Was habe ich getan?
Dad.«
Dominic freute sich über den kleinen Sieg.
»Scheint so.« Mark lachte und löste die Umarmung seiner Tochter. Die Familie setzte sich wieder in Bewegung.
Kathryn verspürte eine überwältigende Woge der Sehnsucht nach ihren Kindern. Es fühlte sich wunderbar an, mit ihnen auf der gleichen Seite zu stehen. Sie drängte sich nach vorn und schlang die Arme um die Rücken ihrer Kinder, klammerte sich mit ausgestreckten Armen und gespreizten Fingern an sie. Beide sagten wie aus einem Munde: »Lass los, Mum!«, und: »Was machst du denn da?« Es war ihr egal. Das Trio blieb stehen.
»Ich hab euch so lieb. Ich bin so stolz auf euch und so stolz auf all das, was ihr, wie ich weiß, erreichen werdet. Ihr seid beide fantastisch, meine fantastischen Kinder. Versprecht mir, dass ihr immer gute Entscheidungen treffen werdet.«
Dominic schüttelte den Arm seiner Mutter ab.
»Selbstverständlich, du verrücktes Huhn«, sagte er, aber er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann rannte er voraus nach Hause. Lydia ergriff die Hand ihrer Mutter, und die beiden setzten ihren Weg fort, dicht gefolgt von Mark.
»Ich hab dich auch lieb, Mum.«
Kathryn strahlte. »Danke, mein Schatz.«
»Erinnerst du dich, Mum, dass du mich vor einer Weile gefragt hast, ob ich gern dein Leben führen würde, und ich Nein gesagt habe?«
»Ja, ja, ich erinnere mich.«
»Na ja, ich hätte hinzufügen sollen, dass ich gern wie du wäre, auch wenn ich dein Leben nicht genauso führen wollte. Weißt du, immer nett und freundlich und hübsch. So wäre ich wirklich gern.«
Eine einzelne Träne rann Kathryn über die Wange.
»Danke, Lydia. Vielen Dank.«
Mark öffnete das Gartentor und trat zur Seite, um seiner Frau den Vortritt zu lassen, immer ganz der Gentleman. Kathryn verlangsamte den Schritt, als sie, den Blick gesenkt, an ihm vorbeiging. Der Moment der Euphorie war bereits verflogen.
»Ich bringe dich um.«
Seine Miene strafte die Tatsache Lügen, dass er gerade etwas gesagt hatte. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen und so leise gesprochen, dass sie sich nicht sicher sein konnte, ob sie es sich nicht eingebildet hatte. Möglicherweise war das der Fall.
Kathryn band sich die geblümte Schürze um Hals und Taille und stellte den Wasserkessel auf. Sie versuchte, sich nicht auf die unsichtbare Lücke zwischen Jamie Genial italienisch und Jamie Unterwegs zu konzentrieren, wo bis gestern ihre verborgene Ausgabe von Reifeprüfung gestanden und auf einen gestohlenen Augenblick gewartet hatte, bis das Wasser zum Kochen kam oder die Spülmaschine den letzten Gang surrend beendete. Ihre kostbaren Bücher waren alle dahin, verbrannt. Sie konnte noch immer nicht an das Feuer denken, ohne dass sich in ihrer Kehle ein Kloß bildete. Sie versuchte, sich mit dem Mantra zu beruhigen, dass das nur Dinge, nur Gegenstände waren. Nichts davon spielt eine Rolle. Aber in Wahrheit spielten sie eine Rolle, eine große Rolle sogar.
In den Sekunden, die sie brauchte, um den Kessel mit frischem Wasser zu füllen und einzuschalten, hatten sich die Kinder umgezogen und kamen gerade die Treppe heruntergepoltert.
»Tschüss«, brüllten sie im Chor.
»Wo geht ihr hin? Wann kommt ihr zurück? Seid ihr zum Abendessen da?«
Dominic blieb in der Tür stehen und schob sich die langen Haare aus den Augen.
»Welche Frage soll ich zuerst beantworten?«
»Hm, der Reihe nach, bitte.«
Sie lächelte ihren Jungen an, ihren schlauen, sarkastischen, lustigen Jungen.
»Grillen bei Amy. Spät. Nein.«
»Amüsiere dich und pass auf dich auf.«
»Was nun?«
»Was nun?«
»Ja, Mum, du kannst nicht beides haben.«
»In diesem Fall bin ich für die Sicherheit.«
»Langweilig.«
»So bin ich nun einmal, Dom. Die ordentliche, langweilige alte Mum.«
Dominic ließ den Türgriff los und ging in die Küche. Er kam auf seine Mutter zu, nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
»Ja, das bist du, aber du bist meine ordentliche, langweilige alte Mum, und ich hab dich lieb.«
Mit der für Jugendliche typischen Verlegenheit ließ er sie rasch wieder los und rannte aus dem Haus. Diese Umarmung und das dahinter stehende ehrliche Gefühl waren etwas, worüber Kathryn wieder und wieder nachsinnen sollte. Keiner von beiden konnte deren Bedeutung zu diesem Zeitpunkt vorausahnen.
Weil sie so früh in der Kapelle hatten sein müssen und so viele Vorbereitungen zu treffen gewesen waren, hatte Kathryn es an diesem Morgen versäumt, das Bett zu machen.
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