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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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anwenden.« Sein Grinsen wurde breiter. »Vorausgesetzt, du lässt die Katze endlich aus dem Sack.«
    Wenn irgendjemand mit meiner Mutter umzugehen wusste, war es Daniel. »Na schön. Was willst du wissen?«
    »Hast du die Sache kommen sehen?«
    »MeinSkizzenbuch ist am Mittwoch verschwunden.«
    »Guter Versuch. Wie wäre es mit dem Teil, wo Shaw praktisch vor der versammelten Schule erklärt hat, du hättest ihn für deine Aktstudien benutzt?«
    Ich seufzte. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Ich meine, mal ernsthaft. Du bist kaum aus dem Haus gegangen …« Er verstummte, aber ich hörte das, was er nicht sagte: Du bist kaum aus dem Haus gegangen, außer um von einer Party zu flüchten, in der Notaufnahme zu landen und eine Psychiaterin aufzusuchen.
    Ich unterbrach die unangenehme Stille. »Hilfst du mir jetzt oder nicht?«
    Daniel legte den Kopf schief und lächelte. »Magst du ihn?«
    Es war nicht zum Aushalten. »Weißt du was, vergiss es.« Ich drehte mich um und wollte gehen.
    Daniel setzte sich auf. »Schon gut, schon gut. Ich helfe dir. Aber nur aus schlechtem Gewissen.« Er kam zu mir herüber. »Weil ich dir von Dads Fall hätte erzählen müssen.«
    »Gut, dann sind wir jetzt quitt«, sagte ich und lächelte ebenfalls. »Das heißt, wenn du mir beim Tischdecken hilfst.«
    »Und? Aus welchem besonderen Anlass bist du heute Abend hier?«, fragte ich meinen Vater beim Abendessen. Er blickte mich fragend an. »Es muss das dritte Mal sein, dass du so früh zu Hause bist, seit wir umgezogen sind.«
    »Ah«, sagte er und lächelte. »Na ja, es war ein guter Tag im Büro.« Er nahm einen Bissen von dem Curryhühnchen. »Sieht so aus, als hätte ich mit meinem Klienten auf das richtige Pferd gesetzt. Die sogenannte Augenzeugin ist steinalt. Sie wird im Kreuzverhör nicht bestehen.«
    Meine Mutter stand auf, um Nachschub aus der Küche zu holen. »Das ist ja sehr schön, Marcus«, sagte sie, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich verzog keine Miene.
    »Tja, was soll ich sagen? Lassiter hat ein Alibi. Er ist in der Gemeinde verwurzelt und einer der angesehensten Bauunternehmer in Süd-Florida. Er hat Hunderttausende von Dollar an Naturschutzgruppen gespendet …«
    »Widerspricht sich das nicht?«, warf Joseph ein.
    Daniel grinste unseren kleinen Bruder an und meldete sich dann ebenfalls zu Wort. »Ich finde, Joseph hat recht. Vielleicht ist das ja alles nur Tarnung. Ich meine, er ist ein Bauunternehmer und spielt den Spender für Gruppen, die ihn hassen. Das ist doch offensichtlich nur Show – wahrscheinlich hat er damit bei der Festsetzung seiner Kaution gepunktet.«
    Ich beschloss, das Spiel mitzuspielen und ebenfalls meinen Senf dazuzugeben. »Das finde ich auch. Hört sich an, als hätte er was zu verbergen.« Ich klang angemessen locker. Meine Mutter zeigte mir von der Küche aus den gereckten Daumen. Mission erfüllt.
    »Also gut«, sagte mein Vater. »Ich merke schon, dass ihr euch alle gegen mich verschworen habt. Aber das Ganze ist nicht lustig, meine Lieben. Der Mann steht wegen Mordes vor Gericht und die Beweislage ist unklar.«
    »AberDad, bezahlen sie dich nicht dafür, dass du so etwas sagst?«
    »Lass gut sein, Joseph. Erklär’s ihm, Dad«, sagte Daniel zu unserem Vater. Als dieser ihm den Rücken zuwandte, zwinkerte Daniel Joseph zu.
    »Was mich interessieren würde«, sagte meine Mutter, als mein Vater zu einer Erwiderung ansetzte, »ist, wo mein Ältester im nächsten Jahr aufs College gehen wird.«
    Damit rückte Daniel in den Fokus. Er berichtete von den Zusagen, mit denen er rechnete, und ich blendete ihn aus, während ich mir eine Portion Basmatireis auf den Teller schaufelte. Ich hatte bereits eine Gabel voll davon gegessen, als ich sah, wie etwas durch die Zinken meiner Gabel fiel. Etwas Kleines. Blasses.
    Lebendiges.
    Ich erstarrte mitten im Kauen und ließ die Augen über den Teller wandern. Weiße Maden ringelten sich auf dem Porzellan, halb ertränkt von Currysoße. Ich schlug mir die Hand vor den Mund.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Daniel und schob sich eine Gabel Reis in den Mund.
    Ich starrte zu ihm hinüber und dann wieder auf mein Essen. Keine Maden. Nur Reis. Trotzdem konnte ich mich nicht überwinden zu schlucken.
    Ich stand auf und ging langsam durch den Flur. Sobald ich um die Ecke gebogen war, rannte ich zum Gästebad und spuckte aus. Mir zitterten die Knie und kalter Schweiß stand mir auf der Haut. Ich spritzte mir Wasser in mein bleiches

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