Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
Auch bei ihm konnte Emily auftauchen und gefährliche Fragen stellen. Er hatte zwar ein gespaltenes Verhältnis zu Alex Flair und dessen prätentiösem Lebensstil, aber sie mussten unbedingt zusammenhalten in dieser Sache.
Während er zum Schreibtisch ging, zog er sein Jackett aus, hängte es über die Rücklehne seines Lederstuhls und griff zum Telefon. Er hatte die Nummer im Kopf. Alex und er gingen mehrmals im Jahr in Schottland zur Jagd und trafen sich bei Poloturnieren.
Alex Flair war gleich am Telefon.
Trevor nahm nur aus anerzogener Höflichkeit einen kurzen Anlauf, bevor er zum Thema kam.
»Ich weiß, dass ihr heute sehr beschäftigt seid«, begann Trevor. »Hast du trotzdem ein paar Minuten?«
»Aber ja.« Alex klang gelassen wie immer. »Du kennst ja Louise. Seit zwei Tagen ist draußen alles perfekt hergerichtet. Ich muss nur noch die Rechnungen für sieben Gärtner und den teuren Gartenarchitekten bezahlen.«
Trevor wusste, dass Alex und seine Frau ihren prächtigen Privatpark heute zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierten. Dafür hatten sie einen großen Empfang vorbereitet. Trevor war auch geladen, musste jedoch absagen, weil er einen anderen wichtigen Termin hatte.
»Dann will ich es kurz machen«, sagte Trevor. »Heute war Emily Bloom bei mir. Sie hat eine Menge unangenehmer Fragen gestellt.«
Er berichtete in kurzen Worten, worum es gegangen war. Alex gehörte zu den wenigen, die von der Sache mit Debbie wussten, auch von Trevors Jugendsünde aus der Black Butter -Nacht. Als Achtzehnjähriger war Alex, damals Gast der Familie de Sagan, dabei gewesen. Trevor rechnete ihm hoch an, dass er bis heute nie ein Wort darüber verloren hatte.
Alex Flair schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: »Typisch Emily. Charmant und nett. Deshalb unterschätzt man sie immer.«
»Ihre Fragen nach Debbies Tod können auch dir Probleme bereiten. Ich denke, das ist dir klar.«
»Natürlich. Ich bin Realist.«
»Und was unternehmen wir jetzt?«, fragte Trevor.
»Ich mache dir ungern einen Vorwurf, Trevor. Aber dass du Richard erwähnen musstest … Das hätte dir nicht passieren dürfen.«
Trevor reagierte ungewollt scharf. »Ich sagte bereits, dass es mir leidtut!«
»Was meinst du? Wird Emily ihr Wissen an die Polizei weitergeben?«
»Ich denke, sie wird, wenn überhaupt, noch eine Weile zögern. Schon aus Stolz wird sie nicht zugeben, dass sie jahrelang von ihrem Mann betrogen worden ist. Es könnte nur sein, dass sie jetzt auch zu dir kommt und Fragen stellt.«
»Gut, ich bin vorbereitet. Hast du Kontakte zur Polizei?«
»Nein, die hatte ich früher. Aber seit es im Hauptquartier personelle Veränderungen gegeben hat, fehlt mir der Draht.«
»Du bringst mich gerade auf eine Idee«, sagte Alex Flair. »Unter den Gästen ist heute auch Detective Inspector Waterhouse. Die Schwester von Edward Waterhouse, dem neuen Richter.«
Trevor de Sagan lachte kurz auf. »Ich wusste, dass dein Garten eine gute Investition ist.«
»Wo kann ich dich heute Abend erreichen?«, fragte Alex.
»Im Club. Etwa ab acht.«
»Dann drück mir die Daumen. Dass mir rechtzeitig einfällt, wie ich bei Jane Waterhouse an Informationen komme.«
»Du bist ein intelligenter Mann, Alex. Ich verlasse mich auf dich.«
Sie wussten beide, dass sie sich die komplizierte Situation schöner geredet hatten, als sie war.
Während der Fahrt hatte Conway sich entschlossen, die Verhaftung von Constance Farrow selbst vorzunehmen, falls sie sich noch in der Wohnung ihrer Schwester aufhielt. Er fuhr direkt nach St. Brelade’s Bay. Doch als er dort ankam, sah er schon Roger Ellwyn aus dem Garten kommen. Neben ihm ging ein Mann in Arbeitskleidung, der einen Kasten mit Handwerkszeug in der Hand trug.
Conway stieg aus und ging den beiden entgegen. »Und? Ist sie nicht da?«
Ellwyn schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist Mr. Ridge vom Schlüsseldienst. Er war sowieso gerade hier, um das Wohnungsschloss auszutauschen. Er hat mich reingelassen.«
»Wie sieht es mit den persönlichen Sachen von Constance Farrow aus – sind sie noch in der Wohnung?«, fragte Conway.
»Soweit ich gesehen habe, ja«, antwortete Ellwyn.
»Gut. Sie bleiben vorerst hier und haben ein Auge auf das Haus. Ich fahre jetzt schnell zurück nach St. Aubin.« Missmutig stieg Conway wieder ins Auto und machte sich auf den Weg zur Polizeistation.
Schon wenige Minuten später hatte er St. Aubin erreicht. Gleich am Ortseingang befand sich Emily Blooms Teegeschäft. Mit
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