Was sich kusst das liebt sich
deine Statur, vielleicht war sie auch ein bisschen größer, und ich habe ihr die Bilder von dir auf meinem iPhone gezeigt.« Max schluckte nervös, und Neve bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, denn sie konnte sich kaum vorstellen, dass in einer teuren Boutique, die laut dem goldenen Wäscheetikett Boudoir hieß, Verkäuferinnen arbeiteten, die so dick waren wie sie, oder noch dicker. » Sie gefallen dir also?«
» Und wie. Sie sind traumhaft.« Und wenn sie ihr tatsächlich nicht passten, konnte sie sie immer noch hinter Glas an ihre Schlafzimmerwand hängen. » Aber das war wirklich nicht nötig. Ich fand es schön, ein Leih-Haustier zu haben.«
» Ich weiß, dass Keith ganz schön nerven kann, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich dir eine so lange Liste mit Instruktionen geschrieben habe, aber es scheint ihm ja ganz gut zu gehen.« Max sah zu Keith hinunter, der vor ihnen auf dem Boden lag und sich hingebungsvoll die Familienjuwelen leckte.
Neve schob die Tüte von sich und biss sich auf die Unterlippe. » Max, ich habe diese Geschenke nicht verdient. Ich war ein furchtbarer Hundesitter. Keith hat kein bisschen auf mich gehört.«
Max schien nicht sonderlich überrascht, als Neve ihm schilderte, dass sie bei der Einhaltung seiner Vorschriften auf der ganzen Linie versagt hatte. Er gab sich sichtlich Mühe, nicht loszulachen, als hätte er von vornherein geahnt, dass sie sofort schwach werden würde, wenn Keith sie einmal mit der Pfote anstupste oder nachts eine Weile jaulte. Richtig verärgert war er nur, als Neve ihm gestand, dass Celia ein paar Hundeklamotten aus dem Kleiderfundus von Skirt mitgebracht hatte und sie anschließend ein kleines Fotoshooting mit ihm veranstaltet hatten.
» Also wirklich, Neve«, stieß er hervor. » Wie konntest du ihm das antun?«
» Aber er fand es toll«, protestierte Neve. » Am darauffolgenden Abend hat er mir eines der T-Shirts gebracht, als wollte er die Aktion wiederholen.«
Sie behielt wohlweislich für sich, dass Celia Keith sogar ein Ballettröckchen angezogen und ihm sein frisch zubereitetes mageres Rinderhackfleisch auf einem Teller am Tisch serviert hatte.
Und sie kam zu dem Schluss, dass sie zwar ein großer Fan von Grenzen und Regeln war, aber nicht besonders konsequent, wenn es um deren Umsetzung ging.
» Gut, dass ich Derek überreden konnte, Keith das nächste Mal wieder zu sich zu nehmen«, sagte Max, und es klang schon etwas versöhnlicher. » Der zwingt Keith wenigstens nicht in irgendeine dämliche Verkleidung.«
Sie hatten Keith zu nichts gezwungen, aber Neve ließ trotzdem beschämt den Kopf hängen. » Ich tu’s nicht wieder«, versprach sie. » Und danke für die Geschenke. Es sei denn, du nimmst sie mir jetzt wieder ab.«
» Ich würde ja, aber diese Nachthemden sind farblich nicht so mein Ding. Ich schlage vor, du probierst eines an, während ich mit Keith ein letztes Mal rausgehe, und falls mir gefällt, was ich sehe, lasse ich mich vielleicht dazu überreden, sie morgen nicht in einen Oxfam-Kleidercontainer zu schmeißen.« Er stand auf und stupste den dösenden Hund mit dem Fuß an.
Neve spürte, wie sich Panik in ihr breitmachte. » Womöglich passen sie mir ja gar nicht«, murmelte sie, doch da war Max bereits draußen im Flur und öffnete die Wohnungstür, und dann war er weg.
Es war das erste Mal, dass er werktags hier schlief, aber Neve blieb keine Zeit, sich über die Bedeutung dieser Tatsache Gedanken zu machen. Sie duschte hastig, zog einen ihrer Soft- BH s an, weil ihr Busen nach wie vor ziemlich groß war, und betrachtete dann beklommen das nachtblaue Negligé. Auf dem in der Seitennaht angebrachten Größenschildchen stand M, aber rein gefühlsmäßig kam es ihr so vor, als müsste sie immer noch Größ e L tragen, an schlechten Tagen sogar XL .
» Ach, was soll’s«, brummte sie halblaut und stülpte es sich über den Kopf, ganz vorsichtig, um die hauchdünne Seide nicht zu zerreißen. Sie zog den Bauch ein, so gut es ging– als würde das etwas nützen–, und ließ den Stoff los. Er blieb zwar kurz an ihren Hüften haften, aber ein leichtes Zupfen genügte, und schon umspielte der Saum ihre Oberschenkel, und sie trug ein Nachthemd Größe M.
Sie tappte rasch ins Schlafzimmer, um sich in ihrem Ganzkörperspiegel zu betrachten. Es hatte einen ganzen Nachmittag gedauert, bis sie den vorteilhaftesten Neigungswinkel gefunden hatte, und ihre diesbezüglichen Fähigkeiten mussten wirklich spektakulär sein,
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