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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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gerade, und jedes besaß einen Bubikragen und kleine Perlmuttknöpfe am Kragen mit den schmalen Biesen sowie an den Manschetten.
    Dann kniete Kathryn sich am Fuß des Bettes nieder, senkte den Kopf und wartete. Genau wie sie es in den vergangenen siebzehn Jahren und fünf Monaten jeden Abend getan hatte.
    Sie hörte das Knarren der obersten Treppenstufe, gefolgt vom verräterischen Klopfen des Eherings gegen das Holzgeländer. Wenn sie diese vertrauten Geräusche vernahm, spannten sich wie immer ihre Muskeln an. Das geschah ganz unwillkürlich, egal, wie oft sie sie vernommen hatte. Schließlich hörte sie, dass die Schlafzimmertür geschlossen wurde, dann das Kratzen des alten Messingschlüssels im Schloss.
    Die Angst lähmte ihre Muskeln, sie kroch ihr in die Knochen und ließ ihre Haut kribbeln. Kathryn schloss kurz die Augen, erschauderte unwillkürlich, während sich ihr Herzschlag wie gewöhnlich beschleunigte.
    Mark kam auf sie zu und stellte sich in seiner üblichen Haltung hinter sie, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seine Hüfte streifte beinahe ihren Hinterkopf. Sie konnte spüren, dass er eine fast glühende Wärme ausstrahlte. Seine Stimme war wie gewöhnlich ruhig, heiter, beinahe sanft.
    »Nun?«, fragte er.
    Ihr Mund zuckte, und sie schluckte, als sie die Wörter zu bilden versuchte. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es besser war, kurz, ehrlich und vernehmbar zu antworten. Viel besser.
    »Vier Punkte, nehme ich an.«
    »Vier Punkte, nimmst du an?«
    »Ja.« Wieder schluckte sie.
    »Du täuschst dich. Es sind sieben Punkte.«
    »Sieben?«
    »Habe ich dich aufgefordert, die Zahl zu wiederholen. Habe ich dir erlaubt, etwas zu sagen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, nein, das hatte er nicht. Schau nicht hin und sag nichts.
    »Vier Punkte, aber ehrlich.«
    Er stieß ein kurzes Lachen aus, bevor er tsts machte, als rüge er ein vorlautes Kind.
    »Ich sag dir, warum es sieben Punkte sind.« Er räusperte sich. »Erstens möchte ich dich bitten, an heute Morgen zurückzudenken. Als ich dir eine Blume geschenkt habe, hast du nicht dankbar zu mir aufgeblickt, sondern stattdessen wie ein aufmüpfiger Teenager auf den Boden gestarrt. Zwei Punkte. Außerdem musstest du dich in übertrieben vertraulicher Weise mit zwei unserer Schüler unterhalten. Zwei Punkte. Als ich dich gefragt habe, was es zum Abendessen gibt, hast du mir zögernd eine irritierende Antwort gegeben. Hühnchen, bla, bla, Hühnchen. Ein Punkt. Und schließlich hast du mich, obwohl du klare Anweisungen erhalten hattest, gezwungen, das Lehrertreffen zu verlassen, um dich zu holen, damit du die nötigen Erfrischungen servierst, die nicht nur zu spät gekommen sind, sondern auch ziemlich durchschnittlich waren. Das, Kathryn, beschämt uns beide. Zwei Punkte. Und das macht zusammen?«
    »Sieben Punkte«, antwortete sie leise.
    »Das ist korrekt.«
    Er fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und streichelte sanft ihren Nacken. Dann beugte er sich tief hinab und drückte ihr einen Kuss auf ihre obersten Halswirbel, und sie spürte die Luft kalt auf dem feuchten Mundabdruck.
    Mark ging ins angrenzende Badezimmer, um seine abendliche Dusche zu nehmen, und ließ seine Frau weiter auf dem Boden knien, damit sie über ihre Fehler nachdachte.
    Ihr wurden die Beine taub, und wie gewöhnlich begannen ihr die Füße und Zehen einzuschlafen.
    Nach einer Viertelstunde tauchte Mark, feucht und nach Zitrone duftend wieder auf. Er schlenderte zum Nachttisch und schaltete seinen Wecker ein. Alles war bereit. Dann ging er zum Schrank und wählte eine Krawatte für den nächsten Tag aus: kornblumenblaue Seide mit einem gelben Tupfen, sehr adrett. Aus der Schublade seiner hohen Kommode wählte er ein Paar Manschettenknöpfe, Seidenknoten natürlich, in passendem Blau und Gelb. Er griff nach seinem Kölnischwasser, Floris Nr. 89, und tupfte sich etwas von dem Zitrusduft hinter die Ohren und ums Kinn. Als Nächstes zog er die untere Schublade auf und holte das kleine Quadrat aus Wachspapier heraus, das er auffaltete, sodass die glänzende Rasierklinge zum Vorschein kam. Er nahm die Klinge zwischen Daumen und Zeigefinger und begutachtete sie im Schein der Lampe.
    »Komm.«
    Seine ausgestreckte Hand deutete auf das Bett, als rufe er einen Hund bei Fuß.
    Kathryn erhob sich, und ihre Beine zitterten. Sie wusste, was zu tun war, sie kannte den Ablauf. Sie hatte ihn mehr als sechseinhalbtausend Mal mitgemacht. Sechseinhalbtausend! Unglaublich. Unfassbar, aber

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