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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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geöffnet.«
    Er stand direkt vor ihr und deutete ein Lächeln an. Hatte sie da etwa ein verführerisches Funkeln in seinen Augen gesehen? Sie blickte schnell weg, doch das Bild seiner dunklen argentinischen Züge wirkte nach. Seine Pheromone waren osmotisch in ihr Blut eingedrungen und riefen eine Reaktion hervor. Der Gedanke an ein kurzes Liebesabenteuer mit ihrem Boss weckte den Wunsch in ihr, unbesonnen zu sein, und derselbe Impuls, der sie dazu gebracht hatte, das MIT zu verlassen, flüsterte ihr zu: Tu es!
    Doch irgendetwas hielt sie davon ab, Skrupel aus Loyalität oder Schuldgefühlen. Mit einem Wort: Max.
    »Ich habe nicht die passende Garderobe für ein Restaurant.«
    »Garderobe?« Er lachte kurz auf. Es klang nicht mehr so natürlich wie vorhin. »Wir sind hier in Baton Rouge. Sie sehen gut aus.«
    »Wir haben noch Arbeit vor uns«, wand sie sich.
    Ein entschlossener Ausdruck trat in sein Gesicht, als er auf die Anzeigen der Instrumente blickte. Ein paar Tests liefen noch, und sie spürte seine Ungeduld. So viele unbeantwortete Fragen. Nach all den Stunden waren sie dem Geheimnis des Kolloids kein Stück näher gekommen.
    Roman trat zum Nephelometer, blieb davor stehen und steckte die Hände in die Taschen. »Wir haben einen guten Anfang gemacht. Das Team wird morgen hier sein.«
    Er meinte das Wissenschaftlerteam. Zwei Experten sollten aus Miami eingeflogen werden. CJ war zwiespältig, was das Zusammentreffen mit ihnen betraf. »Ich bin müde, Roman.« Es war das erste Mal, dass sie seinen Namen aussprach. Redeten ihn die anderen Leute mit Mr. Sacony an? Sie konnte sich nicht erinnern. Egal, zum Teufel damit. »Ich habe die letzte Nacht mit Ihren Wachleuten in einem Umkleideraum verbracht.« Sie lachte, glitt vom Laborstuhl und schwankte leicht. »Oje. Ich glaube, ich bin dehydriert.«
    Roman füllte einen sauberen Testbecher mit Wasser aus dem Hahn, und sie trank ihn aus. Mit seinem Taschentuch wischte er ihr einen Spritzer vom Kinn. »Sie sind erschöpft. Ich habe nicht an die Nacht im Kerker gedacht. Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
    Sie zögerte und stellte sich seinen Wagen vor, den Geruch nach Leder und die Intimität auf so engem Raum. In seinem Wagen könnte sie ihre Skrupel möglicherweise über Bord werfen. Aber ihr Rover stand immer noch am Ende irgendeiner Straße in der Nähe des Damms. »Ich habe …«
    »Ja, unter einer Bedingung.« Er hob eine Augenbraue. »Wir holen unterwegs eine Pizza.«

14
    Donnerstag, 10. März, 23.45 Uhr
    Max schlurfte noch immer groggy über eine hölzerne Bühne und kratzte mit schwieligen Fingern über sein frottoir , sein Waschbrett. Die Bar am Fluss stank nach Urin und Rauch, und ein Wolkenbruch prasselte auf das Dach. Die Regentropfen hielten den Takt besser als der nomm , der neben ihm stand und unrhythmisch die Congas schlug. Max spielte für fünfzig Dollar bei einer Band mit, und er brauchte das Geld. Seine fünfjährige Tochter musste wieder zum Arzt.
    Marie hatte ständig Ohrenschmerzen. Sonia, seine Exfrau, sagte, es sei nichts, aber Max machte sich trotzdem Sorgen. Er zerbrach sich den Kopf über ihre ersten Zähne. Er stellte sich vor, dass sie krumm oder in zu großem Abstand wuchsen. Er sorgte sich auch um ihre Lunge. Ihr Brustkorb war so schmal und zart.
    Doch Marie war ein hübsches Mädchen. Klein für ihr Alter, doch mit dem Schalk im Nacken und so lebendig und beweglich wie ein Kobold. Er fühlte sich nicht reif genug für eine so wundervolle Tochter. Ihre Zerbrechlichkeit tat ihm weh. Sie hatte Sonias grüne Augen und braunes Haar, aber die Gesichtszüge ihres Vaters. Und sie liebte es, Zydeco zu tanzen.
    Während Max seine kräftigen Glieder im Rhythmus der Musik bewegte, hallte Maries Lachen durch seinen Kopf, gewinnend und fröhlich wie Wasser, das über einen runden Stein floss. Er wollte gern so ein Lied schreiben. Er hatte vor kurzem eine Melodie für sie komponiert. Er stellte sich vor, wie sie ihre kleinen Füße in den weißen Lacklederschuhen dazu bewegte. Er wollte ihr gerne neue Kleider kaufen und eine hübsche Silberhalskette. Er wollte sie auf eine gute Schule schicken. Er wollte so viel für Marie, so viel mehr, als er jemals gehabt hatte. Manchmal schlugen all die Dinge, die er für sie wollte, wie eine Welle über ihm zusammen.
    Er spürte diese Welle jetzt, wo er das Waschbrett schrubbte. Er hatte zwei Nächte nicht richtig geschlafen. Beinahe mechanisch bewegte er seine Füße im Rhythmus und formte mit den Lippen

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