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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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willkommen.«
    Valerie nickte gnädig und reichte ihm die Hand, die Mauricio leicht drückte. Dann begrüßte sie Francesca, nicht ohne mit einem raschen Blick ihr Kleid zu mustern. Kasem nahm die Stola, die Tasche und die Jacken der Neuankömmlinge in Empfang, und Mauricio bat sie in den Salon. Yamile bot ihnen Säfte, alkoholfreie Aperitifs und Kanapees an. Dr. Le Bon langte ungeniert zu. Francesca fand ihn ebenso reizend, wie sie seine Tochter Valerie eingebildet und unsympathisch fand.
    Als erneut ein Wagen zu hören war, verschwand Mauricio in Richtung Eingangshalle. Francesca, die gerade eine Frage von Le Bon beantwortete, folgte ihm kurz darauf und traf ihn mit drei Männern an, zwei von ihnen im eleganten Smoking, einer mit der traditionellen Kopfbedeckung und in Dishdasha. Der größere der beiden Gäste im Smoking bemerkte sie und kam auf sie zu. Francesca betrachtete ihn aufmerksam und stellte fest, dass es sich um Kamal handelte. Ohne die landestypische Kleidung hätte sie ihn fast nicht wiedererkannt.
    »Francesca«, begann Mauricio, »darf ich vorstellen: mein bester Freund, Kamal al-Saud, Prinz von Saudi-Arabien und ein Sohn des großen Königs Abdul Aziz.«
    Francesca wurde immer unwohler, je länger der Botschafter immer weitere Titel dieses Mannes aufzählte. Ein Prinz aus der Herrscherdynastie. Erde, verschlinge mich, flehte sie. Bei dem Gedanken daran, wie sie mit dem »Sohn des großen Königs Abdul Aziz« umgesprungen war und was sie ihm alles an den Kopf geworfen hatte, schien absehbar, dass das Ende ihrer kurzen diplomatischen Karriere gekommen war. Das Auswärtige Amt hatte besonderen Wert auf einen angemessenen Umgang mit den Mitgliedern der Familie Saud gelegt und betont, dass dem komplizierten Protokoll des Landes genauestens zu folgen sei. Jetzt würde er sie aus dem Land werfen lassen. Er würde sich darüber beschweren, wie sie ihn behandelt hatte. Sie hatte sich unmöglich benommen! Sie hatte ihm gesagt, er solle die Klappe halten! Mein Gott, es durfte einfach nicht wahr sein, dass ihr so etwas passierte, dachte sie am Boden zerstört.
    Sie stand völlig neben sich, als der Araber ihre Hand ergriff und leicht mit den Lippen berührte. Völlig sprachlos, hörte sie ihn sagen: »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen … richtig kennenzulernen.«
    Nachdem sie diese Peinlichkeit überstanden hatte, wandte sich Francesca den beiden anderen Gästen zu. Der Botschafter stellte sie ihr vor, aber sie gab sich keine Mühe, die Namen zu behalten. Kamal al-Saud, das war der einzige Name, der in ihrem Kopf widerhallte.
    Im Salon schwirrte es von Begrüßungen und Umarmungen. Professor Le Bon scherzte mit Kamal und dem anderen Mann im Smoking, den er Jacques nannte. Der Gast in arabischer Kleidung, ein schmächtiger, zurückhaltender Mann um die dreißig mit einer runden Brille, die ihm ein intellektuelles Aussehen verlieh, grüßte Le Bon respektvoll. Er bekannte, dass er ihn schon lange hatte kennenlernen wollen, denn Kamal habe ihm viel von ihm erzählt. Valerie kannte Kamal und Jacques; sie begrüßte sie vertraut und nahm erfreut die Komplimente über ihre Schönheit und Eleganz entgegen.
    Kasem erkundigte sich bei Francesca nach der Sitzordnung, und sie ging erleichtert mit ihm, um ihm Anweisungen zu geben. Sie brauchte einen Augenblick Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen und innerlich zur Ruhe zu kommen. Verwirrt von all den unbekannten Menschen, eingeschüchtert von Valeries überheblicher Art und vor allem beschämt über ihr Verhalten gegenüber Prinz Kamal, hielt sie sich auch weiterhin abseits, als Kasem schon wieder in der Küche verschwunden war.
    Schließlich bat Mauricio Dubois seine Gäste ins Speisezimmer. Jacques legte Le Bon die Hand auf die Schulter, und laut lachend gingen sie davon. Valerie nahm missmutig den Arm des jungen Arabers, während sie Kamal, der sich noch im Salon mit dem Botschafter unterhielt, verstohlene Blicke zuwarf.
    »Gehen wir zu Tisch, Francesca«, forderte Mauricio sie schließlich auf, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich ihrem Chef und dem Prinzen anzuschließen.
    »Ich sagte dir doch, dass es sich um ein zwangloses Abendessen handelt«, bemerkte Mauricio zu Kamal. »Du hättest nicht im Smoking kommen müssen.«
    »Ich dachte, in westlicher Kleidung sähe ich nicht ganz so unzivilisiert aus«, erklärte der Araber, und Francesca merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Sie sah zu Boden und dachte, den Rest des Abends nicht mehr aufblicken zu

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