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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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Reisende außer ihr, was zu tun war. Die achtzehn Jahre der Isolation unter Marks Kontrolle und die Zeit im Gefängnis hatten dafür gesorgt, dass sie sich in einer Menge von fremden Menschen unwohl fühlte. Nach fünf in der Gesellschaft von Mörderinnen und Drogenhändlerinnen verbrachten Jahren war es eigentlich lächerlich, vor Schreck über die mit Rucksäcken bepackte Familie wie gelähmt zu sein, die ihre Malbücher und Erfrischungstücher auf der Sitzreihe gegenüber ausbreitete. Was wäre, wenn die sie ansprechen würden? Gott allein wusste, was sie mit der ziemlich dürren Mutter gemein hatte, die an einem Styroporbecher nippte und hin und wieder über den muskulösen Oberschenkel ihres Mannes streichelte.
    Kate musterte das Gesicht der Frau, beobachtete ihren Mund, analysierte ihre Bewegungen. Sie wusste, dass man dem ersten Eindruck nie wirklich trauen konnte. War diese Frau verängstigt? Zurückhaltend? Wurde sie zum Gehorsam gezwungen? Kate musste zugeben, dass sie nicht verängstigt, zurückhaltend oder unterdrückt wirkte. Genau genommen wirkte sie entspannt, locker und zufrieden. Was für ein Glück für diese Frau!
    Kate machte ihr Misstrauen anderen gegenüber traurig. Ihre Fähigkeit, über Belanglosigkeiten zu sprechen, war verschwunden. Vielleicht würde sie mit etwas Übung wiederkommen. Eine Sekunde lang gestattete sie sich, sich ein angenehmes Leben an der Seite eines guten Mannes auszumalen. Wie hatte sie nur einen solchen Fehler begehen können?
    Sie vertiefte sich in ihr Buch mit Gedichten von Derek Walcott und versuchte, sich unsichtbar zu machen. Eine Zeile faszinierte sie, die ungeheuer passend zu sein schien, deshalb wiederholte sie sie und weidete sich an den Möglichkeiten, die sie verhieß: Du wirst den Fremden, der du selbst einmal warst, wieder lieben.
    Diese Vorstellung gefiel ihr sehr gut.
    Der Lärm einer Schar von Jungen riss sie aus ihren Träumereien. Die Kinder schlenderten in Grüppchen von vier und fünf vorbei, eine ganze Meute. Adrett und herausgeputzt, aber mit der Nonchalance und den Charakteristika jener Jungs, mit denen sie einst vertraut gewesen war, Jungs wie Dominic. Sie waren alle ähnlich gekleidet, in Trainingshosen und Kapuzenpullis, mit gestuften, langen Haaren und mit Lederumhängetaschen über den Schultern. Sie vermutete, dass sie zwischen zwölf und vierzehn Jahre alt waren. Die Jungs waren höflich, doch sie fühlten sich in ihrer noch makellosen Haut unwohl.
    Zu Kates großem Unbehagen steuerten die Jungs auf die drei freien Plätze neben ihr zu. Sie stellten ihre Taschen ab und drängten sich zusammen, dem Anschein nach bemerkten sie die Frau gar nicht, die ihre Nase in ein Buch steckte. Sie unterhielten sich über das Rugbyturnier, zu dem sie sich aufmachten, fragten, wann das Gate wohl geöffnet würde und tuschelten über die Tatsache, dass George zu spät dran gewesen war und den Schulbus beinahe verpasst hatte. Dieser George wurde mit mehreren politisch nicht korrekten Begriffen bedacht und abgestempelt, obwohl Kate nicht begriff, was seine Sexualität und ein kaputter Wecker miteinander zu tun hatten. Der Tonfall der Jungs, der ihre Zugehörigkeit zur Oberschicht verriet, und die Tatsache, dass sie sich in einem großen Flughafen ungezwungen bewegten, von dem aus sie ohne Eltern ans andere Ende der Welt fliegen würden, sprach Bände.
    Es geschah fast gleichzeitig. Während Kate ihr Buch sinken ließ, drehte einer der Jungs sich um. Das Schulwappen auf seinem Rücken war dadurch deutlich zu erkennen. Ihr stockte der Atem, ihre Haut war sofort von einem dünnen, kalten Schweißfilm bedeckt, und ihre Beine zitterten. Das goldene Emblem mit den ausgebreiteten Adlerflügeln im Hintergrund und darunter dem lateinischen Motto übte noch immer diese Wirkung auf sie aus. Die Wahrheit wird euch befreien. Es stand für Mark, es stand für Folter, es stand für Gefängnis. Es stand für den Verlust von Lydia und Dominic.
    Kate griff nach ihrer Tasche und versuchte, ihr Buch und die Flasche Wasser darin zu verstauen. Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust, ihr Blick verschwamm. In ihrer Hast ließ sie das Buch fallen. Zwei junge Hände griffen auf den Boden und hoben es auf.
    Der dunkelhaarige Teenager reichte ihr das Taschenbuch.
    »Entschuldigen Sie, ich glaube, das gehört Ihnen.«
    »Danke, ja, es ist meins.«
    »Der hat den Nobelpreis bekommen, nicht wahr? Ist es gut?«
    Kate schaute auf und blickte in die Augen von Guido Petronatti. Als sie ihn das

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