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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Sache im Keim ersticken. Das konnte sonst ewig so weitergehen. Beide sahen mich überrascht an. Fast als hätten sie vergessen, dass ich da war.
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte ich etwas ruhiger. »Du hast recht, Mum, ich bin erwachsen. Ich bin die Einzige, die diese Dinge regeln kann. Und ich muss an Kate denken. Sie ist in dieser ganzen Angelegenheit am wichtigsten.«
    »Danke, Dad«, nickte ich meinem Vater zu. »Es ist beruhigend zu wissen, dass du notfalls einen Trupp Männer zum Lynchen zusammenbringst, wenn ich mal einen brauche.«
    »Ich weiß nicht«, stieß er hervor. »Aber wenn du Lynchen für den richtigen Weg hältst, kann ich ein paar Burschen im Golfklub fragen. Mal sehen, was die sagen.«
    »Ach, Dad«, sagte ich matt. »Ich mach doch nur Spaß.«
    »Er hat gesagt, dass er morgen früh anruft«, sagte meine Mutter.
    »Um wie viel Uhr?« fragte ich.
    »Um zehn«, sagte meine Mutter.
    »In Ordnung«, sagte ich.
    Wenn James gesagt hatte, dass er um zehn Uhr morgens anrufen wollte, würde er das tun – nicht um achtzehn Sekunden nach zehn, und auch nicht eine halbe Minute vor zehn. Er würde Punkt zehn anrufen.
    Zwar hatte er mich um einer anderen willen sitzenlassen, aber in mancher Hinsicht konnte man sich hundertprozentig auf ihn verlassen.
    »Und wie spät ist es jetzt?«, fragte ich.
    »Zwanzig nach drei«, sagte mein Vater.
    »Dann geh ich wohl besser schlafen«, sagte ich. »Morgen ist ein wichtiger Tag.« Dabei war mir klar, dass ich kein Auge zutun würde.
    »Wir gehen alle schlafen«, sagte meine Mutter. »Wo warst du übrigens noch so spät?«
    »Mit Adam im Bett«, gab ich zur Antwort.
    Mein Vater stieß ein lautes, nervöses Lachen aus. Meine Mutter sah betroffen drein.
    Geschieht dir recht, dachte ich. Du hast mir schließlich den Floh ins Ohr gesetzt .
    »Jetzt mal im Ernst«, sagte meine Mutter. »Was hast du getrieben?«
    »Es ist mein Ernst«. Ich lächelte. »Gute Nacht, Mum.«
    Sie machte ein entsetztes Gesicht. Sie wusste nicht, ob sie mir glauben sollte oder nicht, vermutete aber offenkundig das Schlimmste. Sie stand da und machte den Mund auf und zu wie ein Goldfisch, während ich die Tür hinter mir zuzog.
    Ich glaube nicht einmal, dass sie gemerkt hat, wie mein Vater sie am Morgenrock zupfte und sie leise fragte: »Wer von denen ist Adam?«

24
    I ch ging ins Bett, und wie ich es vermutet hatte: Ich tat kein Auge zu.
    Was wollte James hier? Hatte er etwa einen Versöhnungsversuch im Sinn? Oder wollte er einfach nur Ordnung in die Sache bringen?
    Konnte ich es ertragen, wenn er nur Ordnung in die Sache bringen wollte? Wollte ich einen Versöhnungsversuch? War er nach wie vor mit Denise zusammen?
    Ein Gedanke kam mir: Gott im Himmel, und was, wenn er Denise mitgebracht hat?
    Ich setzte mich kerzengerade im Bett auf. Wut durchtobte mich. So weit würde der verdammte Schweinehund es ja wohl nicht treiben, oder?
    Ich zwang mich zur Ruhe. Ich hatte keinen Beweis dafür, dass er irgendetwas in der Art getan hatte, und es war sinnlos, sich über etwas aufzuregen, das unter Umständen nicht einmal passiert war.
    Ich musste vor allem an Kate denken. Niemand war jetzt wichtiger als sie.
    Ich wollte, dass mit James alles zivilisiert geregelt wurde, damit er nicht aus Kates Leben verschwand.
    Für sie sollte er da sein, selbst wenn er mich nie wieder sehen wollte. Also konnte ich am nächsten Morgen nicht mit einer Machete auf ihn losgehen.
    Ich konnte es einfach nicht glauben: Ich würde ihn sehen. Und wenn das Undenkbare geschah und er es noch einmal mit mir versuchen wollte? Was dann?
    Ich wusste es nicht. Und was war mit Adam? Dem Mann, den ich gerade verlassen hatte? Daran durfte ich jetzt nicht denken.
    In meinem Kopf drängten sich die Gedanken so wild, dass es nur noch Stehplätze gab. Tatsächlich standen einige besonders wetterfeste Gedanken außerhalb meines Kopfes im strömenden Regen, ihre Drinks in der Hand, weil da wenigstens ein bisschen Platz war. Aber für Adam war kein Platz.
    Lass gut sein, sagte ich mir, du kannst unmöglich jetzt darüber nachdenken. Warte, bis alles auf die eine oder andere Weise vorüber ist, und denk dann über ihn nach.
    Dann begann ich mich zu fragen: warum? Sie wissen schon:Warum hatte mich James verlassen? Warum war er mit Denise zu einer Zeit auf und davon gegangen, als ich glaubte, dass unsere Beziehung besonders stabil sei. Mit diesen Gedanken quälte ich mich schon eine ganze Weile herum.
    Am nächsten Tag würde ich zumindest versuchen,

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