Was ist Gott?: Das Buch der 24 Philosophen (German Edition)
sondern da gibt es vom Mittelpunkt bis zum Äußeren und Verwirklichten unendlich viele Wirkungen. Deswegen ist seine Einschließung unendlich. Unendliche Verwirklichung ist hier nicht unmöglich, da es mit Notwendigkeit existiert.
Daraus folgt: Auch für das Zurückgehen (zum ersten Grund) ist die unbegrenzte Gutheit der sicherere Weg, der vom Sein zur Einheit des Mittelpunktes führt.
Haec definitio patet per quartam et septimam.
In posse creato, et primo inventus est numerus, secundum plura aut pauciora opera educentia possibile ad actum, quia, si sint infinita, impossibile dicitur. Eius enim quod fiet ab eo actu sunt infinita opera; unde subito operatur. Ubi vero est infinitus numerus ordinatus ad actum et invenitur resistens, non poterit evenire.
Omne esse clausionem dicit finitatis alicuius. Unde a centro ad esse eius sunt operationes finitae. In divino esse non est sic, sed opera infinita a centro ad extimum et actum. Unde sua clausio infinita est et actu non impossibilis, nisi quia necesse existens.
Unde sequitur quod etiam redeundo est interminata bonitas via securior ab esse in unitatem centri.
Gott, das ist das, dessen Können nicht gezählt wird, dessen Sein nicht eingeschlossen ist, dessen Gutsein nicht begrenzt wird. Den Verfasser bewegen nicht Allmachtsphantasien, sondern ein mathematikphilosophisches Argument: Die Zahlen fassen bzw. erschöpfen nicht die Eins, die sie zu Zahlen macht.
Drei Grundbegriffe: Können – Sein – Gutsein. Posse, esse, bonitas . Alle als unendlich, als unbegrenzt denken, das heißt Gott denken.
Die Einheit selbst wird nicht gezählt; ihre Produktivität gibt allem die Zahl, die proportionale Struktur. Sie schafft, indem sie zählt; sie unterliegt nicht selbst der Zahl.
Alles Endliche hat ein eingeschlossenes Sein und Gutsein. Es bildet sozusagen eine kleine, eine überschaubare, eine finite Kugel an Sein und Tätigkeit. Seine Wirkungen sind gezählt und sind überschaubar. Seine Umfangslinie ist auffindbar. Gott ist das, dessen Umfang nicht zu finden ist. Seine Einschließung ist unendlich, d.h. sie ist keine Einschließung. Sie schließt nichts ein und nichts aus.
Hier ist der Kommentar bemüht, Das Buch der 24 Philosophen als Einheit zu erweisen. Dies erreicht er einmal durch Rückverweis auf die Sätze IV und VII: Die unendliche Einheit lebt ihr vollkommenes Leben; sie ist ein Ziel, das immer schon erreicht ist. Zwischen ihrem Handeln und dem Ziel gibt es keinen Widerstand und keine Zeit. Außerdem nimmt der Kommentar das Bild von Kugel und Zentrum aus der zweiten These noch einmal auf: Auch die Geschöpfe haben ein Zentrum, aber von ihm zu ihrem Sein sind es viele Schritte. Sie brauchen viele Bewegungen und Handlungen. Erfolg haben sie mit ihrem Tun nur bei endlicher Anzahl und bei überwindbarem Widerstand. Unendlich viele Operationen sind bei ihnen unmöglich. Die unendliche Einheit wirkt zeitlos unendlich viele Handlungen. Sie hat den Weg vom Zentrum zum Äußersten und Verwirklichten immer schon durchschritten. Das ist ein anderer Ausdruck dafür, dass das Bild des Mittelpunkts sich auflöst. Er ist überall.
Der Kommentar hält wichtige Punkte fest: Sein ist Begrenztsein. Omne esse clausionem dicit . Dann muss die unendliche Einheit als Über-Sein gedacht werden, ein durchgehendes Motiv unseres Textes.[ 37 ]
Der Kommentar versteht Gottes Lebendigkeit als unendliche Aktivität vom Zentrum zur Verwirklichung ( ad actum ). Wie frühere Neuplatoniker beschreibt er Tätigkeit mit den aristotelischen Termini als Übergang vom Möglichen zum Wirklichen. Er lehrt vom göttlichen Sein, es vollziehe unendlich viele Operationen vom Zentrum zum Äußeren. Aber ein Äußeres gibt es nicht für die unendliche Sphäre.
Der Schlusssatz erklärt, auch für die Rückkehr der Geschöpfe sei die unendliche Gutheit der sichere Weg. Sie zieht sie unfehlbar an. Der Kommentar verbindet diesen Gedanken aus dem XII. Buch der Metaphysik des Aristoteles mit der Metapher der umfanglosen Kugel. Er greift das Bild der unendlichen Sphäre erneut auf. Zuvor hat er die X. Definition als Folgerung aus der vierten und siebten erklärt. Damit betont er sowohl sprachlich-atmosphärisch wie logisch die Einheit des Buches.
XI. Gott ist jenseits des Seins, ist notwendig und genügt als einziger sich im Überfluss selbst.
DEVS EST SVPER ENS, NECESSE, SOLVS SIBI ABVNDANTER, SVFFICIENTER.
Diese Definition beruht auf der Wesensgestalt (forma), aber sofern sie bezogen wird.
Jedes Sein
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