Was tun, wenn es brennt?
Problem dabei ist, dass ein Arbeitgeber dieser Verantwortung heutzutage unter den aktuellen Marktbedingungen nicht mehr zuverlässig und umfassend gerecht werden kann. Das führt dazu, dass unser wertvolles Produkt schutzlos den Ereignissen im Arbeitsalltag ausgeliefert ist, während wir es unter der Fürsorge unserer Firma oder Führungskraft wähnen. Natürlich hat es einen Hintergrund, warum wir das tun. In der Vergangenheit war es durchaus üblich, dass ein Arbeitgeber sich um das Wohl seiner Mitarbeiter sorgte und die Entwicklung seiner Fähigkeiten und Kompetenzen im Auge behielt und im eigenen Interesse förderte. Der gute Wille ist sicherlich auch heute noch da und findet sich in mancher Hochglanzbroschüre niedergeschrieben. Doch der gute Wille allein reicht nicht aus, um unser Produkt vor Schaden zu bewahren.
Die Grenzen der Fürsorge
In Anbetracht der rasanten globalen Entwicklungen am Markt sind Firmen nicht mehr in der Lage, die Fürsorge und Produktpflege für jeden einzelnen Mitarbeiter stabil zu gewährleisten. Mit dem weltweiten Wettbewerb, internationalen Zusammenschlüssen und Firmenzu- bzw. -verkäufen verschieben sich die Machtverhältnisse. Die Gestaltungsmöglichkeiten und Entscheidungsfreiheit der Führungsmannschaft bis ins Top-Management einzelner Firmenteile sind eingeschränkt. Denn sie müssen sich in das Gesamtsystem einfügen. Die erhöhte Komplexität bedarf veränderter Strukturen und Steuerungsinstrumente, damit das große Ganze funktioniert. Auf Details, wie den einzelnen Mitarbeiter, kann keine Rücksicht genommen werden. Passen wir nicht selbst auf unser Produkt auf, so kann es dabei unbemerkt und von keinem gewollt schnell mal »unter die Räder kommen« und erheblichen Schaden nehmen. Bildlich gesprochen bekommt unsere wertvolle Schachtel zunehmend Dellen und Risse und wird langsam zu einer »alten Schachtel«, die an Attraktivität verliert. Es ist also unbedingt erforderlich, dass wir der Firma unserProdukt mehr im Sinne einer Leihgabe zur Verfügung stellen, jedoch niemals die Verantwortung für Pflege, Wartung und Weiterentwicklung ganz aus den Händen geben. Es ist und bleibt unser Produkt, und wenn wir es nicht pflegen, hegen und schützen, dann pflegt und hegt und schützt es keiner.
Keine Absicht, nur Wirkung!
Manchmal wirkt es im Arbeitsalltag so auf uns, als wäre es unserem Arbeitgeber egal, was mit unserer Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation geschieht. Tatsächlich erwartet er dauerhafte Hochleistung. Sein Ziel ist sicher nicht, diese durch zu hohe Belastung zu gefährden. Doch das richtige Maß der Belastung kennt nur jeder Einzelne für sich selbst. Wie auf den Seiten 105 ff. beschrieben, müssen wir selber unsere optimale Leistungsfähigkeit bestimmen. Vor allem braucht unser Arbeitgeber aktuell und in Zukunft unsere Fähigkeit und Bereitschaft, mit den Anforderungen der Firma mitzuwachsen. Die Wandlungsfähigkeit, die ein Unternehmen im Kontext der Weltwirtschaft zum Überleben braucht, kann nur durch die Mitarbeiterschaft ermöglicht werden. Diese Entwicklungen machen natürlich auch vor den Toren der regionalen und mittelständischen Unternehmen und dem öffentlichen Dienst nicht halt. Wenn auch nicht mit voller Wucht betroffen, können sie sich einer Anpassung an aktuelle Markttrends nicht entziehen. Statt dem Wunsch des Mitarbeiters nach Verlässlichkeit, Stabilität und Klarheit zu entsprechen, fordern die Firmen von ihm Flexibilität, Lernbereitschaft und Frustrationstoleranz. Unterschiedliche Ziele und Erwartungen prallen aufeinander, die zu Missverständnissen und Konflikten zwischen Mitarbeiterschaft und Führungsmannschaft führen. Die gute Absicht wird auf beiden Seiten nicht erkannt. Es entsteht eine völlig falsche Wirkung beim jeweils anderen.
Interessenskonflikte zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern sind normal
Die Blickwinkel der beiden hierarchischen Extrempositionen im Unternehmen sind deutlich verschieden. Beide Gruppen verfolgen unterschiedliche Ziele und haben spezifische Aufgaben. Es ist nur natürlich und folgerichtig, dass es bei mangelnder Kommunikation zu Spannungen kommt. Interessanterweise berichten junge Führungskräfte, die gerade erst den Wechsel vom Mitarbeiter zur Führungskraft vollzogen haben, erstaunt, wie sich dadurch ihre Sicht verändert. Sie erhalten Zugang zu Informationen, die ihnen als Mitarbeiter nicht zugänglich waren, und können das Handeln an der Spitze deutlich leichter
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