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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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natürlich auch die Schule. Ich habe es aus berufenem Munde, dass die Jury der National Excellence in Education Awards mich zum Schulleiter des Jahres ernennt. Und, wie findest du das?«
    Sie blinzelte ihn an. Sag etwas, sag etwas Nettes.
    »Das ist ja ganz toll, wunderbar.« Sie gab sich große Mühe, dass ihre Antwort nicht gestelzt oder mechanisch klang.
    »Du hast recht, das ist wirklich ganz toll und wunderbar. Du weißt, warum ich eine solche Auszeichnung erhalte, nicht wahr?«
    »Nein, na ja, schon, ich bin mir nicht ganz sicher.« Sie wusste nicht, wie die richtige, das heißt die erwartete Antwort lautete.
    »Sei unbesorgt, Kathryn, ich sage dir, warum. Das liegt daran, dass ich einfach brillant bin. Warum bekomme ich diese Auszeichnung?«
    »Weil du brillant bist, Mark.«
    »Es ist sehr nett von dir, das zu sagen, meine liebe Frau.«
    Er zog sie an den Oberarmen an sich und küsste sie fest auf den Mund, als Judith gerade die Hintertür aufmachte.
    »Ich bin’s nur.«
    Als Judith sah, dass sie in einem offenkundig zärtlichen Moment hereingeplatzt war, spürte sie, wie ihr pummeliger Hals vor Verlegenheit rot anlief.
    »O Herr Direktor! Kathryn! Es tut mir furchtbar leid, dass ich störe. Ich komme offenbar in einem ungünstigen Augenblick.«
    Sie war verlegen, eifersüchtig und fasziniert, alles zugleich.
    »Überhaupt nicht. Meine wunderbare Frau hat mir gerade gesagt, dass ich brillant bin.«
    Judith setzte sich die Brille wieder auf die Nase. »Ach, aber Herr Direktor, Sie sind wirklich brillant.«
    Sie starrte Mark mit offenem Mund an, als hätte sie vergessen, dass Kathryn im Zimmer war. Kathryn konnte sich Judiths lüsterne, anzügliche Gedanken ausmalen.
    »Es ist sehr nett, dass Sie das sagen, Judith. Sind Sie gekommen, um mich ins Büro zu eskortieren?«
    »Na ja, nein und ja. Ich meine, ich eskortiere Sie natürlich gern, aber ich wollte Sie nach den Erfrischungen für die Schulfeier fragen und wo das große Festzelt aufgestellt werden soll. Wir müssen Vorkehrungen treffen, falls es ein bisschen regnen sollte.«
    »Ach ja, das müssen wir. Und dabei hatte ich mich auf einen gemächlichen Spaziergang zu meinem Büro gefreut. Macht nichts. Keine Ruhe den Gottlosen, heißt es nicht so?«
    Er drehte sich um und zwinkerte seiner Frau zu, bevor die beiden aus der Küche gingen, es aber versäumten, die Türe hinter sich zu schließen. Wahrlich gottlos.
    Kathryn lächelte in sich hinein, während sie die Spülmaschine einräumte. Judiths Auftritte ließen sie immer an Natasha denken und daran, wie sehr sie die Besuche ihrer Freundin vermisste. Natasha pflegte Judith zu imitieren, indem sie mit einem stark übertriebenen »Ich bin’s nur!« hereinkam, was jedes Mal dazu führte, dass Kathryn sich fast kranklachte. Sie dachte an einen speziellen verregneten Dienstag zurück, als sie sich im Schul-Shop miteinander unterhalten hatten. Natasha deckte sich gerade mit Bleistiften ein, und Kathryn wollte einen Zettel mit einem Hinweis auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung zur Finanzierung der Reise der Ersten Rugby-Mannschaft nach Südafrika an das Anschlagbrett heften.
    Natasha hatte sich ihrer Freundin zugewandt und gefragt: »Fällt dir heute an mir etwas auf?«
    Kathryn ließ den Blick über die gestreifte Strumpfhose ihrer Freundin, den glockigen Minirock und die hellrosa Ballettstrickjacke wandern. »Eigentlich nicht. Sollte mir das?«
    »Ja! Ich glühe und strahle vor lauter Liebesglück. Na ja, das heißt vor Wollust, aber meiner zynischen Meinung nach ist das ja ein und dasselbe. «
    Kathryn spürte, dass sie errötete. Gewöhnlich mied sie Gespräche über dieses Thema, vor allem mit Natasha, um jeder Gegenfrage über den Stand der Dinge in ihrem eigenen Liebesleben aus dem Weg zu gehen. Kathryn fühlte sich mit dem ganzen Thema überfordert und ein wenig unbehaglich.
    »Ach? Jemand, den ich kenne?« Sie betete, es möge niemand sein, den sie kannte, weil sie die Bilder nicht vor ihrem inneren Auge haben wollte, die in ihrem Kopf aufzutauchen drohten.
    »Das kann durchaus sein. Kennst du Jacob Whittington, den Oberstufenschüler?«
    »Ja, ein gut aussehender Junge, der es bestimmt nach Oxford oder Cambridge schaffen wird.« Kathryn war sich nicht sicher, wohin das führen würde.
    »Na ja, wenn du ihn für einen gut aussehenden Jungen hältst, solltest du erst einmal seinen Vater sehen. Der ist vielleicht heiß. Ich meine wirklich heiß. Und er ist Chirurg und geschieden und vögelt mich. Bin ich

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