Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
überhaupt nur zu betreten.
Ließ sich vielleicht doch ein engerer Kontakt zwischen den beiden Schwestern nachweisen als von Constance zugegeben? Oder was konnte der Grund dafür sein, dass es die kleine Schwester so magisch in diese Wohnung zog?
Conway fuhr zum Hafen und parkte dort, wo er gestern erst Constance von der Fähre abgeholt hatte. Bisher war er automatisch davon ausgegangen, dass sie allein aus England angereist war. Aber das musste ja nicht so sein.
Jetzt, um diese Zeit, war das Fährterminal noch leer. Auf dem Weg zum Eingang war nur ein dünner alter Mann zu sehen, der mit seltsam roboterhaften Bewegungen dabei war, das Pflaster zu fegen. Als Conway auf ihn zuging, unterbrach er seine Arbeit.
»Guten Tag, Mr. Ramsey«, sprach ihn der Chef de Police freundlich an. Er wusste, dass Ramsey seit einem schweren Bootsunfall nicht mehr ganz gesund war, aber sein Kopf war immer noch klar.
»Hallo«, sagte der alte Mann mit krächzender Stimme. »Hab Sie lange nicht mehr gesehen, Mr. Conway.«
»Ich komme ja auch nie von dieser verdammten Insel runter«, antwortete der Chef de Police mit gespieltem Knurren.
Ramsey lachte. »Ich auch nicht. Aber es geht ja auch so, oder?«
Conway nickte. »Das will ich meinen.« Er zog ein Foto von Constance Farrow aus der Tasche. Es war eine Kopie ihres Passfotos. »Ich komme wegen dieser jungen Dame, Mr. Ramsey. Können Sie sich zufällig noch an die erinnern? Sie ist gestern Mittag mit der Fähre aus Weymouth gekommen.«
Ramsey nahm das Foto in die Hand und betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen.
»Oh ja! Natürlich erinnere ich mich. War schließlich die Hübscheste an Bord.« Er kicherte. »Was meinen Sie, was hier sonst manchmal von Bord rollt?!«
»Ich wusste, dass Sie ein Frauenkenner sind«, sagte Conway einschmeichelnd. »Und wissen Sie auch noch, ob das Mädchen allein hier ankam oder in Begleitung?«
»Allein. Die Jungs vorne im Hafen haben sich ja fast die Köpfe verrenkt, als sie sie gesehen haben.«
»Es gibt auch keinen Zweifel, dass es die Fähre aus Weymouth war?«
»Es war hundertprozentig Weymouth, Mr. Conway. Sie ist ja beim letzten Mal auch aus Weymouth gekommen.«
Conway stutzte. »Wieso beim letzten Mal?«
»Weil sie vorvorgestern auch schon mal hier war. Ja, genau, das war der Montag. Wie nennt man diese Leute noch schnell, die immer hin und her fahren?«
»Pendler«, antwortete Conway. »Wann ist sie denn gependelt – vorvorgestern?«
»Lassen Sie mich überlegen …« Er kratzte sich an seiner staubbedeckten Oberlippe. »Ich glaube, sie ist am Spätnachmittag angekommen und am nächsten Morgen wieder weggefahren. Zurück nach Weymouth.«
Conway war schlagartig unter Hochspannung. Er hielt Ramsey für einen guten Beobachter, dem nichts entging, das hatte er bereits früher mehrfach festgestellt. Am Montagabend war Debbie Farrow ermordet worden. Wenn Ramsey recht hatte, wäre Constance Farrow zur Tatzeit auf der Insel gewesen – und sie hätte alle angelogen.
»Können Sie mir auch beschreiben, was das Mädchen anhatte?«, fragte er so ruhig wie möglich.
Ramsey dachte nach.
»Hmm … Einen roten Anorak und einen blauen Rucksack, glaube ich.«
Volltreffer. Genauso hatte Constance Farrow bei ihrer Ankunft ausgesehen.
»Haben Sie die junge Dame schon mal früher hier gesehen?«
»Nein«, sagte Ramsey kopfschüttelnd, »aber ich hab ja auch nicht jeden Tag Dienst an der Rampe.«
»Ich weiß. War nur eine Frage. Sie haben mir auch so sehr geholfen, Mr. Ramsey.«
Nachdem er sich eilig von ihm verabschiedet hatte, ging Conway zum Polizeiwagen zurück und rief über Funk Sandra Querée an.
»Wie es aussieht, gibt es eine Wende im Fall Farrow«, begann er ohne Umschweife. In zwei Sätzen erklärte er ihr, worum es sich handelte.
Sandra hörte schweigend zu. Dann sagte sie: »Das passt ja gut. Gerade hat jemand die Liste mit den Verbindungsdaten von Constance Farrows Handy bei uns abgegeben. Die britische Telefongesellschaft hat sie erst jetzt freigegeben.« Es raschelte. »Sekunde, gleich hab ich sie.«
»Gut. Dann schauen Sie schnell nach, mit wem Constance am Montag und am Dienstag telefoniert hat.«
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Sandra Querée das Datum auf der Liste gefunden hatte.
»Hier … Sieht so aus, als wenn heute unser Glückstag wäre … Am Montag um 10 Uhr 21 Uhr ist Constance von ihrer Schwester angerufen worden. Von Debbies Handy aus. Ein ziemlich langes Gespräch, fast vierzig Minuten! Zu dem
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