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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Fehler es sich handelt. Zu oft geht es nicht darum, die Fehler zu verbessern, sondern darum, sie festzustellen und zu dokumentieren. Es wird also nicht die Lernfähigkeit, sondern nur
die aktuelle Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt bewertet. „Noten sind lediglich eine mögliche Form der Rückmeldung, und ihre Information ist anerkanntermassen arm, wenig sachbezogen und nicht vergleichbar. Wer sich gegen Rückmeldungen mittels Noten ausspricht, ist in der Regel für mehr Leistung und Lernerfolg, für eine wirksame Förderung und für eine differenzierte, den Lernerfolg unterstützende Beurteilung. (…) lernprozess- und lernzielorientierte Beurteilungen und Rückmeldungen sind aufwändiger, dafür aber detaillierter, informativer und fördernder.“ 41
    â€¢ „Die fundamentale Annahme deutscher Schulpolitik, nämlich die Homogenisierung der Lerngruppen durch frühe leistungsorientierte Separierung sei qualitätssichernd, wird durch umfangreiches Material in seltener Eindeutigkeit widerlegt. Demgegenüber ist die soziale Segregation ein nachgewiesener Nebeneffekt der frühen Verteilung auf institutionell getrennte Bildungsgänge. Jedoch bei einer Verminderung sozialer Disparität steigt sogar das Gesamtniveau, ohne daß in der Leistungsspitze Einbußen zu verzeichnen waren.“ 42
    â€¢ Lehrer werden hinsichtlich ihrer (zum Beispiel vom bayerischen Gesetzgeber) übertragenen „pädagogischen Verantwortung“ weitgehend entmündigt, da in der Praxis der Bildungsauftrag hinter dem Selektionsauftrag zurückgestellt werden muss.
    â€¢â€žWas ist ein guter Schüler? Ein solcher, der schwierige Aufgaben löst! Und was ist eine schwierige Aufgabe? Eine solche, die nur von wenigen Schülern gelöst werden kann! (…) Was bedeutet das? Der Erfolg des einen ist geradezu an die Bedingung des Misserfolges möglichst vieler anderer geknüpft. Das„sehr gut“ ist um so mehr wert, je seltener es vorkommt. (…) Es hat etwas (…) mit der sogenannten Selektionsfunktion der Schule und des Bildungssystems zu tun. Die Frage ist nur, ob (…) nicht pädagogische Katastrophen in Kauf genommen oder sogar produziert werden. (…) Was ist ein guter Lehrer? (…) eines ist eher unwahrscheinlich, nämlich daß eine solche Lehrperson hohes Ansehen genießt, bei der alle oder fast alle Schüler nach Ausweis ihrer Noten sehr gute Leistungen vorzuweisen haben. Tendenziell gilt, daß eine Schulaufgabe, ein Fach, eine Lehrperson, ein Schultyp als um so„besser“ gelten, je größer das Risiko der Schüler ist, (…) zu scheitern. Extrem zugespitzt und bewußt provokativ formuliert: Ein Unterricht gilt als um so besser, je mehr er seinen proklamierten Zweck verfehlt.” 43

    Wie Bildungsversager produziert werden
    Lassen wir uns auf den Gedanken ein, dass man Intelligenz durch Lernen erwerben kann, dass alle gesunden Kinder lernen können und leistungsfähig sind und somit Bildung für jedes Kind möglich ist (siehe Informationskapitel „Gehirn” ab Seite 190, „Lernen” ab Seite 202 und „Intelligenz” ab Seite 323). Dann ist es doch höchst verwunderlich, dass wir bereits nach vier Schuljahren eklatante Unterschiede zwischen den Kindern feststellen, die sich in den Folgejahren auf den weiterführenden Schulen noch verstärken.
    Das auf Basis neurobiologischer Erkenntnisse grundsätzlich zu erwartende Ergebnis wäre aber doch, dass alle Kinder an sich gute Leistungen bringen, sich die Unterschiede aufgrund der Bedingungen in den Elternhäusern weitgehend relativiert haben und nur einige Kinder eventuell leichte Defizite und Mängel aufweisen. Die Unterschiede der Kinder sind umso weniger verständlich, da in den Jahren bis zur Pubertät in allen Schularten eigentlich nur Grundlagenwissen vermittelt wird und kein spezielles Fachwissen, für das eventuell schon eine besondere Neigung und besonderes Interesse notwendig wären. Aber nicht nur die fehlenden fachlichen Fähigkeiten der Kinder erschrecken, vielmehr fällt sofort auf, dass die allermeisten Schulkinder stress- und angstgeplagt sind, anstatt mit Freude, Zuversicht und positiven Überzeugungen zu lernen. Was passiert in unseren Schulen?
    In meiner damaligen vierten Klasse waren sofort Veränderungen spürbar, als ich schließlich Proben konzipierte, deren Ergebnisse bei

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