Was habe ich getan?
Anweisung wurde eher als freundliche Bitte erteilt denn als Befehl.
Kate rutschte vom Bett und schob die Füße in die an der Ferse offenen Slipper mit Gummisohle, die man ihr ausgehändigt hatte.
Die Wärterin ging ihr voraus und nutzte eine Kombination aus Schlüssel und Magnetkarte, um von einem Korridor in den nächsten zu gelangen. Sie folgten kreuz und quer mehreren Gängen, bis Kate auf einmal in einem klinisch kalten, grauen Badezimmer stand. Es gab nur eine einzige matte Glühbirne in einem Gehäuse, das wie ein kleiner Käfig aussah. Das Waschbecken hatte einen Sprung und war von rostfarbenen Wasserstreifen durchzogen, die zum Abfluss führten. Die Luft war feucht, und es roch schimmelig.
»Du kannst duschen, Kate.«
Kate lächelte sie an. »Danke, das mache ich gern. Wie viel Zeit habe ich?«
Die Wärterin antwortete freundlich: »Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, meine Liebe.«
»Wirklich?«
Die Frau nickte. »Heute Abend ist nicht viel los. Du kannst dir Zeit lassen.«
In Gedanken wiederholte Kate die Worte der Wärterin immer wieder: Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, meine Liebe.
Sie konnte es nicht fassen. Diese zehn Wörter klangen in ihren Ohren wie Musik.
Kate trat in eine der vier identischen Duschkabinen und bemerkte den seltsamen Geruch von Umkleideräumen und Gemeinschaftsbädern, der an eine Molkerei erinnerte. Als sie sich das -Wasser über Kopf und Körper rinnen ließ, lachte sie in den Wasserschwall hinein. Aus dem Lachen wurde schnell ein Weinen. Doch es waren Tränen der Erleichterung, nicht der Traurigkeit. Sie hatte sich geschworen, niemals eine Träne um Mark oder über das zu vergießen, was sie ihm angetan hatte. Niemals. Ohne Eile seifte sie sich ein und wusch sich die Haare – zwei Mal! Sie blieb noch lang, nachdem sie mit dem Waschen fertig war, in der kleinen quadratischen Kabine stehen und ließ das Wasser auf ihre Haut prasseln, nur weil sie sich so freute, das tun zu dürfen.
Dann schloss sie die Augen und speicherte dieses brandneue Gefühl. So fühlte es sich also an, ohne ein wild hämmerndes Herz zu duschen, ohne in Gedanken einen Wecker zu stellen, ohne im Kopf die anstehenden Pflichten aufzulisten, während ihre Hand unter dem zu heißen Wasser zitternd nach dem Shampoo oder der Seife tastete. Sie kicherte. Eine Wärterin stand auf der anderen Seite der Tür, und sie war im Begriff, in eine Zelle zurückzukehren, in der sie für die Nacht eingesperrt sein würde. Trotzdem wurde ihr klar, dass sie nach über achtzehn Jahren aus ihrer eigenen, privaten Hölle befreit worden war.
»Besser?«, fragte die Wärterin, als Kate aus dem Badezimmer kam.
»Oh ja, viel besser.«
***
Die Tränen kamen eine Stunde später. Das Schluchzen aus Kates Zelle war auf dem ganzen Korridor zu hören. Es gab mehrere Rufe: »Sei still, verdammt!«, und ein paar einfühlsamere Äußerungen.
Die diensthabende Wärterin stand am Ende des Flures. So etwas kam häufiger vor, wenn das Drama des Gerichtsverfahrens erst einmal verblasst war und der neuen Gefangenen allmählich klar wurde, dass sie die nächsten Jahre hier würde verbringen müssen. Sie wartete ab. Kates Kummer war offensichtlich. Die Wärterin konnte Charaktere gut einschätzen und wusste nach nur wenigen Stunden in ihrer Gesellschaft, dass Kate keine von denen war, die Schwierigkeiten machen wollten.
»Lichter aus, meine Damen.« Die Wärterin knipste an den Schaltern im Korridor die Lampen aus. »Und bitte bemüht euch, nicht so laut zu sein.«
Sie hörte das unverkennbare Geräusch eines raschelnden Kissens und vermutete, dass Kate versuchte, ihr Schluchzen zu dämpfen.
Nach einer Stunde machte sie ihre Runde, um nachzuschauen, ob auch alle Lichter ausgeschaltet waren und alle sich dort befanden, wo sie sein sollten. Als sie durch das Gitter in Kates Zellentür spähte, stellte sie fest, dass Kate auf der Bettkante saß. Die Haare hingen ihr über das Gesicht.
»Wie geht es?«, flüsterte die Wärterin.
»Ganz gut, danke.«
Kate lächelte die dunkle Gestalt an. Ihre Stimme stockte zwischen zwei trockenen Schluchzern. Ihre Atmung ging nicht mehr im natürlichen Rhythmus. Sie klang wie ein Kleinkind, das nach einem Wutanfall nicht sprechen kann.
»Genau genommen …«
»Ja, Kate?«
Es war nicht ungewöhnlich, dass die Insassen zu dieser nächtlichen Stunde eine Unterhaltung begannen und um etwas baten.
»Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht helfen können.«
»Worum geht es?«
Die Stimme
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