Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
Vom Netzwerk:
anders! Ich bin so aufgeregt. Habe ich euch die Abflugzeiten durchgegeben? Das habe ich doch gemacht, oder? Ich will die beiden natürlich sehen, bevor wir abfliegen. Ich denke, ich nehme mir in Gatwick ein Hotelzimmer. Dann können sie entweder am Vorabend kommen oder wirklich ganz, ganz früh, damit wir ein paar Stunden haben, um uns vor dem Abflug quasi wieder kennenzulernen.«
    »Sie. Kommen. Nicht. Mit.«
    Francesca sprach jede Silbe aus, als würde sie mit einer Ausländerin reden: lauter als gewöhnlich und überdeutlich.
    »Ach, nun, das ist okay. Das habe ich mir schon gedacht. Ich kann sie auch am Flughafen treffen. Wenn ich es mir recht überlege, ist es vielleicht sogar besser so. Es könnte für sie einfacher sein, wenn viele Leute um uns herum sind, jede Menge Ablenkung. Genau genommen bietet das uns allen die Chance, einfach zusammen zu sein. Bis wir ankommen, wird es leichter sein, miteinander zu reden. Mir ist es egal – was immer das Beste ist.«
    »Nein. Hör zu, Kate. Sie kommen überhaupt nicht, nicht zum Flughafen und nicht mit in den Urlaub. Sie kommen gar nicht. Es tut mir leid.«
    Kate ließ die Beine an der Wand herunterrutschen. Sie hörte auf zu plappern und rollte sich auf der Bettdecke um den Telefonapparat zusammen.
    »Liegt es an der Reise?«, flüsterte sie. »Ich könnte problemlos kommen und sie abholen. Oder ich könnte Geld für die das Bahnticket schicken, was auch immer.«
    »Das nützt nichts, Kate, sie brauchen mehr Zeit.«
    »Mehr Zeit? Wie viel Zeit denn noch? Sie hatten fünf Jahre«, quiekte Kate, weil ihr Mund vom Schluchzen verzerrt war.
    »Ich weiß, Liebes, ich weiß.«
    »Du weißt gar nichts, Francesca! Du weißt es wirklich nicht. Tut mir leid, ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist, aber bitte, bitte, bring sie zu mir, bitte. Fran, bitte.«
    »Liebes, ich habe es versucht. Ich schwöre es, ich habe es versucht. Ich habe mich mit beiden zusammengesetzt und die Möglichkeiten durchdiskutiert. Katie, hab Geduld mit ihnen, sie brauchen einfach mehr Zeit. Dass du draußen bist, bedeutet eine neuerliche Umstellung, und wir müssen behutsam vorgehen.«
    Im Gefängnis war Kate in der Lage gewesen, sich selbst etwas vorzumachen über die vielen Gründe für das Fernbleiben ihrer Kinder: Die Entfernung von York, ihre vollen Terminpläne, die Angst, sie im Gefängnis zu sehen. Heute jedoch musste sie der Realität ins Auge blicken. Es war ihre bewusste Entscheidung gewesen, sie nicht zu besuchen. Schlimmer noch, selbst jetzt, da sie einfach in einen Zug steigen und innerhalb weniger Stunden bei ihr sein konnten, wollten die beiden sie nicht sehen. Sie konnte die unerträgliche Wahrheit nicht länger vor sich selbst verbergen.
    »Bitte, Francesca, bitte!«
    »Es ist nicht meine Entscheidung, Katie. Ich weiß, dass das schwer ist.«
    Zu schwer, es ist zu schwer. Wie soll ich das nur durchstehen?
    »Lass uns schauen, wie sie sich fühlen, wenn du wieder zurück bist. Weine nicht, Schwesterherz, es wird alles in Ordnung kommen. Bitte weine nicht.«
    Jedes Mal bricht mir das Herz. Jedes Mal.
    Die Idee einer Urlaubsreise war Katie erst in den Sinn gekommen, als sie diese dem neugierigen Anwalt gegenüber erwähnt hatte. Doch der Plan ergab durchaus Sinn: Es war eine Chance für sie und die Kinder, sich in neutraler Umgebung wieder anzunähern, eine Chance, beide wieder für sich zu haben und zu versuchen, die Zeit ihrer Trennung aufzuholen. Sie hatte nicht in Betracht gezogen, dass die beiden einfach nicht mit ihr zusammen sein wollten.
    Diese Erkenntnis führte dazu, dass sich der winzige Riss in ihrem Herzen noch ein wenig verbreiterte.
    Kate quälte sich den ganzen Abend lang, indem sie sich ausmalte, wie sie und die Kinder barfuß durch den Sand laufen und offen miteinander reden, während die Sonne am Horizont versinkt. Es sollte nicht sein. Am Morgen betrachtete sie den Boden, auf dem mit Tränen durchnässte Taschentücher verstreut lagen, und beschloss, trotzdem zu verreisen.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hielt sie nichts an einem bestimmten Ort zurück. Es gab kein Haus, keinen Job und keine Familie, die dringend ihre Rückkehr erwartete. Sie konnte ihre Zeit genauso gut im Ausland in einem Hotel verbringen wie in London. Dort wäre sie aber in der Lage, in Ruhe ihre Gedanken zu ordnen und in der Sonne zu sitzen. Saint Lucia – allein der Name klang exotisch.
    In Gatwick wurde sie jedoch zunehmend ängstlich und unsicher. Anscheinend wusste in der Abflughalle jeder

Weitere Kostenlose Bücher