Was sich kusst das liebt sich
den vorherigen unterschieden.
» …und dann ist er zu diesem Crystal-Meth-abhängigen Jüngling gezogen«, beendete Philip schließlich seinen lange n Monolog . » Glaubst du, die Liebe überwindet tatsächlich alles?«
» Liebst du ihn denn wirklich?«, fragte Neve unverblümt. » Ich meine, fühlst du dich auf der geistigen Ebene mit ihm verbunden?«
Philip zögerte. Clives » geistige« Ebene beschränkte sich weitestgehend auf seinen Wodkakonsum. » Nein, das nicht, aber…«
» Ist dann wenigstens der Sex gut? So gut, dass du, wenn Clive mit dir redet, nur daran denken kannst, wann ihr das nächste Mal beide nackt sein werdet? So gut, dass du weder essen noch schlafen kannst, weil du ständig an Sex denkst? So gut, dass du feucht… äh, dass du eine Erektion bekommst, wenn er dir eine SMS schickt?«
» Lieber Himmel, nein. Wir hatten seit Wochen keinen Sex. Clive sagt, ich bin für ihn eher ein emotionales Ventil als…« Philip blinzelte. » Hast du wirklich gerade Erektion gesagt, ohne die Stimme zu senken?«
» Das ist doch auch kein schlimmes Wort«, verteidigte sich Neve. » Konzentrier dich nicht auf einzelne Wörter, sondern auf die Botschaft dessen, was ich dir sage.« Sie atmete tief durch. » Du musst mit ihm Schluss machen.«
» Schluss machen?«, echote Philip ungläubig. » Das kann ich nicht so einfach.«
» Warum denn nicht? Ihr wohnt getrennt, ihr habt keine Kinder, und du bist kreuzunglücklich mit ihm. Wenn du mich fragst, ist Schluss machen die einzige Option.«
Philip starrte auf seine Teetasse. » Er kann sehr süß und fürsorglich sein, wenn er will.«
Neve hätte ihn gern gebeten, ihr drei Situationen zu nennen, in denen Clive süß und/oder fürsorglich gewesen war, aber sie ließ es bleiben. » Ich weiß, das ist schwierig, schließlich ist es deine erste homosexuelle Beziehung, aber…«
» Ich möchte mal wissen, warum du dich plötzlich als Expertin für homosexuelle– oder wie auch immer geartete– Beziehungen betrachtest, obwohl du diesbezüglich gerade mal ein paar Wochen Erfahrung hast«, unterbrach er sie pikiert, was eine kleine Sensation war, denn Philip hasste Konfrontationen. Er guckte nie EastEnders, weil in dieser Serie ständig geschrien und gestritten wurde.
» Inzwischen sind es schon Monate«, erwiderte Neve genauso pikiert. Dann fiel ihr ein, dass sie hier war, um ihn aufzubauen. » Ich weiß, es ist keine richtige Beziehung, aber ich bin glücklich, und wenn ich in einer Pfannkuchenbeziehung glücklich bin, dann solltest du es in deiner richtigen Beziehung auch sein. Mal ehrlich, Philip, du erzählst mir seit drei Jahren immer wieder dieselben Horrorgeschichten über Clive.«
» Gar nicht wahr. Sie unterscheiden sich durchaus.«
» Aber der Unterschied besteht darin, dass sein Verhalten dir gegenüber von Mal zu Mal unverschämter wird. Versprich mir, dass du zumindest in Erwägung ziehen wirst, ihm den Laufpass zu geben.« Neve schob den Tee von sich, weil er einen ranzigen Nachgeschmack hatte. » Ich meine, was soll das alles noch, wenn ihr nicht einmal mehr Sex habt?«
» Tja, was das angeht, läuft es in deiner Pfannkuchenbeziehung ja offenbar ganz hervorragend«, sagte Philip scharf.
Neve wartete darauf, dass sich ihre Wangen röteten, doch nichts geschah, also setzte sie ein geheimnisvolles Lächeln auf, das sich allerdings eher anfühlte wie ein breites Grinsekatze-Grinsen. » Ich kann nicht klagen. Ähm, ich könnte, aber das hat nur damit zu tun, dass ich in einer Viertelstunde mit Jacob Morrison verabredet bin.«
» Vielleicht beglückwünscht er dich ja zu deinem tollen Schreibstil.« Philip schob nun ebenfalls seine Tasse weg. » Und dann verspricht er dir einen sechsstelligen Vorschuss, und du wirst nicht mehr ins Archiv kommen und nicht mehr ans Telefon gehen, wenn ich dich anrufe.«
» Das bezweifle ich.« Neve versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Philip recht behielte, aber es war zu unwahrscheinlich, also gab sie auf. » Und wenn du anrufst, würde ich immer ans Telefon gehen. Oder meiner Assistentin sagen, sie soll rangehen.«
» Man kann nie wissen, Neve. Es ist durchaus schon vorgekommen, dass Leute von einem Agenten entdeckt wurden und einen Verlagsvertrag bekommen haben.«
» Ich will im Grunde nur, dass er Mein Tanz am Rand der Welt bei einem Verlag unterbringt. Und wenn er dann sagt, er hätte die Lektüre meiner total unbrauchbaren Biografie zwar genossen, aber ich solle lieber beim Transkribieren bleiben,
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