gibt es keinen Zweifel: Malik hat sie verschleppt«, schloss Kamal. »Mauricio, bring mich sofort zum Büro meines Onkels Abdullah.«
    »Wir fahren zur Botschaft«, intervenierte Jacques. »Dort warten dein Assistent Ahmed Yamani und dein Onkel Abdullah auf uns. Er hat sich der Sache bereits angenommen und lässt diverse Untersuchungen anstellen.«
    In der Botschaft trafen sie Abdullah al-Saud, den Chef des saudischen Geheimdienstes, der gerade zwei Männern, die sich mit Kabeln und Apparaturen in Mauricio Dubois’ Büro breitmachten, Anweisungen erteilte. Ahmed Yamani war zum wiederholten Male dabei, Sara zu befragen, der trotz der Verschleierung ihre Verzweiflung und ihre Angst anzumerken waren.
    »Er war’s«, beteuerte die Algerierin. »Malik war’s. Er ist ein Sonderling und hat Francesca nie leiden können. Er war es. Er hat sie entführt.«
    »Ist gut, Sara, Sie können jetzt gehen.«
    Die Algerierin wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber und ging. Kamal, der noch in der Tür stand, blickte ihr hinterher, bis sie am Ende des Flurs verschwunden war. Dann betrat er das Büro, wo sein Onkel gerade Anweisungen gab, um das Abhörgerät ans Telefon anzuschließen. Yamani grübelte vor sich hin und strich sich mit der Hand übers Kinn, während Jacques sich mit dem blassen, aufgelösten Botschafter unterhielt. Kamal fragte sich, wo er anfangen sollte. Oder blieb ihm nichts anderes übrig, als verzweifelt darauf zu warten, dass die Entführer sich meldeten?
    »Schick deine Männer weg, Onkel«, befahl Kamal auf Französisch. Abdullah wies die Techniker an, das Büro zu verlassen. Kamal schloss die Tür hinter den Spezialisten und blieb dann mitten im Raum stehen. Die Übrigen sahen ihn schweigend an, und obwohl sie darauf warteten, dass er sprach, zuckten sie zusammen, als er es endlich tat und seine donnernde Stimme den Raum erfüllte.
    »Weiß Saud schon Bescheid?«, fragte Kamal.
    »Noch nicht«, lautete Abdullahs Antwort. »Dein Bruder ist nicht in Riad; er ist gestern nach Griechenland geflogen, um ein paar Tage in seiner Villa in der Ägäis zu verbringen.«
    »Gut«, sagte Kamal mit leiser, schneidender Stimme. »Und Minister Tariki?«
    »Ist vor zwei Tagen nach Genf abgereist, wegen der OPEC.«
    »Sehr gut«, stellte er klar. »Niemand darf von der Sache erfahren, bis ich es sage. Und du, Mauricio, hast du die argentinischen Behörden informiert?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Perfekt. Dann tu es vorläufig auch nicht.«
    »Das kann ich nicht, Kamal«, widersprach Dubois. »Ich muss es melden«, setzte er zaghaft hinzu. »Die Entführung eines Botschaftsangehörigen ist eine sehr ernste Sache. Der Außenminister muss in Kenntnis gesetzt werden. Was, wenn Francesca …? Es ist verdammt ernst!«, brach es aus ihm heraus, und alle glaubten, er würde die Fassung verlieren.
    Kamal trat zu seinem Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Ich werde sie finden, Mauricio, das verspreche ich dir. Niemand wird mir Francesca wegnehmen, das kannst du mir glauben. Weder sie noch das Kind, das sie unter dem Herzen trägt.«
    »Ein Kind?«, fragte Jacques ungläubig.
    »Francesca ist schwanger. Und ich werde sie wiederbekommen, so wahr Allah mein Gott ist. Aber ich brauche Zeit, Mauricio. Ich bitte dich um zweiundsiebzig Stunden. Mach deinem Ministerium noch keine Meldung. Ich schwöre dir, dass ich sie finden werde. Wenn wir ihr Verschwinden öffentlich machen, bringen sie sie vielleicht um. Wir müssen vorsichtig und vor allem mit äußerster Diskretion vorgehen.«
    Es wurde still, während alle auf die Antwort des Botschafters warteten. Der nickte schließlich, um dann auf dem Sofa in sich zusammenzusinken und die Hände vors Gesicht zu schlagen. Ahmed Yamani reichte ihm eine Tasse Kaffee und setzte sich zu ihm. Jacques hingegen trat ans Fenster und sah nachdenklich in den Park der Botschaft hinunter, überzeugt, dass Mauricios Entscheidung falsch war. Kamal, der weder von dem Zusammenbruch seines Freundes noch von Méchins stillen Bedenken etwas mitbekam, ging zum Schreibtisch

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