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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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ihrer Tasche gezogen und eine Telefonnummer darauf notiert. Nun reicht sie mir die Karte und amüsiert sich dabei über mein erstauntes Gesicht.
    «Die Antworten auf deine Fragen lauten: Erstens, weil ich auch ab und zu einen netten Abend und ein bisschen Sex brauche. Zweitens, weil ich sonst kaum Gelegenheit habe, Männer kennenzulernen, die nicht wahlweise verheiratet oder verbockt sind. Drittens, weil ich klare Verhältnisse mag. Und viertens, weil du mich nicht im Entferntesten an den blöden Arsch erinnerst, der mich und meine Tochter hat sitzenlassen.»
    Sie reicht mir ihre Visitenkarte. «Würde mich freuen.»
    Bevor ich etwas erwidern kann, ist sie aufgesprungen und strebt mit großen Schritten auf die Rutsche zu, wo Annika-Lena sich gerade vordrängelt.
    Ich schaue auf die Visitenkarte. Dr. Hildegard Zweppner-Rausch, Ernährungsberaterin. Darunter ist die Adresse eines Instituts für ganzheitliche Körpertherapien zu lesen.
    Als ich wieder aufschaue, ist Dr. Zweppner-Rausch mitsamt ihrer Tochter Annika-Lena verschwunden.
    Ich stecke die Karte ein. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen Kinderspielplatz anzusteuern, wenn Fred sich heute nicht geweigert hätte, mich zu begleiten. Momentan scheint er wegen der Betäubungsmitteltests, die wir an ihm vorgenommen haben, sauer zu sein. Egal, Freds Verweigerung hat mir die Begegnung mit Hilde beschert. Und die wiederum hat mich daran erinnert, dass ich schon länger keinen Sex mehr hatte. Kommt mit auf die Liste jener Dinge, die ich gut gebrauchen könnte. Liebe, Glück, Geld und ein Zuhause stehen auch schon drauf.
    Auf dem Weg zu unserem nächtlichen Einsatz nehme ich mir vor, Hildes Angebot anzunehmen, sobald die Sache mit dem Verlag geklärt ist. Ob wir tatsächlich im Bett landen, sei dahingestellt, aber ich hätte gerne auch mal wieder ein Date. Der Gedanke an eine Affäre mit Hilde kommt mir allerdings irgendwie seltsam vor. Vielleicht bin ich gerade in zu vielen Leben unterwegs und muss erst einmal herausfinden, welches meins ist.
    Melissa ist inzwischen über unsere nächtliche Einbruchsaktion umfassend informiert. Schamski wollte sie nicht belügen, hat ihr deshalb gesagt, dass es spät werden könnte, und sie zugleich darum gebeten, nicht weiter nachzufragen.
    «Hast du das eigentlich so formuliert?», will ich wissen. «Schatz, bitte frag nicht weiter nach?»
    Schamski überlegt kurz, dann fällt ihm der genaue Wortlaut ein. «Ich hab gesagt: Vertrau mir einfach und frag nicht weiter nach.»
    Ich muss lachen. «Guido, wenn eine Frau ein Geheimnis wittert, dann gibt sie keine Ruhe, bis sie es gelüftet hat. Das weiß man doch spätestens, wenn man mal verheiratet war, oder?»
    «Ich dachte eben, Melissa wäre anders», erwidert Schamski.
    «Keine Frau will, dass ein Mann Geheimnisse vor ihr hat. Das ist wahrscheinlich evolutionär so festgelegt. Wie der Beißreflex von Haien oder so. Und Frauen beißen sich erst recht fest, wenn ein Mann von sich aus die Sprache auf ein Geheimnis bringt. Dann läuten alle Alarmglocken.»
    «Ja. Das weiß ich jetzt auch», erwidert Schamski. «Aber Melissa hat ja immerhin versprochen, niemandem etwas zu sagen und sich nicht einzumischen. Außerdem kümmert sie sich ja um deinen Sohn, damit du mit uns unbesorgt auf Raubzug gehen kannst.»
    «Wofür ich ihr auch wirklich dankbar bin», sage ich und lenke den Wagen auf einen einsamen Parkplatz am Rande eines kleinen Waldstücks.
    Schamski streift sich die Skimaske über. «Müssen wir diese Dinger eigentlich tragen?»
    «Nein, aber ich dachte, das wäre ganz passend», erwidere ich locker.
    «Und du hast keine Bedenken, dass wir zufällig einer Polizeistreife oder ein paar Jägern über den Weg laufen und sofort abgeknallt werden, weil man uns für schwerbewaffnete Terroristen hält?», fragt Schamski.
    Ich überlege. Im Rückspiegel sehe ich, dass Günther und Bronko zögern, ihre Skimasken überzustreifen.
    «Da hat er nicht ganz unrecht», sagt Günther kleinlaut.
    Daran habe ich beim Kauf natürlich nicht gedacht.
    «Damit leuchten unsere Gesichter nicht so im Dunkeln», versuche ich die überflüssige Anschaffung zu rechtfertigen.
    «Könnte ich sehr gut verstehen, wenn wir Elitesoldaten im brasilianischen Busch wären», erwidert Schamski ungerührt.
    «Dann lassen wir die Dinger doch einfach hier», sage ich und pfeffere meine Skimaske in den Fußraum. Die Lust darauf, mich nur einmal im Leben wie ein Krimineller zu fühlen, ist mir inzwischen sowieso

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