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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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sie unter einen Sessel, verzichtete auf Socken und Schuhe und holte mir auf dem Weg ins Bad einen blauen Fleck am Schienbein. Als ich in den Spiegel blickte, hatte ich den Eindruck, eine Gestalt aus einem Horrorfilm vor mir zu sehen. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und fragte mich, warum ich um zwei Uhr morgens Besuch empfangen sollte. Doch als Celeste anklopfte, öffnete ich die Tür.
    »Ich glaube nicht, daß mir jemand gefolgt ist.« Sie schob sich sofort an mir vorbei und trat ans Fenster.
    »Warum sollte dir denn jemand folgen?« Ich schloß die Tür. »Bist du in Schwierigkeiten?«
    »Eigentlich nicht.« Sie zog den Vorhang zurück, entriegelte die Schiebetür und trat auf den schmalen Balkon. Dort beugte sie sich über die Brüstung, spähte mißtrauisch nach unten und kehrte zufrieden zurück, nachdem sie festgestellt hatte, daß keine Inkas an der Außenmauer emporkletterten. »Ich habe schon Schlimmeres hinter mir.«
    »Celeste, ich glaube, du solltest jetzt gehen.«
    Sie nahm in dem Vinylsessel in der einen Ecke des Zimmers Platz. »Wir haben einige geschäftliche Dinge zu besprechen.« Sie öffnete ihre Handtasche – sie bestand aus Bast und war im gleichen Farbton gehalten wie der Hut – und holte eine flache, goldene Schatulle daraus hervor, die aussah wie ein Zigarettenetui. »Möchtest du ein bißchen Koks?«
    Ich ließ mich aufs Bett sinken, zugleich überrascht und entsetzt. »Ich kokse nicht.«
    Celeste wirkte völlig verwirrt. »Was?«
    »Ich sagte: Ich kokse nicht. Ich nehme keine Drogen.«
    Ihre Stimmung veränderte sich abrupt und verwandelte sich in Ärger. »Deine Geschichten sind voll von dem Zeug. Du schreibst doch dauernd über Drogen-Künstler. Über Leute, die im Rausch die erstaunlichsten Sachen vollbringen: ›Synästhetische Orgasmen‹, ›rekursive Halluzinationen‹. Was soll das heißen, du nimmst keine Drogen? Willst du etwa behaupten, du hast das alles frei erfunden?«
    »Früher nahm ich welche. Vor langer Zeit, als ich zum College ging. Vor sehr langer Zeit. Ich meine, dann und wann rauche ich noch ein wenig Gras. Aber Koks – nein, nie. Ich kenne mich. Ich habe Angst davor.«
    »Mist.« Das goldene Etui zitterte in der Hand Celestes. »Du verdammter Hochstapler.« Sie legte die Schatulle auf den Beistelltisch.
    Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich verletzt. »Ich bin auch noch nie im Weltall gewesen. Und bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, einem Geist zu begegnen.«
    »Klar, sicher. Vielleicht bist du ein besserer Schriftsteller, als ich bisher annahm.« Sie spottete.
    »Was willst du von mir, Celeste?«
    Sie schloß die Augen und atmete einige Male tief durch, wirkte plötzlich so erledigt, als habe sie gerade eine schwere Niederlage erlitten. Nach einer Weile hob sie den Kopf und lächelte mich an. Es war ein gespieltes Kokettierlächeln, die Aufforderung dazu, einfach alles zu vergessen und von vorn zu beginnen. »Wie wär’s wenigstens mit einem Drink?«
    »Ich habe hier nichts zu trinken, Celeste. Außerdem ist es zwei Uhr morgens, und ich möchte, daß du gehst, okay?«
    Erneut griff sie in ihre Handtasche und holte vier kleine Flaschen Baccardi hervor, von der Art, wie man sie in Verkehrsflugzeugen servierte. »Unten im Saal steht ein Getränkeautomat. Und hol auch ein wenig Eis.«
    »Nein.«
    »Ein Drink – und dann gehe ich. Ich verspreche es. Um der alten Zeiten willen?«
    Ich schwitzte einige Minuten vor einer offenen Eis-Maschine, atmete kalte Luft und überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Ich konnte dem Sicherheitsdienst des Hotels Bescheid geben und von einer Verrückten in meinem Zimmer berichten. Aber die Lage war recht heikel. Bestimmt würde sich Celeste nicht einfach wortlos fügen. Und der Koks konnte ihr erhebliche Probleme bescheren. Vielleicht gab Celeste an, er gehöre mir. Sie konnte tausend scheußliche Dinge behaupten. Ich wollte nicht, daß uns die Polizei abholte. Ich wollte nur, daß sie aus meinem Leben verschwand. Ich wußte nicht, was ich von all dem halten sollte. Fühlte mich hilflos. »Wenn das so weitergeht, bin ich morgen fix und fertig – und sitze vielleicht in einer Arrestzelle«, erzählte ich dem Getränkeautomaten, während ich einige Münzen in den Schlitz schob. Ich entschied, ihr den einen Drink zu gönnen und dann festzustellen, ob sie ihr Versprechen hielt. Und was das anging: Ich konnte einen ordentlichen Schluck gut gebrauchen.
    Mit einem Kübel Eis und drei Pepsi kehrte ich in mein

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